• Nach dem Erfolg seiner Komödie "Der Vorname" hat Regisseur Sönke Wortmann sein Ensemble noch einmal an den Tisch gerufen - der diesmal im Ferienhaus von Dorothea (Iris Berben) auf Lanzarote steht.
  • Auch in "Der Nachname" geigen sich Christoph Maria Herbst, Caroline Peters, Florian David Fitz, Janina Uhse und Justus von Dohnányi mal so richtig die Meinung - und decken ein altes Familiengeheimnis auf.
  • Mit Schauspielerin Caroline Peters sprachen wir über die Dreharbeiten auf der Kanareninsel, Jugendwahn im Kino und natürlich die Wichtigkeit von Nachnamen.
Ein Interview

Frau Peters, die Gesichter der Familie sind den Zuschauern schon vertraut, die neue Umgebung fällt sofort auf. Hatte diese auch Auswirkungen auf die Dreharbeiten?

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Caroline Peters: Ja, das war sogar sehr befreiend. Diese Landschaft ist vollkommen irre, man fühlt sich wie in einer anderen Welt. Dann ist da diese stetige Temperatur von 20 Grad, es ist immer gleich warm oder gleich kühl. Und der ganze Platz, den man hat. Es war ja mitten in der Pandemie – und draussen sein zu können, war sehr wohltuend. Was man nicht so sieht im Film: Es war auch unfassbar windig, und wir hatten sehr viel damit zu tun, uns gegenseitig zu schützen. Das war schon ein gemeinschaftliches Naturerlebnis.

Liegt Ihnen diese Art des Film, das Kammerspiel, als Theaterschauspielerin besonders? Konnten Sie gar Tipps geben?

Das brauchten diese tollen Kollegen nicht. Mir ist das sehr vertraut und auch sehr angenehm, aber nicht unbedingt, weil ich Theaterschauspielerin bin, sondern weil ich so etwas selbst gerne schaue. Serien und Filme, in denen Menschen intensiv interagieren - das interessiert mich viel mehr als Verfolgungsjagden oder Reisen ins All. Ich gucke gerne mal einen "Marvel"-Film und früher habe ich auch gerne Action-Filme geschaut, aber inzwischen am liebsten Filme und Serien, die die Beziehung der Menschen untereinander zeigen. "Modern Family", "Ted Lasso" – solche Serien zum Beispiel. Oder auch "Friends" – das habe ich jetzt zum ersten Mal geschaut.

Sie sind erneut in der Rolle der Elisabeth zu sehen. Haben Sie ihr etwas von Ihnen mitgegeben?

Das mache ich nicht. Ich versuche auch tatsächlich, das von meinem persönlichen Leben eher weiter weg zu halten. Und es ist ja auch von meinem Leben sehr weit entfernt: Dieses verheiratet sein, dem Mann alles hinterherzutragen, die eigene Karriere zurückzustecken – das ist in meinem Leben anders. Aber durchaus etwas, das ich von vielen Freundinnen und Freunden kenne.

"Wir sind ein Einwanderungsland - irgendwann ist es egal, wie man heisst"

Iris Berbens Figur Dorothea sagt an einer Stelle, dass Namen nur Schall und Rauch seien. Im wahren Leben ist es nicht immer so einfach, etwa wenn man mit nicht deutsch klingenden Namen auf Wohnungssuche geht. Ist es etwas sehr Deutsches, dem Nachnamen so viel Bedeutung beizumessen?

Ich glaube, das ist schon noch deutsch, aber ich denke auch, dass das in zehn Jahren anders sein wird. Es ist noch nicht richtig angekommen, dass wir genauso ein Einwanderungsland sind wie die USA oder Grossbritannien. Das wird sich aber ändern, und irgendwann ist es völlig egal, wie man mit Nachnamen heisst. Und wenn man wählen kann, würde ich immer den schöner klingenden Namen wählen. Bei Elisabeth im Film geht das für mein persönliches Empfinden schief: Sie heisst Berger, nimmt einen Böttcher und entscheidet sich für einen Doppelnamen mit Alliteration, Berger-Böttcher. Ist das ein Gewinn? Lustig finde ich ja auch, dass Florian David Fitz' Figur die ganze Zeit darauf besteht, dass der Name weitergetragen werden muss, das sei das Wichtigste. Aber dann Böttcher? Was ist denn an dem Namen so schön, dass man ihn weitergeben muss?

