US-amerikanischer Präsidentinnen-Sohn verliebt sich in britischen Thronfolger: Die schwule Liebeskomödie "Royal Blue" hat sich zum Romantik-Hit entwickelt. Dabei bleiben die Regeln des Genres unangetastet: Erst gibt’s ein paar Missverständnisse, dann das Happy End. Was macht den Erfolg des Films aus?

Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht von Julia Hackober dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Zwei Singles, die sich erst ein bisschen doof finden, bis dann doch die Funken fliegen: So fängt jede gute Liebeskomödie an. Und so ist das auch in "Royal Blue": US-Präsidentinnen-Sohn Alex (Taylor Zakhar Perez) gerät mit dem britischen Prinzen Henry (Nicholas Galitzine) aneinander, was einen Handelsdeal zwischen den beiden Ländern gefährdet. Daraufhin sollen die beiden Mittzwanziger den Medien eine innige Freundschaft vorgaukeln, um die Wogen zu glätten. Diese Fake-Freundschaft mündet schliesslich in einer turbulenten Liebesbeziehung, deren Happy End hauptsächlich vom steifen britischen Königshaus gefährdet ist, das noch nicht bereit für einen öffentlich schwulen Prinzen ist.

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Der Film, basierend auf dem "New York Times"-Bestseller von Casey McQuiston, hat sich zum überraschenden Romantik-Hit beim Streamingservice Amazon Prime gemausert. Dort schaffte es die Romanze innerhalb weniger Tage in die Top drei der meistgesehenen Liebesfilme – jemals. Das Publikum ist begeistert von der queeren Liebesgeschichte, die die übliche "Boy meets Girl"-Dramaturgie des Genres neu interpretiert, dabei aber den Gesetzen einer zünftigen Schmonzette treu bleibt. Zwei extrem hübsche Jungs, die sich verlieben, aber (natürlich nur fast) an den Konventionen und Erwartungshaltungen des Umfelds zerbrechen – hach, wie herzzerreissend!

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Regisseur James Wan bringt ein neues Unterwasserspektakel mit Jason Momoa als König von Atlantis auf die Kinoleinwände. Auch diesmal bekommt es der Superheld mit Black Manta (Yahya Abdul-Mateen II) zu tun, der allerdings mächtiger ist als je zu vor und auf Rache für den Tod seines Vaters sinnt. Nur gemeinsam mit seinem Halbbruder und liebstem Erzfeind Orm (Patrick Wilson) kann Aquaman seine Familie und Atlantis vor der Zerstörung retten - ab dem 20. Dezember in den Kinos.

Kitsch mit Gespür für den Zeitgeist

Romantik nach allen Regeln der Kunst, gepaart mit einer Dosis Zeitgeist: So könnte man das Erfolgsrezept des Films von Regisseur Matthew Lopez beschreiben. Sämtliche Konflikte lösen sich in gesellschaftlichen Wunschträumen auf, die erstaunlich woke für einen harmlosen Liebesfilm ausfallen: So bangt die US-Präsidentin – gespielt von Hollywood-Star Uma Thurman ("Kill Bill") – wegen der Eskapaden ihres Sohnes zunächst um den Erfolg einer Wahlkampagne. Schliesslich gewinnt sie aber sogar die Herzen der ultrakonservativen Texaner.

Liebe und Ehrlichkeit siegen am Ende immer: Das ist die platte, aber natürlich herzerwärmende Botschaft des Films, die im Finale vorm Buckingham-Palast gipfelt. Dort bejubelt die Londoner Bevölkerung ihren homosexuellen Prinzen so frenetisch, dass das Königshaus beruhigt Abstand nehmen kann von antiquierten Ängsten um die gewohnte Heteronormativität der Palast-Bewohner.

Dass schwule Männer in einem leichten, heiteren Film mal nicht als klischeehafter bester Freund der Protagonistin gezeigt werden, dafür bekommt "Royal Blue" viel Anerkennung. Auch wenn der Einfall, Männer ebenso in hemmungslosem Kitsch schmachten zu lassen wie Hetero-Pärchen, im Jahr 2023 wirklich überfällig war.

Ganz kann der erfrischend selbstverständliche Diversity-Ansatz trotzdem nicht über die hanebüchene Geschichte hinwegtäuschen. Die "New York Times" betitelte den Film sogar als aufwendig gefilmte "Fan Fiction", also als mehr oder weniger feuchten Fan-Traum. Denn die Parallelen zwischen dem "echten" Prinz Harry und Film-Henry sind doch stark: Beide leiden ein wenig unter ihrem Dasein als Zweitgeborene und finden ein freies Leben, wo sie so sein können, wie sie wirklich sind, erst in Amerika.

Charmante Darsteller helfen über Schwächen hinweg

Doch wo es "Royal Blue" an Realismus mangelt, kaschieren die schwungvolle Inszenierung und die gut aufgelegten Hauptdarsteller die banale Story. Alex und Henry schmachten sich an, streiten aber auch mal darüber, wer grösser ist und wer beim Polo zum Zuschauen am Rand verdonnert wird. Die Sexszenen fallen etwas verhaltener als in der Buchvorlage aus, wirken dafür umso authentischer: Statt perfekter Sofort-Performance muss sich das Paar im Bett erst aneinander gewöhnen.

Mit solchen Szenen verhindert der Film, komplett in den Kitsch abzudriften. Dass hier etwas frechere Töne als im Genre üblich angeschlagen werden, verdeutlicht auch der Soundtrack ("Bad Reputation" von Joan Jett). In guten Momenten erinnert die Komödie an Teenie-Kultklassiker wie "10 Dinge, die ich an dir hasse" mit Julia Stiles und Heath Ledger.

Letztlich liefert "Royal Blue" einen witzigen Spin auf einen alten Popkultur-Traum: arglose Amerikaner verlieben sich in europäische Adelige, es kommt zum Clash der Kulturen, bei dem am Ende die Liebe über Konventionen siegt.

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