In Griechenland regt sich Kritik an der Netflix-Dokuserie "Alexander der Grosse: Wie er ein Gott wurde". Stein des Anstosses ist die Beziehung des legendären Feldherren zu seinem engen Begleiter Hephaistion. Die Serie suggeriert eine homosexuelle Liebe.
Die Dokuserie "Alexander der Grosse: Wie er ein Gott wurde" ist gerade erst auf Netflix gestartet - und schon hagelt es aus Griechenland Kritik an dem Umgang mit dem legendären Feldherren. Kulturministerin Lina Mendoni (60) bezeichnete das Format laut Medienberichten als "Fiktion von extrem schlechter Qualität". Die Serie, die Experteninterviews mit Spielszenen kombiniert, sei "inhaltsarm und voller historischer Ungenauigkeiten".
Stein des Anstosses ist vor allem das Verhältnis von Alexander zu seinem Leibwächter und Freund Hephaistion. Sie wird in der Dokureihe als homosexuelle Beziehung dargestellt. Dimitris Natsiou, Chef der rechtsgerichteten Partei Niki, bezeichnete "Alexander der Grosse" als "bedauerlich, inakzeptabel und unhistorisch". Sie soll laut dem Politiker "unterschwellig den Eindruck erwecken, dass Homosexualität in der Antike akzeptabel war, ein Element, das jeder Grundlage entbehrt".
In dieselbe Kerbe schlägt ein Kommentar der griechischen Zeitung "Eleftheros Typos". Er wirft der Serie vor, eine politische Agenda zu vertreten, die Hollywood-Regisseur Oliver Stone (77) mit seinem Film "Alexander" (2004) gestartet habe. Das Werk mit Colin Farrell (47) in der Hauptrolle habe eine "Propaganda-Kampagne über Alexanders Homosexualität" initiiert.
Kein Verbot: Kulturministerin verteidigt Kunstfreiheit
Ein Verbot des Netflix-Formats wird es aber nicht geben. Das machte Lina Mendoni im Parlament auf eine Nachfrage von Niki deutlich. Sie verteidigte trotz ihrer Kritik an der Serie die Freiheit der Kunst.
"In den Quellen wird nicht erwähnt, dass sie über die Grenzen der Freundschaft, wie sie von Aristoteles definiert wurde, hinausgeht", sagte sie über die Beziehung zwischen Alexander und Hephaistion. Zu den Vertretern von Niki merkte sie an: "Sie werden wissen, dass der Begriff der Liebe in der Antike weit gefasst und multidimensional ist. Wir können weder die Praktiken noch die Personen, die vor 2.300 Jahren gehandelt haben, mit unseren eigenen Massstäben, unseren eigenen Normen und Annahmen interpretieren."
Alexanders Homosexualität ist umstritten
Überhaupt habe Alexander der Grosse in 2.300 Jahren nie jemanden gebraucht, "der seinen Ruf und seine Erinnerung beschützt", bekräftigte die Politikerin.
In der Geschichtswissenschaft ist die Frage nach einem homosexuellen Verhältnis von Alexander zu seinem engsten Vertrauten umstritten. Ein Wort für Homosexualität habe es im alten Griechenland nicht gegeben, merkt auch ein Experte in "Alexander der Grosse: Wie er ein Gott wurde" an.
Netflix hatte bereits für eine Serie über eine andere antike Grösse Gegenwind geerntet. Bei "Queen Cleopatra" über die ägyptische Pharaonin gab es Kritik an der Besetzung einer schwarzen Schauspielerin, "Blackwashing" war hier das Stichwort. Ähnliche Debatten gibt es zu dem geplanten Netflix-Film "Hannibal", in dem der Afroamerikaner Denzel Washington (68) den Feldherren aus Karthago im heutigen Tunesien verkörpern wird. (smi/spot/pak) © 1&1 Mail & Media/spot on news
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