"'Jung und attraktiv' gilt noch bis etwa 40, dann bröckelt es"

Mit Elisabeth und Dorothea gibt es gleich zwei Figuren, die man nicht so häufig im TV oder Kino sieht: Frauen in einem gewissen Alter. Hat sich bei der Darstellung dieser Frauenrollen in den letzten Jahren etwas getan?

Es wird viel Wert gelegt auf Jugend. So lange wie möglich jung und attraktiv sein. Es ist aber immerhin schon anders als vor 30 Jahren, heute gilt "jung und attraktiv" noch bis etwa 40, und dann fängt es an zu bröckeln. Früher war das bei Mitte oder Ende 20 schon so. Die Grenzen haben sich verschoben, aber nicht genug. Als Frau zwischen 50 und 70 Jahren existiert man auch heute noch eigentlich nicht. Weder in den Geschichten noch bei der Rollenbesetzung. Eine Mutter von 15-jährigen Kindern ist dann maximal 35 Jahre alt – aber im echten Leben ist so etwas doch eher ungewöhnlich. Viele bekommen ihre Kinder ja erst mit 35, und dann ist man eben 50, wenn man 15-jährige Kinder hat. Das ist aber in den Casting-Prozessen oft noch nicht so angekommen, und man kann nur immer weiter darum kämpfen. Und für mich wäre es eine Freude, wenn Elisabeth Berger-Böttcher ein Teil der Front ist, die diese Lücke schliesst und bei der man sagt: Ja, auch diese Frauen in dem sogenannten mittleren Alter darf man durchaus vorzeigen.

Die Corona-Zahlen steigen wieder, es könnte für Kinos und den Kulturbetrieb im Ganzen erneut schwierig werden. Wird es je ein "zurück zum Normal" geben?

Das weiss natürlich niemand, und es ist die grösste Sorge von allen, die wir Kino, Theater, Oper oder Konzerte machen. Die grösste Gefahr, die ich sehe, ist das Geld. Es wird alles wahnsinnig teuer, und irgendwann sind wir an dem Punkt, dass ein Kino- oder Theaterbesuch reiner Luxus ist. Kino ist ein gemeinschaftliches Erlebnis, und ich glaube nicht, dass die Leute darauf verzichten wollen. Aber ich habe wirklich Angst davor, wie die Inflation die Preise steigen lässt. Es kostet alles immer mehr - und dann ist einfach nichts übrig, um mit der ganzen Familie ins Kino zu gehen. Da ist man bei 60 Euro allein mit den Tickets, dann der Weg dorthin, man holt noch Popcorn, vielleicht muss ein Babysitter bezahlt werden. Und da muss man sich entscheiden, wofür man sein Geld ausgibt.

Subventionen? Lieber Entlastungen für die Steuerzahler!

Wünschen Sie sich mehr Förderung, mehr Subventionen für den Kulturbereich?

Ich wünsche mir vor allem, dass die Förderung nicht nachlässt. Es wird im Moment vieles gefördert - und das auch aus gutem Grund. Es hat ja auch mit der Geschichte unseres Landes zu tun, dass man freie Inhalte schaffen will und der möglichen Entwicklung zu einer totalitären Regierung entgegenwirkt. Und das sind ja alles Mittel, die man dafür braucht: Kino, Theater, freie Universitäten, freie Sender. Meine grösste Sorge wäre daher, dass das nachlässt. Dass man aber jetzt noch mehr braucht? Ja, aber im Sinne von: Entlastet die Steuerzahler! Gebt den Leuten mehr Geld in die Hand. Das wäre eine "Subvention", die helfen würde. Die würde konkret an die Kulturlandschaft gehen, die das Publikum nutzt. Alle sollten von dem, was sie verdienen, leben können. Da würde ich mir mehr Unterstützung wünschen, und die würde dann auch uns helfen.

Vielen Dank für das Gespräch!

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