Bunt, schrill, irgendwie sexy – diese Attribute von "Birds of Prey: The Emancipation of Harley Quinn" lassen sich leicht auch bei einem flüchtigen Blick auf die Kinoplakate erahnen. Dass der neue Film mit Margot Robbie als Comic-Antiheldin aber vor allem äusserst brutal ist, dürfte so manchen Zuschauer überraschen. Ob der neueste Streifen aus dem Hause DC mehr zu bieten hat als zersplitterte Kniescheiben und überdrehte Figuren in engen Hosen, verraten wir Ihnen hier.
In "Suicide Squad" hatte Harley Quinn vor vier Jahren ihren ersten grossen Kino-Auftritt.
Harley Quinn kommt ganz ohne den Joker aus
Der Joker zumindest ist nur mehr ein Relikt der Vergangenheit; sein Konterfei taugt gerade noch zur Zielscheibe an der Wand in Harleys Bruchbude. Für die Zuschauer ist die Entscheidung, den grünhaarigen Ex-Lover aussen vor zu lassen, ein doppelter Gewinn: Zum einen stiess
Zum anderen kann Harley ihre wahre Stärke natürlich nur entfalten, wenn sie endlich mehr als nur das Anhängsel eines mächtigen Mannes ist. Aus einem gebrochenen Herzen und jeder Menge Wut im Bauch ist schon so manches Meisterwerk entstanden.
Die Trennung macht Harley zunächst allerdings sehr zu schaffen. Sie hat schliesslich nicht nur ihre grosse Liebe verloren, sondern auch ihren Status und den Schutz, in Gotham tun und lassen zu können, was sie will. So hält sie ihren neuen Beziehungsstatus zunächst lieber geheim.
Geburtsstunde der "Birds of Prey"
Doch vergebens, denn bald schon pfeifen es nicht nur die Spatzen von den Dächern – auch ein ganz besonderer Vogel hat davon Wind bekommen: Nachtclubsängerin Dinah Lance alias Black Canary (Journee Smollett-Bell). Sie ist eine der Guten – ihre Sympathien für Harley halten sich aber durchaus in Grenzen.
Dinah arbeitet für Roman Sionis, der eine Art Pate der Unterwelt ist und dessen Alter Ego Black Mask der grosse Schurke der Story ist. Ewan McGregor trumpft in seiner Rolle wahrlich auf. Black Mask ist so frauenfeindlich und grausam, wie er weinerlich und lächerlich ist.
Sionis macht Jagd auf die junge Taschendiebin Cass (Ella Jay Basco), die eher aus Versehen an einen riesigen Diamanten gerät. Um das Mädchen zu beschützen, gesellen sich auf Umwegen die Polizistin Renee Montoya (Rosie Perez), die von ihren männlichen Kollegen gemobbt und übergangen wird, und Helena Bertinelli alias Huntress (Mary Elizabeth Winstead hat vielleicht den kleinsten Part im Film, ist aber ein Highlight) zu Harley und Black Canary: die Geburtsstunde der "Birds of Prey".
"Frauenpower" und viel Gewalt
Genug Frauenpower also um als "Frauenfilm" durchzugehen? Ja und nein. Dass mit Cathy Yan eine Frau Regie führte, ist an vielen Stellen zu merken. Die Kostüme sind cool und sexy, aber nicht übersexualisiert (der Vergleich der Darstellungen der Amazonen bei Patty Jenkins und Zac Snyder drängt sich auf). Die Brutalität, mit der sich vor allem Harley ihren Widersachern entgegenstellt, ist jedoch bisweilen so heftig, dass sich davon wohl eher männliche Zuschauer angesprochen fühlen dürften.
Ob sich Harley Quinn auch an den Kinokassen zum Hit entwickelt, wird sich zeigen. Die Konkurrenz ist auf jeden Fall gewaltig: Mit "Wonder Woman 1984" schickt DC selbst die nächste Heldin an den Start - und Marvels "Black Widow" erscheint ebenfalls noch in diesem Jahr. Von den "Birds of Prey" werden wir aber ganz gewiss noch mehr sehen – und der Nachschub an den etwas abseitigeren weiblichen Comic-Figuren ist damit gesichert.
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.