Der "Tatort" ist endlich zurück aus der Sommerpause. Mit "Pumpen" aus Wien startet die neue Saison der Kult-Krimi-Reihe pünktlich. Fünf spannende Fragen zu dieser Folge.

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Die Ermittler Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) und Bibi Fellner (Adele Neuhauser) finden einen Toten auf Zuggleisen und ermitteln im Fitnessstudio. Was "Pumpen" mit Krassnitzers 60. Geburtstag zu tun hat – und weitere Hintergründe zum ersten "Tatort" nach der Sommerpause.

Warum startet die neue Saison mit einem "Tatort" aus Wien?

Das ist gewissermassen ein Geschenk an Harald Krassnitzer. Der Darsteller von Kommissar Moritz Eisner wird nämlich am 10. September 60 Jahre alt, und sein Heimatsender, der ORF (wo der "Tatort" wie immer zeitgleich zur Ausstrahlung im Ersten läuft), widmet dem beliebten Österreicher die ganze Woche einen Programmschwerpunkt.

Dazu gehören die Erstausstrahlung des "Tatort: Pumpen", zahlreiche Wiederholungen seiner Filme und Komödien und ein Porträt im Rahmen der Reihe "Orte der Kindheit" (am 10.9. im ORF 2 um 9.05 Uhr). In Krassnitzers Fall ist das das Salzburger Land. Er kam 1960 in der Kleinstadt Grödig bei Salzburg als Sohn einer Fabrikarbeiterin und eines Schlossers auf die Welt. Schon sein Vater wollte eigentlich Schauspieler werden, konnte sich die Schauspielschule nach dem Krieg aber nicht leisten.

Sohn Harald fühlt seine Berufung, so ist in "Orte der Kindheit" zu erfahren, als er mit zehn Jahren im weihnachtlichen Krippenspiel mitmacht und für seine komische Darstellung viel Applaus bekommt.

Er muss auf Drängen der Eltern allerdings erst einmal eine Lehre zum Speditionskaufmann absolvieren. Als Volljähriger geht er an die Salzburger Elisabethbühne, die zugleich Ausbildungsstätte ist. Berühmt wird der Theaterschauspieler mit der Titelrolle in der Fernsehserie "Der Bergdoktor". Ab 1999 wird er ausserdem der österreichische Ermittler Moritz Eisner für den "Tatort" des ORF.

"Pumpen" ist sein 47. Fall, und gerade hat er der "Teleschau" erzählt, wie lange er weitermachen will: "Stand heute sage ich: So lange man uns lässt - da bin ich mir mit Adele einig. Wir würden schon gerne weitermachen, und für die nächsten zwei Jahre sind die Produktionen schon geplant. Es gibt noch so viel zu erzählen." Auf Geburtstagspartys hat er weniger Lust:"Wenn überhaupt, dann müsste meine Mutter, die in diesem Jahr ihr 90. Lebensjahr vollendet hat, gefeiert werden. Sie hat mich zu dem gemacht, der ich bin."

Darf man eine so gruselige Leiche im Hauptprogramm zeigen?

Die Bilder des toten Iovan Savic sind nichts für empfindliche Gemüter: Der Automechaniker wurde vom Zug mit einem sauberen Schnitt in zwei Hälften und vier Teile (rechnet man die durchgeschnittenen Arme dazu) getrennt. Der Torso des toten Bodybuilders sieht aus wie die makabre Version einer griechischen Adonis-Statue, was für eine Zug-Leiche nicht besonders realistisch sein dürfte. Ausserdem wird der Anblick innerhalb der Handlung dazu benutzt, den schwarzen Humor der Wiener Ermittler zu illustrieren: Es wird um den Toten herum ausgiebig gefrühstückt und gefrotzelt.

Wegen dieser distanzierenden Effekte ist anzunehmen, dass die Redaktionen von ORF und ARD keine Probleme mit der Darstellung hatten: "Jeder Sender überprüft im Sinne der Einhaltung der Jugendschutzrichtlinien immer seine Filme", erklärten die Sender auf Anfrage, "so wurde auch der aktuelle 'Tatort: Pumpen' in dieser Hinsicht nach bestem Wissen und Gewissen kontrolliert." Die Regeln des Jugendmedienschutzes erlauben die Ausstrahlung zur Primetime, wenn die Inhalte für Kinder ab 12 Jahren als nicht verstörend eingestuft werden, zum Beispiel keine Gewalt verherrlicht wird, oder die Darstellung von Verletzten dramaturgisch plausibel erscheint. Der Rest ist Geschmackssache.

