Am 5. April ermittelt Schauspielerin Stephanie Stumph im ZDF in "Der Alte" an der Seite von Thomas Heinze in der nunmehr 48. Staffel der beliebten Krimireihe. Im Gespräch mit unserer Redaktion hat die 39-Jährige Einblicke in die Zusammenarbeit mit dem Schauspieler gegeben und verraten, was sie darüber denkt, eine weitere Episode von "Stubbe" zu drehen.
Frau Stumph, "Der Alte" geht am 5. April in seine 48. Staffel. Als im Jahr 1977 die erste Folge ausgestrahlt wurde, waren Sie noch nicht einmal geboren und doch sind Sie inzwischen seit knapp zehn Jahren fester Teil der Krimireihe. Wie ist es, Teil einer TV-Serie zu sein, die seit fast 50 Jahren ein Millionenpublikum begeistert?
Apropos Thomas Heinze: Im Interview mit unserer Redaktion hat er über seinen Start bei "Der Alte" gesagt, er habe "von Beginn an eine gewisse Selbstverständlichkeit und grosse Harmonie innerhalb des Teams gespürt – insbesondere mit Stephanie Stumph". Haben Sie es als Team-Veteranin als Ihre Aufgabe gesehen, Herrn Heinze einen guten Start am Set zu bescheren?
Es war mir natürlich sehr wichtig, dass Thomas sich bei uns wohlfühlt. Dass er sowohl vor als auch hinter der Kamera gut aufgenommen wird, habe ich nie angezweifelt, zumal unser Team wirklich grossartig ist und wir wie eine grosse Familie miteinander sind. Wie bei einer grossen Familie wird natürlich ganz genau hingeschaut, wenn ein neues Mitglied dazukommt, aber diesen Test hat Thomas von Anfang an bestanden (lacht). Insofern sind wir alle wahnsinnig happy, dass Thomas Heinze Teil von "Der Alte" ist und die grossen Fussstapfen, die
Ihre Rolle der Annabell Lorenz hat im vergangenen Jahr die Bekanntschaft mit dem neuen Hauptkommissar Caspar Bergmann gemacht, gespielt von Thomas Heinze. Wie beschreiben Sie die Beziehung zwischen Caspar und Anna – auch im Vergleich zu der Beziehung zwischen Anna und Richard Voss?
Anna und Richard Voss hatten eine Vater-Tochter-ähnliche Beziehung. Mit Caspar Bergmann hat Anna hingegen mehr Reibungsflächen und sie muss sich an verschiedenen Stellen stärker behaupten. Es ist wie im echten Leben: Bekommt man einen neuen Chef, muss man sich an diesen zunächst einmal gewöhnen, das kann Vor- aber auch Nachteile mit sich bringen. Aber Annabell Lorenz kommt mit dieser Herausforderung ganz gut klar.
Seit 2015 gehören Sie in der Rolle der Kriminalkommissarin Annabell Lorenz zum Ermittlerteam. Sehen Sie manchmal Parallelen zwischen sich und Ihrer Rolle?
Ich versuche natürlich immer, viel Stephanie in die Rolle der Anna einfliessen zu lassen. Meine Figur hat das Glück, zwischen all den schweren Fällen und Schicksalen für eine gewisse Leichtigkeit zu sorgen. Umso mehr versuche ich, hier und da meinen eigenen Humor einzubauen. Mir ist jedoch aufgefallen, dass Annas Kleidungsstil ein wenig auf mich überzuschwappen scheint: Sie trägt sehr gerne Anzüge – so wie ich inzwischen auch.
Ehe Sie Ihre Laufbahn in der Rolle der Anna Lorenz eingeschlagen haben, waren Sie an der Seite Ihres Vaters
Die Überlegungen, eine weitere Episode "Stubbe" zu drehen, gibt es immer wieder. Wir stehen dem Thema grundsätzlich sehr offen gegenüber.
Sie feiern in diesem Jahr Ihren 40. Geburtstag. Wie begegnen Sie dem Älterwerden?
Es ist mir definitiv nicht egal. Manchmal denke ich, dass die 40 gar nicht wirklich zu mir passt (lacht). Dennoch bin ich sehr dankbar, überhaupt älter werden zu dürfen, das ist nicht selbstverständlich.
