- Nach langer Zeit hat Regisseur Guy Ritchie wieder seinen alten Freund Jason Statham für einen gemeinsamen Film engagiert.
- "Cash Truck" ist ein gradliniger Action-Kracher geworden, der sicher niemanden vom Hocker haut, aber doch sehenswert ist.
Wenn Männer mittleren Alters sich und der Welt beweisen wollen, dass sie es noch drauf haben, ist bisweilen die Fremdscham nicht weit. Endvierziger auf dem Skateboard sind selten cool, wenn sie nicht gerade Tony Hawk heissen.
Handelt es sich bei den Herren mit der Sehnsucht nach alten Zeiten aber um den heute 52-jährigen Regisseur
Das Ergebnis heisst "Cash Truck" und ist ein reichlich männlicher Film. Von Männern, für Männer, (fast ausschliesslich) mit Männern besetzt. Das wirkt aus der Zeit gefallen - und einen Blumenstrauss für Diversität bekommt man dafür auch nicht. Dennoch kann "Cash Truck" überzeugen und durchaus gefallen. Er ist schnörkellos, hart, authentisch und trotz nicht linearer Erzählweise nie verwirrend.
Ein Film von Männern – für Männer
Die Story ist schnell umrissen: Der geheimnisvolle und wortkarge "H" (Jason Statham) heuert bei einer Geldtransportfirma an. Deren Fahrzeuge werden seit einiger Zeit immer wieder überfallen, wobei die Gangster äusserst brutal vorgehen. So wundert es kaum, dass auch "H" und sein Partner gleich Opfer eines Überfalls werden. Wobei "Opfer" in diesem Fall kaum das richtige Wort ist.
"H" nämlich zeigt sich eiskalt, erledigt die Gangster und rettet die Millionen. Die tödliche Präzision, die er dabei an den Tag legt, lässt Kollegen und Zuschauer aufmerken - denn dass mehr in ihm steckt, als man zunächst vermutet, ist spätestens jetzt klar. Kommt Ihnen alles bekannt vor? Genau: Ritchies Film ist ein Remake des französischen "Cash Truck – Der Tod fährt mit" aus dem Jahr 2004. Und auch sonst hat man die Geschichte des geheimnisvollen Schweigers auf Rachefeldzug schon viele Male gesehen.
Das, was die Fans wohl am ehesten in die Kinos locken wird, ist aber ohnehin eine andere Wiederauflage: Die der Zusammenarbeit von Ritchie und Statham. Nach einem gemeinsamen Start ihrer Karrieren und zwei Filmen, die bald Kultstatus erreichten, hatten sie zuletzt 2008 miteinander gearbeitet: "Revolver" war zwar ein "klassischer" Ritchie, schaffte es aber hierzulande nicht einmal in die Kinos.
Unabhängig voneinander feierten beide aber grosse Erfolge in Hollywood. Statham ist längst einer der gefragtesten Action-Helden und in Blockbustern wie dem "Fast and Furious"-Franchise zu sehen. Ritchie wurde unter anderem von Disney mit der Real-Verfilmung des Zeichentrick-Klassikers "Aladdin" beauftragt. Nach so vielen Jahren wieder zusammenzuarbeiten, scheint beiden eine Herzensangelegenheit zu sein.
"Das ist natürlich toll!", schwärmt Jason Statham im Zoom-Interview mit unserer Redaktion, das noch vor den coronabedingten Startverschiebungen stattfand. "Wir haben ja gemeinsam vor ungefähr 22 Jahren mit diesem kleinen Film "Bube, Dame, König, grAS" [der Film ist von 1998; Anm.d.Red.] unsere Karriere gestartet. Kurz danach haben wir einen weiteren gemeinsamen Film gemacht ["Snatch – Schweine und Diamanten", u.a. mit Brad Pitt, Benicio del Toro und Dennis Farina; Anm.d.Red] – und dafür hatte er all diese grossen Hollywood-Stars angeheuert. Für mich war das das Signal, selbst grosse Rollen anzunehmen und eine Karriere anzufangen."
Jason Statham über Guy Ritchie: "Ich vertraue ihm"
Doch scheint es eben nicht nur die berufliche Verbindung zu sein, die das Verhältnis dieser beiden Männer prägt. Statham dazu: "Wir wurden über die Jahre gute Freunde und waren uns eigentlich immer nah. Wir haben den gleichen Film- und Musikgeschmack und eine Leidenschaft für Martial Arts. Grundsätzlich respektiere ich einfach alles, was er als Filmemacher tut. Und vor allem vertraue ich ihm. Ich vertraue ihm, dass er am Ende etwas Grossartiges erschafft - und als Schauspieler ist dies eigentlich genau das, was man sucht."
"Natürlich sind wir Freunde", bestätigt auch Regisseur Guy Ritchie und verrät, warum er nach so vielen Jahren wieder auf seinen alten Kumpel Statham als Star seines Films setzt: "Er bringt einfach alles mit, was ich für diesen Film brauchte. Ausserdem besitzt er eine Authentizität, die durchaus rar ist unter Schauspielern. Es gibt einfach sehr viele Gründe, warum ich ihn mag und warum ich so gerne mit ihm arbeite. So sind wir jetzt also hier, 23 Jahre später, und arbeiten wieder zusammen."
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