Zwei zwölfjährige Mädchen streiten sich über Jungs und Cliquen-Dynamiken – und lernen, wie wichtig Freundschaft und Solidarität unter Frauen sind. Mit dem Teenie-Film "Du bist sowas von nicht zu meiner Bat Mizwa eingeladen" hat Netflix einen Überraschungshit hingelegt, von dem auch Erwachsene noch etwas lernen können.

Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht von Julia Hackober dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Stacy Friedman träumt von einer grandiosen Bat Mizwa: Sie wird gefeiert wie ein Popstar, ihr Schwarm jubelt ihr aus der Party-Menge zu, wahlweise treten Dua Lipa oder Olivia Rodrigo auf. Denn, davon ist die Zwölfjährige überzeugt: Die Feier zur Religionsmündigkeit für junge Juden wird ihr "restliches Leben bestimmen", also muss an diesem Tag alles "perfekt" sein.

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Natürlich verläuft in der Teenie-Komödie "Du bist sowas von nicht zu meiner Bat Mizwa eingeladen" nichts nach Plan für Stacy. Ihre Eltern (gespielt von Idina Menzel und Adam Sandler) wollen nichts von Popstar-Auftritten wissen, sondern bieten maximal ein Bällebad. Ihre beste Freundin Lydia verknallt sich in den gleichen Jungen, die Vorbereitungen für den grossen Tag in der Religionsschule verlaufen auch nur mittelprächtig – statt sich in Selbstlosigkeit zu üben, kreisen Stacys Gedanken um die eigenen Sorgen, zum Beispiel um die Auswahl des richtigen Partykleids.

Teenie-Träume und ein Blick in jüdische Lebenswelten

Universelle Pubertätsnöte und ein augenzwinkernder Einblick in die Welt der jüdischen Traditionen: Mit dem Netflix-Film ist Produzent und Nebendarsteller Adam Sandler ein sympathischer Überraschungshit gelungen, der nicht nur Teenies Spass macht. Sandlers Töchter Sunny und Sadie spielen im Film die Schwestern Stacy und die etwas ältere Ronny; die gewohnte Familiendynamik äussert sich in einer locker-flockigen Spielweise, der man oft anmerkt, dass einige der Situationen in einem Haushalt mit Teenagern auch den Sandlers nicht unbekannt sein dürften. So zum Beispiel in einer Szene, in der Stacy wütend aus dem Wohnzimmer stürmt: "Ich bin kein Kind mehr, ich hab' seit sieben Monaten meine Periode!" – und Adam Sandler in trockener Dad-Joke-Manier antwortet: "Das ist eine verdammt lange Periode, Liebling."

Dass der Film trotz der üblichen Teenie-Peinlichkeiten von verrutschten blutigen Binden bis zu verpatzten ersten Küssen nie in Klamauk abdriftet, ist den engagierten jungen Darstellerinnen und der Regisseurin Sammi Cohen zu verdanken. Selbst in einer jüdischen Gemeinde aufgewachsen, gelingt es der Regisseurin, die Erwartungen, die von den Jugendlichen, aber auch Eltern und Verwandten an den Tag der Bat Mizwa gestellt werden, auf behutsame Art auf die Schippe zu nehmen ("wir haben doch nicht gegen die Nazis gekämpft, damit du jetzt eine Mojito Bar haben kannst!").

Inszenierung mit Gefühl von Regisseurin Sammi Cohen

Die Romanvorlage aus den frühen Nullerjahren von Fiona Rosenbloom passt Cohen für den Film an die Sehgewohnheiten im Jahr 2023 an. Natürlich spielt Tiktok eine grosse Rolle im Leben der Jugendlichen, ein diverser Cast ist eine Selbstverständlichkeit, doch die Unsicherheiten beim Heranwachsen bleiben die gleichen. Das macht den Film so zeitlos: Für Teenies, die heute mit der ersten Schwärmerei kämpfen, aber eben auch für alle, die sich mit Scham und Schrecken an die eigene Pubertät erinnern. Und genau das ist das Besondere an "Du bist sowas von nicht zu meiner Bat Mizwa eingeladen": die Grosszügigkeit, mit der hier auf die Herausforderungen des Erwachsenwerdens geblickt wird.

Die Sorgen der Teenies werden ernst genommen und das ist auch richtig so – es gibt schliesslich nicht viele Momente im Leben, in denen man so verletzlich ist, wie mit 13 Jahren einem Schwarm die eigenen Gefühle zu gestehen. Niemand wacht eines Tages als "erwachsener" Mensch auf – es ist ein langer und bisweilen unendlich peinlicher Weg, bis man ungefähr weiss, wer man ist.

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Positive Botschaft für Teenies und Erwachsene

Im Film steht für die Protagonistin Stacy am Ende die Erkenntnis, dass Freundschaft und Loyalität entscheidender im Leben sind als die Aufmerksamkeit eines Mannes. Und wenn es der "coolste" Junge der Schule ist. Keine ganz neue Einsicht, aber eine, die man nicht oft genug wiederholen kann.

Umso schöner, dass in der Komödie das Frauwerden nicht nur als anstrengend und schambehaftet gezeigt wird, sondern auch als eine sehr fröhliche Zeit der Selbstentdeckung. Und das ist wiederum ist eine Botschaft, an die man sich als erwachsene Frau gern mal erinnern darf: Dass Frausein nicht nur heisst, sich endlich von den Unsicherheiten des Teenieseins zu lösen – sondern sich hin und wieder auch einfach an die befreiende Albernheit des Heranwachsens zu erinnern.

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