Der neue "Tatort" hat sich gleich zweimal in der Realität bedient: Eine KI kommt zum Einsatz, die ein reales Vorbild hat, und auch der Anschlag auf den Mannschaftsbus des BVB aus dem Jahr 2017 hat es in Wotan Wilke Möhrings neuen Fall "Im Wahn" geschafft. Wilde Kombination, allerdings durchaus nachvollziehbar.

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Wotan Wilke Möhrings Thorsten Falke hat im "Tatort: Im Wahn" einen Ermittler an die Seite gestellt bekommen, der für den Kommissar der alten Ermittlerschule vielleicht eine etwas grössere Herausforderung war: eine Künstliche Intelligenz.

In der neuen Folge werden zwei Männer am Hannoveraner Bahnhof niedergestochen, willkürliche Opfer ohne Hinweis auf den Täter. Die vielen Zeugen haben wenig Brauchbares gesehen, deswegen soll die KI anhand von Bewegungsprofilen der Handys und Social-Media-Aktivitäten den Täter ermitteln - und das tut sie auch. Nach nur wenigen "Tatort"-Minuten scheint der Täter festzustehen. Doch der eigentliche Plot ist sehr viel komplizierter und geht sehr viel tiefer.

Für die KI-Software, die im Film "Kroisos" hiess, gab es ein reales Vorbild. Das erzählte der Drehbuchautor des "Tatort", Georg Lippert, dem NDR. "Die hessische Polizei nutzt seit 2018 die Analysesoftware 'Gotham' der US-Firma Palantir. Das Programm wertet Daten zu Personen, Orten und Ereignissen aus, die an sich unauffällig sind, aber in Summe ein Muster ergeben."

Anschlag auf BVB-Bus als Vorlage für den "Tatort"

Wie geht nun Möhrings Kommissar Falke mit der KI um? Er ist skeptisch, lässt sich aber auf den neuen Ermittler ein. "In unserem 'Tatort' werden die Maschinen mit bestimmten Daten gefüttert, die die Ermittlungen in eine gewünschte Richtung lenken", sagte Wotan Wilke Möhring dazu im Gespräch mit dem NDR. "Dieses Vorgehen ist hochmanipulativ und total intransparent. Und wir wollten eine zweite Idee durchspielen: Welche Risiken sind damit verbunden, die Bekämpfung von Straftaten in die private Hand eines börsennotierten Unternehmens zu geben?"

Denn nicht nur die KI hat in diesem Film ein reales Vorbild, auch für den Plot gibt es ein Pendant, wie Drehbuchautor Lippert weiter verraten hat. "2017 wurde ein Sprengstoffanschlag auf den Mannschaftsbus von Borussia Dortmund verübt. Der Attentäter wollte auf den fallenden Börsenwert des Klubs wetten. Er wäre buchstäblich über Leichen gegangen, um den Kurs der BVB-Aktie zu drücken. Dieser Mechanismus hat etwas Gruseliges."

Wotan Wilke Möhring: "Eine Bedrohung? Darüber kann ich nur lachen"

Gruselig findet Möhring Künstliche Intelligenz allerdings überhaupt nicht. "Eine Bedrohung? Darüber kann ich nur lachen. Die Künstliche Intelligenz ist ein Instrument, das wir erdacht und erschaffen haben. Wir geben vor, in welche Richtung sich die Technik verändern soll", sagte der 57-Jährige. "Mithilfe von KI-Software wurde vor einigen Jahren Beethovens 10. Sinfonie, die 'Unvollendete', zu Ende komponiert. Und: Man hört es! Weil Genie und Geistesblitz und alles, was mit Kreativität zu tun hat, niemals von einer Maschine kommen kann. Von einem Programm, das mit alten Daten gefüttert wurde. Die Vorstellung, was noch sein könnte, hat nur der Mensch. Die einfache KI ist heute auf dem Stand eines Sechsjährigen."

Und es gibt noch eine weitere Verbindung zwischen dem Schauspieler und seinem neuen Fall in Hannover: Möhring ist seit Jahren BVB-Fan. Ob ihm das bei seiner Rolle weitergeholfen hat, hat der Schauspieler allerdings nicht verraten.

Verwendete Quellen

  • NDR.de: Pressemappe zum "Tatort: Im Wahn"
  • ARD: "Tatort: Im Wahn"