Los Angeles - Ausgemergelt, mit angespanntem Oberkörper und einer verschreckenden Lache: Als Batmans späterer Gegenspieler zeigte Joaquin Phoenix in "Joker" einmal mehr, dass er zu den allerbesten Schauspielern seiner Generation zählt. Seine verstörende Verkörperung von Arthur Fleck, ein gescheiterter Comedian, der immer tiefer in Wahnvorstellungen versinkt, brachte Phoenix 2020 den längst überfälligen Oscar als bester Hauptdarsteller ein.
Das dämonische Kichern gibt er jetzt auch in "Joker: Folie à Deux" zum Besten. Phoenix, der heute 50 Jahre alt wird, ist an der Seite von
Gewöhnlich meidet der Schauspieler das Rampenlicht
Praktisch mit jeder Rolle zieht er die Zuschauer in seinen Bann. Drei Mal war er zuvor schon für einen Oscar nominiert gewesen - für "Gladiator", "Walk the Line" und "The Master". Doch sein Können kehrt er öffentlich nie heraus. Im Gegenteil, in seinen seltenen Interviews ist er bescheiden. Das Rampenlicht meidet er gewöhnlich, sein Privatleben hält er am liebsten unter Verschluss.
Redselig war Phoenix ausnahmsweise Ende September in dem über einstündigen "Talk Easy"-Podcast. Seine Partnerin, die Schauspielerin
Phoenix und Ehefrau Rooney Mara sind politisch aktiv
Erst im November des Jahres nahmen sie indirekt darauf Bezug, als das Paar in der Zeitschrift "People" den Umgang mit Migrantenkindern, die 2018 an der US-Grenze von ihren Familien getrennt wurden, scharf kritisierte. "Als neue Eltern ist es uns unerträglich vorzustellen, wie es sich anfühlen würde, unser Kind für einen Tag von uns genommen zu bekommen, geschweige denn für Jahre", schrieben sie in einer Kolumne, einen Tag vor den damaligen US-Präsidentschaftswahlen.
Phoenix und Mara ("The Social Network", "Verblendung") sind seit langem in den USA politisch aktiv. Sie sind auch bekennende Tierschützer und ernähren sich vegan. In diesem Sommer wurden sie erneut Eltern. Bei der Berlinale im Februar war Mara zur Premiere ihres Films "La Cocina" noch mit deutlichem Babybauch über den roten Teppich gelaufen.
In dem jüngsten Podcast-Interview schaute Phoenix auf seine ungewöhnliche Kindheit zurück. Mit einem alten Kombi seien seine Hippie-Eltern mit den fünf Kindern River (Fluss), Rain (Regen), Liberty (Freiheit), Summer (Sommer) und ihm - Leaf (Blatt) - von Florida nach Los Angeles gekommen. "Wir müssen verdammt schäbig ausgesehen haben", erzählt er, aber viele Leute hätten ihnen geholfen.
Bruder River stirbt mit 23 Jahren
Alle schauspielerten schon als Kinder. Er hatte als Leaf Phoenix Gastrollen in TV-Serien, als Teenager spielte er in Ron Howards Komödie "Eine Wahnsinnsfamilie" (1989) mit. River, der Älteste der Geschwister, hatte mit Filmen wie "Stand by Me - Das Geheimnis eines Sommers", "My Private Idaho" oder "Sneakers - Die Lautlosen" Erfolg. Drei Tage nach
Sein verstorbener Bruder habe ihn zur Schauspielerei ermutigt, sagte Phoenix 2019 beim Toronto International Film Festivals. "Dafür stehe ich in seiner Schuld. Die Schauspielerei hat mir so ein unglaubliches Leben beschert." Er sei 15 oder 16 Jahre alt gewesen, als ihm River den Martin-Scorsese-Film "Wie ein wilder Stier" gezeigt habe. In seiner Oscar-Dankesrede für "Joker" zollte Phoenix seinem älteren Bruder erneut Tribut.
"Gladiator": Erster internationaler Durchbruch
Mit seiner Nebenrolle als der irre und grausame Kaiser Commodus in
Unter der Regie von Spike Jonze verliebte sich Phoenix in der Science-Fiction-Romanze "Her" (2013) in eine weibliche Computerstimme namens Samantha (Scarlett Johansson). Er spielt einen Grübler und Einzelgänger, der unter der Trennung von seiner Ehefrau Catherine (Rooney Mara) leidet. Hier standen sich Phoenix und Mara erstmals bei Dreharbeiten gegenüber.
Auch gemeinsam mit Mara vor der Kamera
Regisseur Gus Van Sant, der 1991 River Phoenix für das Roadmovie "My Private Idaho" vor die Kamera holte, setzte 2018 in "Don't Worry, weglaufen geht nicht" auf Joaquin Phoenix. Der spielt den alkoholsüchtigen US-Cartoonisten John Callahan, der nach einem Autounfall querschnittsgelähmt ist. Es ist fast zum Lachen, wenn Phoenix mit rotblonder Topffrisur und unbändiger Energie im Rollstuhl über Bürgersteige rast. Und ebenso schockierend, wenn er besessen versucht, an Hochprozentiges heranzukommen. Mara wirkte in einer Nebenrolle als seine Geliebte mit.
In "Maria Magdalena" (2018) standen sich Mara in der Titelrolle und Phoenix als Jesus aus Nazareth schliesslich als Hauptdarsteller gegenüber. Schon bei den Dreharbeiten zeigten sie sich im echten Leben als Paar.
Für Altmeister Ridley Scott, der ihm 2000 die "Gladiator"-Rolle gegeben hatte, liess er sich 23 Jahre später auf das Historien-Epos "Napoleon" ein - als Frankreichs machthungriger Kaiser.
Nach Autounfall in Hollywood: "Entspann dich"
Phoenix hatte auch schon eine denkwürdige Begegnung mit der deutschen Regie-Legende Werner Herzog ("Fitzcarraldo", "Grizzly Man"). Er war als Erster zur Stelle, als 2006 Phoenix' Wagen in Hollywood von der Strasse abkam und sich überschlug. "Ich hörte, wie eine deutsche Stimme sagte, entspann dich", wurde Phoenix damals von der "Los Angeles Times" zitiert. "Werner Herzogs Stimme ist so beruhigend und schön". Er habe sich gleich sicher gefühlt. Herzog wiederum gab an, überall sei Benzin gewesen und Phoenix habe im Schock mit einem Feuerzeug hantiert. Das habe er ihm schnell weggenommen. © Deutsche Presse-Agentur
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