Im "Polizeiruf 110: Unsterblich" muss Kriminalhauptkommissarin Brasch den mysteriösen Tod einer Lifestyle-Influencerin aufklären. Lohnt sich das Einschalten beim neuen Fall aus Magdeburg?
Der "Polizeiruf 110: Unsterblich" (Sonntag, 12. Mai, ab 20:15 Uhr im Ersten) entführt Kriminalhauptkommissarin Doreen Brasch (
Darum geht es im "Polizeiruf 110: Unsterblich"
Der neue "Polizeiruf 110" aus Magdeburg nimmt einen äusserst dramatischen Anfang: Zur besten Einkaufszeit kracht eine junge Frau durch das Glasdach einer Shoppingmall in den Tod, ziemlich schnell füllt sich die Aufschlagstelle mit jugendlichen Vertretern der Generation Z, die das Spektakel sensationslüstern mit ihren Handys festhalten. Als Kommissarin Doreen Brasch am Ort des Geschehens eintrifft, bekommt sie von einer jungen Frau zumindest einen ersten Hinweis auf die Identität der Toten. Allem Anschein nach handelt es sich bei dieser um die bekannte Influencerin Aalisha Mansour (Hannah Gharib, 26), die kurz zuvor bei ihren eineinhalb Millionen Followern in Ungnade gefallen war, nachdem sie auf ihrem Instagram-Kanal Werbung für ein wirkungsloses Diätpräparat gemacht hatte.
Angesichts des erbarmungslosen Shitstorms, dem Aalisha danach ausgesetzt war, sieht zunächst alles nach einem Selbstmord aus, doch ziemlich schnell lassen im Blut der Toten gefundene K.o.-Tropfen und Schnittwunden an ihren Händen diese These zusammenbrechen. Weitere Ermittlungen offenbaren, dass der einstige Internet-Star auch bei ihrer aus dem Nahen Osten stammende Familie in Ungnade gefallen war, die ihren auf Illusionen aufgebauten Social-Media-Ruhm mit kritischen Augen betrachtete.
Statt wie ihre Schwester im familieneigenen Restaurant mitzuhelfen, tat Aalisha alles dafür, ein Stück vom begehrten Roten Teppich abzubekommen und ihren Fans immer neue Lifestyleprodukte aufzuschwatzen. Den grössten Hass zog sie damit bei ihrem Bruder Mahdi Mansour (Mo Issa, 25) auf sich, der ihr freizügiges Auftreten und ihre heimliche lesbische Beziehung zu ihrer Mitbewohnerin Leonie Jaspers (Katharina Stark, 25) als Schande empfand und sie deshalb mehrfach bedrohte. Während es sich dem Klischee entsprechend um einen Ehrenmord zu handeln scheint, nimmt die Handlung eine bizarre und völlig ungeahnte Wendung.
Lohnt sich das Einschalten?
Ja. Der "Polizeiruf 110: Unsterblich" bringt im Prinzip alles mit, was ein spannender Sonntagabendkrimi braucht, um dem Zuschauer nicht seine Zeit zu rauben. Neben einem originellen Setting im zwielichtigen Influencer-Milieu, einer hervorragenden Bildinszenierung und einem spektakulären dramaturgischen Clou nach dem ersten Drittel der Ermittlungsarbeiten, hat dieser Fall einiges zu bieten. Leider wird der angelegte Thriller durch gestelzt wirkende Dialoge, die sich vor allem darum bemühen, dem Publikum gezielt Informationen zu vermitteln und Vorgeschichten zusammenzufassen, immer wieder zu einer zähen und wenig authentischen Angelegenheit. Dies betrifft vor allem die Darstellung der inneren Konflikte der zerrütteten Familie Mansour, bei der die Charaktere an keiner Stelle vertieft werden und selbst der Suizid des verzweifelten Vaters nur für oberflächliche Betroffenheit sorgt.
Für wesentlich grössere Betroffenheit sorgt hingegen die am Ende des "Polizeirufs" eingeblendete Widmung an zwei mitwirkende Schauspieler, die vor der Ausstrahlung dieses Sonntagskrimis verstorben sind. Dabei handelt es sich zum einen um Pablo Grant (1997-2024), der seit 2020 im Magdeburger Tatort den für Hintergrundrecherchen zuständigen Kriminalobermeister Günther Márquez verkörperte. Im Februar 2024 erlag der Berliner Schauspieler und Rapper im Alter von nur 26 Jahren überraschend den Folgen einer Thrombose. Ein wesentlich längeres Leben hatte sein Kollege Hendrik Arnst (1950-2024) hinter sich, als er im Januar mit 73 Jahren verstarb. Im "Polizeiruf 110: Unsterblich" verkörperte der für seine Charakterrollen bekannte Theater- und Filmschauspieler die Nebenrolle eines Seniorenheimbewohners. (tj/spot) © spot on news
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