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1952: Orson Welles zeigt Othello nicht
Schon zur zweiten Ausgabe der Berlinale gibt es einen grossen Skandal - um einen grossen Künstler. Orson Welles' Adaption von Shakespeares "Othello" hat in Cannes Premiere gefeiert und soll auch in Berlin gezeigt werden. Welles hatte zuvor allerdings das Nachkriegsdeutschland kritisiert - das hatten viele als "antideutsch" empfunden. Berlin will ihn daraufhin nicht, später dann doch - Welles allerdings lässt das nicht mit sich machen und sagte dem Filmfest ab.
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1961: Die "Busen-Berlinale"
Die elfte Ausgabe des Filmfests 1961 geht unter dem Label "Busen-Berlinale" in die Geschichte ein. Hollywoodstar Jayne Mansfield zeigt schon auf dem roten Teppich ihr tiefes Dekolleté. Auf einer wilden Party dann platzt der Schauspielerin vor versammelter Fotografenschar das Kleid.
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1964: Vergewaltigungsdrama darf nicht laufen
Der schwedische Film "491" über Jugendliche aus einem sozialen Brennpunkt, der mit Laiendarstellern und expliziten Sex-Szenen gedreht wurde, sorgt vorab für Furore. In Schweden wird er vor dem Umschnitt sogar komplett verboten. Festivaldirektor Alfred Bauer fürchtet Kritik und zieht den Film zurück.
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1970: Der Abbruch-Skandal
Erstmals wird der Wettbewerb abgebrochen. Sogar die Zukunft der Berlinale steht infrage. Auslöser ist der Film "o.k." des deutschen Regisseurs Michael Verhoeven über die Vergewaltigung eines Mädchens durch US-Soldaten. Das erhitzt zu Zeiten des Vietnamkriegs nicht nur in der Jury die Gemüter.
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1976: Die Zensur-Debatte
Wegen Pornografie-Verdachts beschlagnahmt die Polizei den Film "Ai No Corrida" (deutsch: "Im Reich der Sinne") des Japaners Nagisa Oshima über die Geschichte eines einander sexuell verfallenen Paares. Die Aufführung wird verboten. Unter einem Tarn-Titel wird der Film heimlich dennoch gezeigt.
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1979: Rückzug der sozialistischen Länder
Die sozialistischen Staaten verlassen protestierend das Festival. Grund ist der amerikanische Vietnam-Kriegsfilm "The Deer Hunter - Die durch die Hölle gehen" mit Robert De Niro. Die Ostblock-Delegationen sehen in dem mehrfach oscarprämierten Film von Michael Cimino das vietnamesische Volk beleidigt. Das Festival wird mit den restlichen Teilnehmerländern fortgesetzt.
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1986: Die Jury-Präsidentin ächzt
Jury-Präsidentin Gina Lollobrigida versucht vergeblich, die Auszeichnung des RAF-Films "Stammheim" von Reinhard Hauff mit dem Goldenen Bären zu verhindern, den sie öffentlich als "lousy film" - miesen Film - bezeichnet. "Ich war gegen diesen Film", sagt sie bei der Verleihung. Eigentlich dürfen Jury-Mitglieder keine Informationen über interne Diskussionen nach aussen tragen.
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2001: Explizite Intimität
Mit der Verleihung des Goldenen Bären an das provozierende Erotik-Drama "Intimacy" (Szenenbild mit Kerry Fox und Mark Rylance) des Franzosen Patrice Chéreau beweist die Jury Mut. Wegen seiner teils drastischen Sex-Szenen ist der Film umstritten. Festivalchef Moritz de Hadeln kontert: "Pornografie? Wo leben wir denn? Die Berlinale ist nicht der Vatikan."
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2005: Alle Augen auf Bai Ling
Die chinesische Schauspielerin Bai Ling wird 2005 in die Jury berufen - und die Boulevard-Presse dreht frei. Da sie für freizügige Auftritte bekannt ist, hat sie schnell einen Spitznamen weg: Statt Filmen, Wettbewerb und Stars steht fortan die "Berlin-nackte" im Fokus.
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2020: NS-Verstrickungen aufgedeckt
Das Festival wird mit NS-Vorwürfen gegen seinen ersten Leiter Alfred Bauer (1951 bis 1976, hier neben Shirley MacLaine) konfrontiert. Eine historische Untersuchung findet später heraus, dass das NSDAP-Mitglied durch seine Tätigkeit bei der Reichsfilmintendanz einen nicht unwesentlichen Beitrag zum Funktionieren des deutschen Filmwesens während der NS-Diktatur geleistet hat. Der nach ihm benannte Preis wird ausgesetzt. In nachfolgenden Festivals wird stattdessen der mit dem Silbernen Bären prämierte Preis der Jury verliehen.
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2024: Antisemitismus-Vorwürfe
Vor dem Hintergrund des Gaza-Kriegs spricht der israelische Filmemacher Yuval Abraham (l.), der zusammen mit dem Palästinenser Basel Adra für den Dokumentarfilm "No Other Land" über die Siedlungspolitik in der West-Bank ausgezeichnet wird, auf der Berlinale-Gala von einer "Situation der Apartheid", im Saal gibt es Applaus.
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Den Filmemachern wird nachträglich eine einseitige Positionierung im Nahost-Konflikt und teils auch Antisemitismus vorgeworfen, weil sie das terroristische Massaker der Hamas an Israelis vom 7. Oktober 2023 unerwähnt lassen. Die Berlinale-Leitung distanziert sich in der Folge von den Preisträgern.