Schwere, aber durchaus spannende Kost aus München am Sonntagabend: Die "Tatort"-Macher liessen mit "KI" einen mit Zukunftsfantasien gespickten Krimi auf das Fernsehpublikum los und schafften dabei den schwierigen Spagat zwischen Fiktion und Realität. Einige Fragen blieben aber offen.

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Gibt es den Turing-Test wirklich?

Ja, es gibt ihn. Und bislang ist es in der Tat auch noch keiner Software gelungen, ihn zu bestehen. Der Turing-Test wurde bereits 1950 entwickelt, ihm wird aber erst mit dem Aufkommen der Hochleistungsrechner in den letzten Jahrzehnten echte Bedeutung zugemessen.

Die Anordnung: Ein menschlicher Fragesteller führt über eine Tastatur und einen Bildschirm ohne Sicht- und Hörkontakt mit zwei ihm unbekannten Gesprächspartnern eine Unterhaltung – mit einem Menschen und einer Maschine. Wenn der Proband nach intensiver Fragestellung innerhalb eines bestimmten Zeitraums - meist zehn Minuten - nicht klar unterscheiden kann, wer Mensch und wer Software ist, gilt der Test als bestanden.

Gibt es solche Programme wie MARIA?

Ja und nein. Natürlich wird derzeit weltweit viel Geld in die Forschung gesteckt, um solche Künstlichen Intelligenzen zu entwickeln. Marktreif oder gar so ausgeklügelt wie MARIA ist bislang allerdings noch kein Programm.

Zuletzt sorgte im Mai 2018 der Internetriese Google für Furore, als das Unternehmen sein System "Duplex" vorstellte. Die Macher führten unter anderem vor, wie die KI einen Anruf bei einem Friseursalon tätigte und einen Termin vereinbarte. Der Friseur-Dame fiel nicht auf, dass es sich dabei um eine Maschine handelte.

Das Besondere: "Duplex" kann die menschliche Sprache mit Denkpausen, absichtlichen Ungenauigkeiten und unnötigen Fülllauten fast perfekt imitieren. Von dem Programm im Film ist allerdings auch "Duplex" noch meilenweit entfernt.

Woher kennt man das Gesicht von Wilmots?

Christian Wilmots, der Spanner und IT-Nerd von nebenan, ist eine der zentralen Figuren im "Tatort: KI", obwohl er eigentlich nur in wenigen Szenen zu sehen ist und früh Selbstmord begeht. Auch wenn sich die Macher offenbar sehr darum bemühten, das Antlitz des Darstellers mit dunkler Brille, Bart, Kappe, Hinkebein und schummrigen Einstellungen zu verschleiern: Wer genau hinsieht, kann den bekannten Schauspieler Thorsten Merten dahinter erkennen.

"Tatort"-Fans dürften ihn kennen. Merten spielt in den Weimar-Krimis mit Christian Ulmen und Nora Tschirner seit 2013 den Vorgesetzen von Lessing und Dorn, Kriminalhauptkommissar Kurt Stich. Eigentlich ein No-Go, einen festen Tatort-Ermittler aus einer anderen Stadt in einer Nebenrolle einzusetzen.

Kann man mit Chlorin E6 in der Nacht wirklich besser sehen?

Angeblich funktioniert das. Auf den Festplatten des besagten Wilmots befinden sich auch sogenannte Biohacks. Ein dort festgehaltener Versuch zeigt die Wirkung von Chlorin E6, ein aus der grünen Chlorella-ellipsoidea-Alge gewonnenes Mittel, das eigentlich in der alternativen Krebsbehandlung eingesetzt wird.

Die im Film gesehene Versuchsanordnung ist abgekupfert von einem bekannten Biohack des Pseudoforschers Gabriel Licina. Er hat versucht, durch Einträufeln der Substanz in seine Augen eine bessere Sicht in der Dunkelheit zu erzielen. Seinen Angaben nach sei dies gelungen. Wissenschaftlich bewiesen ist es aber nicht.

Die schwarzen Augen sind übrigens auch aus dem Original-Versuch abgeschaut, kamen dort aber nicht vom Chlorin E6 selbst, sondern von schwarzen Kontaktlinsen, die Licina trug, um seine Augen vor der angeblich neu gewonnenen Lichtempfindlichkeit zu schützen. (dr)  © 1&1 Mail & Media/spot on news

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