Ein junges Mädchen erhält eine tödliche Diagnose. Viel Zeit bleibt ihr nicht mehr, sie startet eine wilde Reise nach Paris mit einem jungen Mann, den sie kaum kennt. Ihre besorgten Eltern nehmen die Verfolgung auf. Das ist die Ausgangslage des neuen Kinofilms "Gott, du kannst ein Arsch sein". Wir haben im Interview mit Heike Makatsch über das Roadmovie gesprochen, das am 1. Oktober in die Kinos kommt.
Heike Makatsch,
Sinje Irslinger spielt die 16-jährige Steffi, die am Anfang ihres Lebens steht, als bei ihr eine unheilbare Form von Krebs diagnostiziert wird. Sie brennt mit dem Zirkusartisten Steve (Max Hubacher) in einem geklauten Auto durch, um ein letztes, grosses Abenteuer zu erleben. Verfolgt wird das Duo von
Im Interview spricht Heike Makatsch über den Film, das Verhältnis zur jungen Schauspielergeneration und erzählt, wie es sich anfühlt, ein Roadmovie zu drehen.
Frau Makatsch, "Gott, du kannst ein Arsch sein" kommt am 1. Oktober in die Kinos. Was für ein Film erwartet die Zuschauerinnen und Zuschauer?
Heike Makatsch: Den Zuschauer erwartet ein Roadmovie, der das Leben feiert, und das trotz schicksalhafter Vorzeichen, die uns allen auch Angst machen könnten. Die junge Steffi, die mit 16 Jahren noch am Anfang ihres Lebens steht, erhält eine tödliche Diagnose. Kurz darauf geht sie mit einem Zirkusartisten, den sie eigentlich nicht wirklich kennt, auf eine Reise ins Ungewisse. Dabei erlebt sie die vielleicht glücklichste Zeit ihres Lebens. Ihre Eltern können das zunächst nicht akzeptieren, sie fahren ihr hinterher und wollen sie in die Obhut der Ärzte bringen. Sie hoffen auf die Chance, ihr Leben zu verlängern oder wenigstens ihre Schmerzen zu lindern. Mit der Zeit müssen sie jedoch lernen, loszulassen und zu akzeptieren, dass dieses Leben und das Schicksal anders verlaufen, als sie sich das vorgestellt hatten. Trotz der schweren Thematik bejaht der Film das Leben. Vielleicht stimmt er den ein oder anderen nachdenklich und manch einer wird sich fragen: "Hey, ich habe dieses Leben geschenkt bekommen, was mache ich eigentlich damit? Tue ich eigentlich die Dinge, die zu mir passen oder laufe ich nur einem Plan hinterher, den ich mir irgendwann entworfen habe, der aber eigentlich gar nicht stimmig ist?"
Dass der Film trotz der tieftraurigen Ausgangslage heiter und fröhlich wirkt, ist eine Überraschung ...
Ja, das war ein Anliegen von Regisseur André Erkau. Ihm war es wichtig, dass der Film eine Liebeserklärung an das Leben ist. Ein Film, der das Leben feiert, nicht sein Ende als Schreckensgespenst an die Wand malt. Uns ist nur eine gewisse Zeit auf der Erde gegeben – mit diesem Bewusstsein sollte man zu jeder Zeit im Moment sein, den Moment schätzen und ihn bewusst gestalten.
Sie spielen Steffis Mutter Eva, die eine Wandlung durchmacht. Zunächst will sie ihre kranke Tochter beschützen, dann lässt sie sie gewähren. Gab es ein Vorbild für die Rolle?
Ja, mich! Nein, Scherz bei Seite. Aber ich konnte mich zugegebenermassen damit identifizieren, was es bedeutet, loszulassen, die Dinge nicht mehr unter seiner Kontrolle haben zu wollen. Das fällt zum Teil schwer, insbesondere, wenn man lernen muss anzuerkennen, dass Kinder ihren eigenen Weg gehen, dass die Zeit kommt, in der sie ihre eigenen Entscheidungen treffen. Das ist ein Prozess, der in verschärfter Form – die Tochter geht für immer und ihren Weg am Ende allein – auch in unserem Film stattfindet.
In einer Szene fahren Steffi und Steve an den Strand und Steve sagt: "Ich dachte, Krebskranke wollen immer ans Meer." Eine Referenz an "Knocking on Heavens Door" mit Til Schweiger von 1997. War das ein Thema am Set, dass die Filme eigentlich die gleiche Ausgangslage haben?
Ich glaube, dass einige Geschichten in abgewandelter Form immer wieder im Film erzählt werden. Wie auch das Rad nicht neu erfunden wird. Die Ausgangslage "Wir haben nicht viel Zeit, wir müssen das Leben leben!" gewinnt natürlich an Brisanz, wenn nicht mehr 50 Jahre, sondern nur noch einige Monate verbleiben. Die Uhr, die tickt, potenziert den Konflikt. Dieses Thema kann also immer wieder erzählt werden und wirft uns immer erneut auf die existentiellen Fragen unseres eigenen Lebens zurück. Das Spiel mit der Endlichkeit lässt uns immer wieder nachdenklich werden. Und unser Film wird nicht der letzte bleiben, der sich mit diesen uns alle betreffenden Dingen beschäftigt.
Macht es Spass, in einem temporeichen Roadmovie mitzuspielen?
Ich bin nicht erpicht auf Autofahrten beim Dreh und ich bin auch nicht erpicht darauf, ständig die Location zu wechseln und im Dunkeln an Tankstellen zu stehen. Ich kann also nicht grundsätzlich sagen, dass es durchweg ein einziger Spass ist, ein Roadmovie zu drehen. Jedoch schaue ich mir Roadmovies gerne an. Aber ich persönlich drehe am liebsten im Studio (lacht).
Die Hauptrollen spielen die jungen Schauspieler wie Sinje Irslinger oder Max Hubacher. Wie ist das Verhältnis zu der nächsten Schauspielergeneration?
Sinje und Max als Steffi und Steve sind ein wunderbares Paar. Und die beiden tragen den Film mühelos, sie machen das grossartig. Sinje durfte ich ja schon während des Drehs zu "Das schönste Mädchen der Welt" erleben, jedoch in einer ganz anderen Konstellation - sie als meine Handy-besessene Schülerin und ich als ihre frustrierte Lehrerin.
In den sozialen Medien gab es Kommentare, dass der Filmtitel "Gott, du kannst ein Arsch sein" religiöse Gefühle verletzen könnte. Wie denken Sie darüber?
Nein, das kann ich mir nicht vorstellen. Der Film könnte genauso "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" oder "Mann, warum passiert mir sowas" heissen, das wäre sinngemäss das Gleiche. Natürlich macht die Tatsache, dass der Vater Pfarrer ist, die Situation für ihn zu einer besonderen Herausforderung. Er muss seinen Glauben in Frage stellen. Aber selbst ein aufgeklärter Pfarrer sähe in Gott wohl keine bestrafende oder belohnende Instanz mehr. Und der Tod ist bekanntlich Teil des Lebens.
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