Ihren Durchbruch hatte sie als Ärztin Ella Wendt in der dritten Staffel der Historienarztserie "Charité". Aktuell ist Schauspielerin Nina Gummich in dem True-Crime-Vierteiler "Mord auf dem Inka-Pfad" als Kommissarin zu sehen. Wir haben mit ihr über den mysteriösen Fall und über starke Frauenfiguren in Filmen gesprochen.
Im Jahr 1997 wird die 34-jährige Ursula Glück-Tesler auf dem Inka-Pfad zum Machu Picchu unter mysteriösen Umständen ermordet. Die True-Crime-Miniserie "Mord auf dem Inka-Pfad" (Mittwoch, 30. April und Donnerstag, 1. Mai jeweils um 20.15 Uhr im Ersten) widmet sich dem Verbrechen, das als einer der kompliziertesten Kriminalfälle der deutschen Nachkriegsgeschichte gilt.
Im Interview spricht Hauptdarstellerin
Frau Gummich, die Mini-Serie "Mord auf dem Inka-Pfad" beruht auf wahren Begebenheiten. Sie haben das 162-seitige Gerichtsurteil lesen. Haben Sie jemals zuvor so viel Aufwand für eine Rolle betrieben?
Gina Gummich: Für mich persönlich war diese Produktion mit die aufwendigste, die ich jemals gemacht habe – neben der Alice-Schwarzer-Verfilmung [der Fernsehfilm "
Sie spielen die Rita Berg, die über Jahre hinweg auf drei Kontinenten nach der Wahrheit fahndet. War Ihnen dieser Mordfall bekannt?
Nein, ich war damals noch zu jung. Ausserdem waren meine Eltern stets bemüht, mich von tragischen Nachrichten und Schlagzeilen fernzuhalten. Insofern wurde mir jetzt die Gelegenheit gegeben, diese Wissenslücke zu schliessen. Eigentlich hatte ich erwartet, dass es sehr kompliziert sein würde, dieses geheime Gerichtsurteil zu lesen. Doch so war es nicht.
Warum Gummich der Kommissarin einen Brief schreiben wollte
Was konnten Sie dem Gerichtsurteil entnehmen?
Vor allem weniger Paragrafen, als ich befürchtet hatte (lacht). Es steht ganz genau drin, wie damals ermittelt wurde und welche Personen befragt wurden. Auch das Verhalten des Angeklagten wird detailliert beschrieben – und der Versuch, dessen narzisstisches Bild nachzuweisen. Aus dem einen oder anderen Briefwechsel mit seinen damaligen Affären geht eindeutig hervor, dass er seine Ehefrau Ursula irgendwie loswerden wollte. Angesichts dieser Faktenlage wundere ich mich, dass es so kompliziert war, ihn letztlich als Täter zu überführen. Jedenfalls war ich beeindruckt, wie viel Aufwand damals betrieben wurde. Die Kommissarin reiste für ihre Indiziensuche an zig Orte und leistete wirklich gute Arbeit.
Warum wollte sie nicht genannt werden?
Sie hat es abgelehnt. Und sie wollte mit uns auch nicht tiefer in diese Materie einsteigen. Ihre Gründe kenne ich nicht. Ich habe lediglich von unserem Produzenten erfahren, dass sie dem Fall gegenüber grundsätzlich sehr verschlossen entgegentritt.
Aber war sie es nicht, die mit grosser Entschlossenheit jenen Täter überführen und zu einem Geständnis bewegen wollte?
Genau. Mein erster Impuls war, ihr einen Brief zu schreiben, um die Entscheidung besser nachvollziehen zu können. Ich habe mich schliesslich aber doch dagegen entschieden, um ihren Wunsch zu respektieren. Da sie keine Person des öffentlichen Lebens ist, ist dieser Aspekt für die Handlung zudem nicht relevant.
Oft nominiert, nie ausgezeichnet – Nina Gummich hat "das gut weggesteckt"
Hat es Sie überrascht, dass laut Drehbuch die Ermittlerin im Fokus der Handlung steht und nicht der Täter?
Nicht wirklich. Seit ein paar Jahren wird zunehmend darauf geachtet, dass starke Frauenfiguren im Fokus stehen – Frauen, die sich einer männerdominierten Welt widersetzen und am Ende als Siegerinnen hervorgehen.
Alice Schwarzer ist eine starke Frau, die polarisiert. Ist das die Rolle, auf die Sie am häufigsten angesprochen werden? Und wie kontrovers fallen die Kommentare aus?
