Bei der Oscarverleihung 2021 schnappte sich "Nomadland" von Chloé Zhao drei der wichtigsten Academy Awards. Rund drei Jahre später feiert das Drama mit Frances McDormand endlich seine Free-TV-Premiere.
Das Drama "Nomadland" sowie dessen Regisseurin
Nie wieder Wurzeln schlagen - darum geht es
Binnen kurzer Zeit verliert Fern (
Denn schnell stellt Fern am eigenen Leib fest, dass ein Leben auf vier Rädern alles andere als ein Zuckerschlecken ist. Ob die mitleidigen und/oder abfälligen Kommentare ihrer Familie und Freunde, die harschen Bedingungen für Saisonarbeiter, oder die eisigen Temperaturen im Winter: Überall und nirgendwo zu Hause zu sein, das bedeutet, ein Leben der Extreme gewählt zu haben. Positiv wie negativ, körperlich wie emotional.
Für die einen Traum, für die anderen Albtraum
"Nomadland" erzählt über seine rund 110 Minuten Laufzeit ein sehr persönliches Schicksal und tut dies beinahe wie eine Dokumentation. Auf dramaturgisch überspitzte Momente verzichtet Zhao dabei komplett, viele kleine, zuweilen auch banal erscheinende Höhe- wie Tiefpunkte bestimmen Ferns Alltag als Nomadin. Aber wenn sich deine komplette Welt plötzlich um einen baufälligen Wagen herum entspinnt, kann eben schon ein platter Reifen, der streikende Motor oder ein zerbrochener Teller zum Kollaps des fragilen neuen Lebensentwurfs führen.
Manch ein Zuschauer wird "Nomadland" als todtraurigen, deprimierenden Film wahrnehmen. Andere als hoffnungsvolle und aufrüttelnde Botschaft verstehen. Denn je nach eigener Lebensphilosophie überwiegen für die einen die positiven, für die anderen die negativen Momente. Etwa, wenn Fern bei Eiseskälte bibbernd in ihrer viel zu dünnen Decke den Sonnenaufgang herbeisehnt oder schwitzend ihr Geschäft in einen Eimer verrichtet. Dem entgegen stehen kraftvolle Szenen wie jene, in der Fern ihre Geschichte mit einem anderen Nomaden teilt und er ihr erklärt, dass für sie fortan ein "Auf Wiedersehen" nie mehr ein "Lebwohl" sein wird - denn früher oder später begegnet man sich auf der Strasse immer wieder.
Sicherheit oder Freiheit? Routine oder Abenteuer? Beides ist gleichsam erstrebenswert wie abschreckend, hat Vorzüge und kostet zuweilen einen hohen Preis. "Nomadland" zeigt diese Dualität unaufgeregt und entschleunigt, für manche Zuschauer aber wohl zu behäbig. Ein Kleinbus-Drama ist nun einmal kein erzählerischer Ferrari.
McDormands One-Woman-Show
Mal wieder über jeden Zweifel erhaben ist Hauptdarstellerin Frances McDormand. Folgerichtig gab es für sie gar zwei Oscars für "Nomadland": Als "Beste Hauptdarstellerin" triumphierte sie bereits zum dritten Mal in dieser Kategorie. Und weil sie den Film auch mitproduziert hat, folgte dank der Wahl zum "Besten Film" gleich noch ein weiterer Goldjunge für sie.
NOMADLAND | Official Trailer | Searchlight Pictures
Mit McDormand steht und fällt das gesamte Werk. Ihr Schauspiel ist so nuanciert und uneitel wie der Film selbst. Das kann ein verschmitztes Lächeln hier und ein sorgenvoller Blick da sein - oder beides gleichzeitig. "Nomadland" ist ebenso eine Milieu- wie Charakterstudie über die freiwillig und unfreiwillig Vergessenen.
Fazit
Mit "Nomadland" haben Chloé Zhao und Frances McDormand einen bittersüssen Film erschaffen. Auf sehr gemächliche Weise erzählt er von den Strapazen sowie den philosophischen Erkenntnissen, die mit einem Leben als moderner Nomade einhergehen können. Etwa, dass der schönste Fleck auf Erden immer jener ist, der hinter der nächsten Kurve auf einen wartet. (stk/spot) © spot on news
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