"Tatort"-Nostalgiker dürften sich in dem Zusammenhang an die Berliner Folge "Tod im U-Bahnschacht" von 1975 erinnert fühlen. Sie sorgte nicht nur wegen der klischeelastigen Darstellung von Ausländern (was wir auch an "Pumpen" kritisiert haben) für einen Skandal, sondern vor allem, weil darin ein Bauarbeiter von einer Planierraupe überfahren wird und die Zuschauer dabei zusehen durften.

Im Vergleich zu dem Anblick in "Pumpen" könnte die Szene von 1975 allerdings auch gut aus der Kinderserie "Bob der Baumeister" stammen.

Was sind Kiberer und Graster?

"Pumpen" wimmelt von österreichischen Begriffen, die für bundesdeutsche Zuschauer nicht immer leicht zu verstehen sind. Das mehrfach genuschelte "Kiberer" (auch Kieberer) ist laut dem österreichischen Wörterbuch eine abwertende Wiener Bezeichnung für Polizist, entspräche also dem deutschen "Bullen".

Der ausländerfeindliche Taxifahrer nennt eine Gruppe Osteuropäer "Gfraster", Nichtsnutze. Die "Eitrige", die Moritz Eisner am Würstelstand bestellt, ist ein Käsekrainer, eine Wurst mit Käsewürfeln, die so genannt wird, weil der geschmolzene Käse beim Reinbeissen platzt wie eine Wunde.

Ist die Durchsuchungsanordnung auch eine österreichische Spezialität?

Der Begriff fällt in diesem Wiener "Tatort" mehrmals. Was umgangssprachlich immer Durchsuchungsbefehl genannt wird, heisst aber auch in Deutschland eigentlich Durchsuchungsanordnung oder –beschluss. Darunter versteht man die in der Strafprozessordnung (§102ff) definierte richterliche Erlaubnis, die Räume eines Tatverdächtigen zu durchsuchen.

Weil die Unverletzlichkeit der Wohnung im Grundgesetz verankert ist, gelten strenge Regeln. Dazu gehört zum Beispiel auch, dass für die Durchsuchung einer Wohnung von anderen Personen (die nicht direkt Tatverdächtige sind) ein allgemeiner Verdacht nicht ausreicht, sondern konkret angegeben werden muss, was man in den Räumen zu finden hofft. Die Anordnung hat ausserdem ein Gültigkeitsdatum, damit sie nicht als Freischein zum unbeschränkten Zugang benutzt werden kann.

Hatte Corona Auswirkungen auf "Pumpen"?

Nein, die Dreharbeiten fanden bereits im März 2019 in Wien und Umgebung statt. Dem Ersten erzählten die Hauptdarsteller aber, wie sie die Pandemie erleben. Adele Neuhauser, eine begeisterte Wandererin, die am liebsten alleine unterwegs ist, hat "die ersten Wochen noch als ganz angenehm empfunden. In vielen Jahren davor habe ich immer zu Frühlingsbeginn gearbeitet und bedauert, das Erwachen der Natur nicht durch ausgiebige Wanderungen geniessen zu können. Jetzt konnte ich das nachholen", so "still und friedlich habe ich den Wienerwald noch nie erlebt."

Die Pandemie habe gezeigt, "wie wichtig und richtig es ist, auf unsere Umwelt acht zu geben." Das habe hoffentlich Konsequenzen: "Wir haben jetzt die Chance, über eine Welt nachzudenken, wie wir sie uns einst erträumt haben. Und danach die Ärmel hochzukrempeln, um unsere Träume zu verwirklichen."

Harald Krassnitzer sagt dazu: "Was mit unserer Wirtschaft und unserem Zusammenleben geschieht, ist noch gar nicht abzusehen. Insofern gliedere ich mich ein in die grosse Zahl von Menschen, die zwischen Sorge und einer gewissen Leichtigkeit leben, aber manchmal schon in der Nacht aufwachen und überlegen, wie es weitergehen wird. Ich hoffe, dass wir daraus etwas lernen und uns zum Beispiel Gedanken machen, wie wir Menschen anständiger behandeln, die jetzt tagtäglich Arbeiten, damit es uns noch halbwegs gut geht."

Krassnitzer ist Sozialdemokrat und unterstützt Aktionen der SPÖ, ausserdem engagiert er sich für den Klimaschutz. Er wünsche sich, dass "in Zukunft nicht alles immer nur unter ökonomischen Aspekten gesehen wird."

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