Häufiger werde ich tatsächlich auf "Charité" und "Theresa Wolff" angesprochen. Mein Eindruck ist, dass die "Alice"-Gucker eher "ausgewählte Intellektuelle" sind, die Alice Schwarzer mögen. Die Kommentare fallen eher hochachtungsvoll als abwertend aus. Eine Zeitlang hatte ich nur den Eindruck, dass mich manche Menschen vielleicht mit ihr vergleichen.
Wie kamen Sie zu dem Schluss?
Nun, ich war gefühlt für alle Preise nominiert, die es in Deutschland gibt, habe aber keinen davon bekommen. Es gibt aber natürlich wichtigere Dinge, als Awards zu gewinnen. Ich habe das gut weggesteckt.
"Tatsächlich bin ich jemand, der zu True-Crime-Podcasts einschlafen kann."
Aber Sie ärgern sich noch darüber?
Ich denke, jeder, der nominiert ist, will den Preis mit nach Hause nehmen. Die wenigsten sagen das so deutlich, aber so ist es nun mal. Man geht zu einer Preisverleihung, ist nominiert, geht aber leer aus. Das ist ein bisschen so, als würde man bei seinem Date versetzt werden (lacht).
"Mord auf dem Inka-Pfad" wurde nicht in Peru in den Anden, sondern in München und Südafrika gedreht. Haben Sie vor, im Nachhinein nach Südamerika zu reisen?
Fernreisen stehen bei mir gar nicht so hoch im Kurs – zumal jetzt mit Baby vielleicht auch nicht der richtige Zeitpunkt dafür wäre. Was die Dreharbeiten in Südafrika angeht, war auch ich zunächst etwas skeptisch, wurde aber positiv überrascht. Ich hatte nicht erwartet, dass es vor Ort noch professioneller zugehen würde als in Deutschland. Das Team war grösser, das Equipment sogar besser. Und Kapstadt hat wirklich all das zu bieten, was wir für die Serie brauchten. Die Hochhäuser, um New York nachzuempfinden, und die unglaubliche Natur, um die Peru-Szenen zu drehen.
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Ob Serien, Dokus oder Podcasts: Der True-Crime-Hype zieht immer mehr Menschen in seinen Bann. Sie auch?
Absolut. Zum Beispiel habe ich jede Folge des Tsokos-Podcasts "Die Zeichen des Todes" gehört. Das hat mich schon gepackt. Wenn Menschen mit einem Koffer durch die Stadt laufen, kann es vorkommen, dass ich wie gebannt darauf achte, ob Blut auf die Strasse tropft (lacht). Tatsächlich bin ich jemand, der zu True-Crime-Podcasts einschlafen kann. Wobei mir Geschichten über Babys und Kinder, denen etwas zustösst, schwerer fallen, seit ich selber Mutter bin.
Nina Gummich wünscht sich mehr Transparenz unter Eltern
Wann endet eigentlich Ihre Babypause?
Das erste Jahr mit Baby ist mir sehr wichtig. Ich freue mich schon wahnsinnig auf die Arbeit, bin aber glücklich, diese Entscheidung getroffen zu haben. Aktuell versuche ich, die Zeit so gut es geht zu geniessen. Das ist natürlich nicht immer gegeben, da manche schlaflosen Nächte wirklich sehr herausfordernd sind.
Das zuzugeben, fällt manchen Eltern schwer. Wünschen Sie sich an dieser Stelle mehr Transparenz?
Ja, ich würde das gerne ändern. Ich stelle nicht infrage, dass ich mein Kind über alles liebe. Und trotzdem sollten Eltern meiner Meinung nach auch über die schwierigen Momente reden – zumal das auch Anderen in ähnlichen Situationen helfen kann.
Über die Gesprächspartnerin:
- Nina Gummich ist eine deutsche Schauspielerin, die 2021 durch ihre Rolle in der Serie "Charité" bekannt wurde. Seit Oktober desselben Jahres ist sie in der ZDF-Krimireihe "Theresa Wolff – Der Thüringenkrimi" als titelgebende Rechtsmedizinerin zu sehen. 2022 übernahm sie im ARD-Fernsehzweiteiler "Alice" die Titelrolle der Journalistin und Frauenrechtlerin Alice Schwarzer. Im Oktober 2024 wurde Gummich erstmals Mutter.