Mit "Obi-Wan Kenobi" ist auf Disney+ eine neue Serie aus dem Star-Wars-Universum gestartet. Sie verspricht ein Wiedersehen mit alten Fan-Lieblingen und neuen Helden. Erwartungen und Vorfreude waren so hoch wie bei keinem der bisherigen Ableger der Saga. Wir verraten Ihnen, ob das Anschauen lohnt.
Momentan häufen sich Sequels, Remakes und Spin-Offs von Serien und Filmen wie selten zuvor. Stars, die nach Jahren wieder in ihre alten Rollen schlüpften.
Nun also auch "Obi-Wan Kenobi". Nach 17 Jahren hat sich Ewan McGregor erneut die braune Robe übergeworfen und kehrt als berühmter, tragisch gescheiterter Jedi-Meister zurück. Am Freitag startete die sechsteilige Mini-Serie auf Disney+, und nach den ersten beiden ausgestrahlten Folgen lässt sich sagen: Besser kann man es kaum machen!
Achtung, Spoiler! Lesen Sie diese Rezension nicht weiter, wenn Sie sich die Spannung erhalten möchten!
Zeitlich ist die Serie das Verbindungsstück zwischen "Episode III – Die Rache der Sith" aus dem Jahr 2005 und "Episode IV – Eine neue Hoffnung" aka "Krieg der Sterne" von 1977. Um die Zuschauer einzustimmen, startet die Serie mit Rückblenden. Vier Minuten lang bestimmen Yoda, Padme, Mace Windu und Qui-Gon Jinn das Bild und nehmen die Zuschauer mit zurück zu
Wir treffen auf einen gebrochenen Obi-Wan, der als Ben Kenobi auf dem Wüstenplaneten Tatooine ein karges Leben fristet. Etwa zehn Jahre sind seit den Ereignissen aus "Die Rache der Sith" vergangen – und zehn Jahre dauert es noch, bevor Sir Alec Guiness in "Krieg der Sterne" als Ben/Obi-Wan Kenobi aus der Ferne einen Bauernjungen namens Luke Skywalker beobachten wird.
Obi-Wan: Nie über den Verlust von Anakin Skywalker hinweg gekommen
Eine Kontaktaufnahme des Jedis zu Luke wird von dessen Onkel Lars Owen (Joel Edgerton) unterbunden. Um jeden Preis will er verhindern, dass Obi-Wan den Jungen unterrichtet. "So wie seinen Vater?", ist das Totschlagargument, dem der Jedi-Lehrer nichts entgegenzusetzen hat. Anakin Skywalker war einst sein Schüler – mit dem bekannt dramatischen Ausgang. Dass Anakin nicht tot ist, weiss zu diesem Zeitpunkt natürlich der Zuschauer – nicht aber Obi-Wan. Er leidet unter dem Verlust und seinem Versagen.
Dafür, dass der sich für ein Einsiedlerleben im Outer Rim entschieden und seinen Künsten abgeschworen hat, kann man leicht Verständnis aufbringen. Doch scheint er nicht nur einsam, sondern auch feige geworden zu sein. Weder hilft er einem jungen Jedi auf der Flucht vor der Inquisition, noch will er zunächst auf das Bitten von Bail Organa (Jimmy Smits) eingehen und die entführte kleine Leia suchen. Die Zwillingsschwester von Luke war bekanntermassen von der königlichen Familie Organa adoptiert worden und lebt auf Alderaan.
Kindheit von Prinzessin Leia bekommt eine entscheidende Rolle
Leias Kindheit und Jugend waren bisher kein Thema. Hier zeigt sich, wie wunderbar die Serie Lücken in der Saga füllt und wie grossartig das Casting ist. Vivien Lyra Blair ist eine kleine Prinzessin, wie sie sich wohl viele Fans vorgestellt haben: neugierig, schlagfertig, natürlich dickköpfig mit einem Hang zur Rebellion - und eben doch nicht unberührt von der Macht. Angesichts Blairs mitreissender Darstellung verzeiht man sogar das Auftreten der wohl (unfreiwillig? absichtlich?) trotteligsten Kopfgeldjäger der Galaxie, angeführt von Vect Nokru (ja, es ist tatsächlich Red-Hot-Chili-Peppers-Bassist Flea).
Ein weiteres Highlight und eine unglaublich starke neue Figur ist die Dritte Schwester, gespielt von Moses Ingram. Sie ist eine eiskalte Jägerin, deren Hass auf Obi-Wan so gross sein muss, dass sie sich sogar gegen ihren eigenen Boss, den Grossinquisitor (Rupert Friend), wendet. So skrupellos, dabei ganz ohne Maske - ein echter Hingucker. Sehenswert auch Kumail Nanjiani ("Eternals"), der den Ganoven Haja Estree spielt - mit viel Herz, überraschendem Mut und jeder Menge Wortwitz.
Aber der ganz grosse Moment dieser ersten beiden Folgen (und sagen wir, wie es ist: der ganzen Saga) kommt kurz vor Schluss – eingeleitet von einem (sicher nur ersten) Showdown zwischen der Dritten Schwester und Obi-Wan. In ihre Gewalt bekommt sie ihn nicht, doch der Schmerz in seinen Augen zeigt, dass selbst der Tod kaum schlimmer hätte sein können angesichts dieser Neuigkeit: Anakin Skywalker lebt! Und er, Darth Vader, ist auf der Suche nach seinem alten Lehrmeister.
Mit den berühmtesten Atemgeräuschen der Filmgeschichte und einem Blick auf Darth Vaders entstellten Schädel endet die Episode – und läutet die gefühlt längste Woche für alle "Star Wars"-Fans ein. Sieben Tage Geduld, dann geht es - auch an dieser Stelle - weiter.
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