Sein 13. Fall "Tatort: Murot und das 1000-jährige Reich" führt Ulrich Tukur in einer Doppelrolle ins Jahr 1944. Dort will er die Geschehnisse rund um einen britischen Flugzeugabsturz in einem kleinen Dorf aufklären. Lohnt sich das Einschalten bei diesem ungewöhnlichen "Tatort"?
Der "Tatort: Murot und das 1000-jährige Reich" (20. Oktober um 20:15 Uhr im Ersten) schickt
Darum geht es im "Tatort: Murot und das 1000-jährige Reich"
In der Gegenwart warten Murot und Wächter am Frankfurter Flughafen auf die Ankunft des Kriegsverbrechers Hagen von Strelow, der rund 60 Jahre nach Kriegsende endlich für seine grausamen Taten verurteilt werden soll. Bereits vor 30 Jahren wollte Murot die einstige Nazi-Grösse vor Gericht stellen, doch damals konnte dieser ihm knapp entkommen.
Vom Flugzeug aus reisen die Zuschauer gedanklich mit dem jungen von Strelow (Ludwig Simon, 27) ins Jahr 1944. Er ist damals Adjutant des hochverdienten Kommissars Rother - und überzeugter Nationalsozialist. Zusammen ermitteln die beiden in einem scheinbar idyllischen Dorf in der Nähe von Frankfurt. Dort ist ein britisches Flugzeug abgestürzt und der zugehörige Pilot liegt erschossen in der Dorfkapelle. Im Wald werden ausserdem drei tote deutsche Soldaten aufgefunden, ein vierter kauert angekettet an ein Auto.
Der Überlebende hat brisante Informationen: Der britische Pilot spionierte offenbar für die Nazis und wollte streng geheime Pläne zu der Landung der Alliierten in der Normandie und der Befreiung Europas vom Nationalsozialismus nach Berlin bringen. Von den kriegsentscheidenden Dokumenten fehlt allerdings jede Spur. Nicht nur unter den verschlafenen Dorfbewohnern macht sich deshalb Misstrauen breit. Auch von Strelow zweifelt an der Regimetreue seines Vorgesetzten, der die Pläne wohl um jeden Preis vor den Nazis verbergen will, und zieht mit voller Härte lieber sein eigenes Ding durch.
Lohnt sich das Einschalten?
Ja. Die Idee der Zeitreise im Film ist gut umgesetzt und mit historischen Kulissen aus dem Freilichtmuseum Hessenpark passend untermalt. Im sonst so fantasievollen Universum rund um Felix Murot geht es diesmal deutlich konventioneller und realistischer zu - besonders im Vergleich zum letzten Fall "Murot und das Paradies" (2023). Murot reist nicht etwa selbst durch die Zeit, sondern wird durch ein historisches Ebenbild ersetzt. Der eigentlich gewohnte Kommissar tritt deshalb kaum in Erscheinung, da die Szenen in der Gegenwart kurzgehalten werden. Regisseur M. X. Oberg (55) nutzt sie stattdessen als Mahnung, warum auch die letzten lebenden Kriegsverbrecher noch nach Jahren vor Gericht gestellt werden sollten.
Gleich zu Beginn wird deutlich, wer die junge Version des Kriegsverbrechers von Strelow ist - damit steht auch direkt fest, wer die Rolle des Bösewichts übernimmt. Der Fall ist deshalb vielleicht nicht ganz so spannend, wie man es vom "Tatort" gewohnt ist, aber dennoch sehenswert. Eher undurchsichtig bleiben Ermittler Rother und seine Gesinnung, was es schwer macht, mit ihm zu sympathisieren. Man erfährt nichts zu seiner Vorgeschichte und spätestens, als er im Gasthaus ein Schmählied auf Hitler anstimmt, fragt man sich, auf welcher Seite der mit einem Hakenkreuz-Anstecker geschmückte Oberst steht. Spannender als die Aufklärung der Morde ist also fast, ob Rother sich als Held oder Verbrecher entpuppt und wie er sich gegen seinen Hitler-treuen Adjutanten behaupten wird.
Dass Rothers Vergangenheit so im Verborgenen bleibt, liegt natürlich auch an der zeitlichen Knappheit. Der 90-Minüter schafft es logischerweise nicht, die Komplexität der NS-Zeit zu erfassen und in die Abgründe der Nationalsozialisten wie den fiktiven Hagen von Strelow vorzudringen. Trotzdem wird durch den Fokus auf ein Dorf im Rahmen seiner Möglichkeiten ein solider historischer Kriminalfall geliefert. (eyn/spot) © spot on news
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