Stephanie Stumph: Gesunde Eitelkeit darf zum Beruf der Schauspielerin gehören
Dennoch spielt ein gesellschaftlich vermitteltes Schönheitsideal beim Altern häufig eine Rolle …
Das stimmt. Natürlich ist mein Aussehen Teil meines Berufes. Insofern spielt eine gesunde Eitelkeit natürlich eine Rolle, wobei ich das Wort "gesunde" besonders betone. Ich denke nicht, dass man auf Biegen und Brechen einem gefilterten Schönheitsideal hinterherjagen, sondern dem Altern mit einem guten Bewusstsein begegnen sollte. Meiner Meinung nach geht es also nicht darum, sich krampfhaft optisch zu verjüngen, sondern gesund und gut zu altern. Natürlich versuche ich auch, optisch immer das Beste aus mir herauszuholen und so lange wie möglich frisch auszusehen. Wichtig ist dabei vor allem in meinem Beruf als Schauspielerin, dass sich meine Mimik nicht verändert.
Sie sind vor zwei Jahren Mutter geworden und haben rund zwei Monate nach der Geburt Ihres Sohnes wieder begonnen zu arbeiten. Gab es damals Situationen, in denen Sie sich für Ihre Berufstätigkeit rechtfertigen mussten?
Die gab es, ja. Bei manchen Menschen ist es auf Unverständnis gestossen, dass ich nach zwei Monaten wieder gearbeitet habe. Ich denke aber, dass jeder Mensch so eine Entscheidung für sich selber treffen muss. In meinem Fall war es so, dass ich mein Kind, während ich noch gestillt habe, mit ans Set genommen habe und ich habe nicht den Eindruck, dass ihm diese Zeit geschadet hat. Ich liebe meinen Job, er ist ein grosser Teil von mir und für mich war von Anfang an klar, dass ich auch nach der Geburt meines Kindes so viel wie möglich aus meinem Leben vor dem Kind beibehalten möchte. Dazu gehörte ganz klar die Berufstätigkeit.
Sensiblerer Umgang mit der Frage nach dem Kinderwunsch
Als Schauspielerin sind Sie zudem freischaffend und hatten keine Möglichkeit, in den regulären Mutterschutz zu gehen.
Richtig. Dieser Hintergrund spielte natürlich auch eine grosse Rolle. Darüber hinaus sollte man sich als Schauspieler immer gut überlegen, ob man eine längere Pause einlegen möchte. Die Schlange der Anwärterinnen und Anwärter auf Rollen ist lang …
Als Sie selbst schwanger waren, haben Sie bei Instagram einen Beitrag gepostet, in dem Sie Frauen Mut zugesprochen haben, sich von gesellschaftlichen Idealvorstellungen nicht das Leben diktieren zu lassen. Viele Frauen kennen den gesellschaftlichen Druck rund um Themen wie Schwangerschaft oder Heiraten – mussten Sie damit in der Vergangenheit auch Bekanntschaft machen?
Absolut. Ich musste mir über zehn Jahre in Interviews immer wieder die blossstellende Frage anhören, wann ich denn gedenke, Mutter zu werden. Das ist komplett übergriffig. Ich habe es damals nicht persönlich genommen, weil das Thema Kinder zu diesem Zeitpunkt in meinem Leben noch keine Rolle gespielt hat. Wird diese Frage aber einer Person gestellt, die einen unerfüllten Kinderwunsch hat, was man nie wissen kann, kann das sehr verletzend sein. Die gesellschaftliche Idealvorstellung sieht vor, dass eine Frau irgendwann Mutter zu sein hat und den Beruf für die Mutterrolle hinten anstellt. Hier kann ich allen Frauen einfach nur raten, diesen Klischees mit einer gewissen Gleichgültigkeit zu begegnen. Das Gleiche gilt für selbstbestimmt kinderlose Frauen: Jeder Mensch sollte frei entscheiden dürfen, ein Kind zu bekommen oder nicht. Übrigens dürfen auch die Männer in diesem Zusammenhang nicht vergessen werden. Es gibt auch Männer mit einem unerfüllten Kinderwunsch – insofern sollte diesem Thema grundsätzlich sensibler begegnet werden.
Welche Rolle spielt gleichberechtigte Elternschaft in Ihrer Beziehung mit Ihrem Partner?
Eine grosse. In beruflicher Hinsicht ist mein Mann genauso ehrgeizig wie ich. Als Oberarzt ist er wahnsinnig glücklich in seinem Job. Er ist happy, wenn er seine Patienten glücklich machen darf und ich bin happy, wenn ich am Set stehe und kreativ sein kann. Mit einem Kind spielt die Organisation eine entscheidende Rolle und es ist nicht immer einfach, keine Frage. Aber wir haben uns für dieses Lebenskonzept entschieden und jeder soll seinen Zielen nachgehen. Dabei darf man mit Blick auf meinen Job nicht vergessen, dass ich ja nicht 365 Tage im Jahr am Set bin. Es gibt Drehblöcke, danach habe ich mitunter bis zu acht Wochen frei. Und diese Zeit gehört dann natürlich voll und ganz unserem Kind.
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