- Musicals und Musikfilme boomen gerade - doch auch wenn in "Annette" gesungen wird, tanz dieser Film komplett aus der Reihe.
- Marion Cotillard und Adam Driver sind die Protagonisten dieses exzentrischen Stücks.
- Die Idee für den Film, das Drehbuch und auch die Musik stammen von den Brüder Ron und Russell Mael - besser bekannt als die Sparks.
Dass dieser Film exzentrisch werden könnte, war zu erwarten. Als Regisseur von "Annette" firmiert schliesslich Leos Carax, mittlerweile 61 Jahre alt und bekannt geworden als einer der Wilden des französischen Films mit Werken wie "Die Nacht ist jung" von 1986, "Die Liebenden von Pont-Neuf" (1991) oder "Holy Motors" (2012). Filmidee, Drehbuch und Musik stammen zudem von den Brüder Ron und Russell Mael alias Sparks, einer der schrillsten US-Bands der Popgeschichte.
Dass "Annette" - als Eröffnungsfilm der diesjährigen Festspiele von Cannes im Scheinwerferlicht des Weltkinos - jedoch so exzentrisch sein würde, erstaunt dann doch. Wenn dieses 140 Minuten lange Musical-Melodram nun in die Kinos kommt, sollte sich das deutsche Publikum auf zwei furchtlose Starschauspieler (
Es wird zur bombastischen Electropop-Orchester-Musik der Sparks also viel gesungen in "Annette". Driver als aufbrausender Bühnenkomiker Henry auf dem absteigenden Ast und Cotillard als sanfte, frenetisch gefeierte Opernsängerin Ann machen ihre Sache gar nicht schlecht, obgleich der US-Amerikaner Driver ("Star Wars", "Marriage Story") bisweilen mehr mit seinem muskulösen Oberkörper überzeugt als durch eine grosse Stimme. Oscar-reif sind die Leistungen der beiden Top-Schauspieler nicht. Dazu wird ihnen vom Maels/Carax-Drehbuch und der Regie des Franzosen zu viel Pathos und oft auch blühender Unsinn abverlangt.
Sexszenen mit Gesang - und ein aussergewöhnliches Baby
Natürlich, wie so oft im Musical, spielt das Kommen und Gehen der Liebe bis hin zum gemeinsamen Weg in den Abgrund (Driver besingt ihn bis zum bitteren Ende mehrfach) eine grosse Rolle in "Annette".
Die Titelfigur wiederum - so viel darf hier verraten werden - ist ein Baby, und was für eines! Die Gelassenheit, mit der die Eltern dieses unfassbare Wesen herzen und anschmachten, grenzt ans unfreiwillig Komische (wie übrigens auch eine der Sexszenen mit Gesang).
"Wir pfeifen auf die Logik/es war nicht der Plan", singt Adam Drivers Henry als potenziell gewalttätiger Comedian mit dem Künstlernamen "Affe Gottes" gleich zu Beginn. Das passt. "Annette" nimmt sich (zu) viele Freiheiten, die Sinnhaftigkeit der Handlung bleibt auf der Strecke.
Andererseits: Es gibt nicht viele Regisseure wie Carax, die sich so viel opulent bebilderte Trash-Nähe trauen. Ein Film, der polarisieren wird - wobei am Ende Kritiker-Himbeeren näher liegen könnten als Oscar-Ehren. (dpa/dh)
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