- Der neuste Tatort aus Stuttgart setzt auf Laienschauspieler und einen recht simplen Krimiplot.
- Die Kommissare Thorsten Lannert und Sebastian Bootz suchen unter den Mitgliedern der Wohngemeinschaft Oase Ostfildern nach einem Mörder.
- Das stellt die Geduld der Kommissare auf eine harte Probe.
Im neuen Tatort aus Stuttgart "Das ist unser Haus" geht es um die Mördersuche in einer Baugenossenschaft im Stuttgarter Süden. Solche Baugenossenschaften werden in Deutschland immer beliebter. Ihre Mitglieder hat Regisseur Dietrich Brüggemann nicht nur mit Schauspielern, sondern auch befreundeten Musikerinnen besetzt – eine hat Verbindungen zu einer anderen "Tatort"-Kommissarin. Wir beantworten Ihnen weitere Fragen zum neuen Fall aus Stuttgart.
Welche Gastschauspieler gab es ausser Heinz Rudolf Kunze noch?
Der 64-jährige Sänger und Liedermacher Heinz Rudolf Kunze ("Dein ist mein ganzes Herz") spielt in "Das ist unser Haus" den ehemaligen Wohngenossenschaftskandidaten Stefan Heuer, den ein paar Mitglieder der "Oase" bedrohen, weil sie ihn für den Mörder einer anderen Bewerberin, Beverly, halten.
Hausbewohnerin Birgit, die sich von Beverly angezogen fühlte, wird ebenfalls von einer Musikerin gespielt: Die Singer-Songwriterin Désirée Klaeukens gründete 2017 zusammen mit Regisseur Dietrich Brüggemann die Band Theodor Shitstorm. Der Indie-Hit "Rock & Roll" stammt von ihrer ersten Platte.
Auch Genossenschaftsmutti Ulrike wird von einer Sängerin gespielt: Christiane Rösinger ist Mitbegründerin, Sängerin und Texterin der Berliner Bands Lassie Singers (mit Funny van Dannen) und Britta.
Ende 2019 hatte Rösingers "Musical zur Wohnungsfrage" am Berliner Theater HAU Premiere, "Stadt unter Einfluss". Es geht auf Rösingers Song "Eigentumswohnung" von 2016 zurück. Dazu gibt es ein Musikvideo, in dem Eva Löbau mitspielt – die Kommissarin aus dem Schwarzwald-"Tatort".
Was ist eine Baugenossenschaft?
Eine Baugenossenschaft (BG) wie sie die "Oase Ostfildern" im "Tatort" darstellt, muss nicht unbedingt aus einer kleinen Gruppe Gleichgesinnter bestehen: Die Baugenossenschaft BGE im schwäbischen Esslingen zum Beispiel besteht seit 1890, hat über 7.000 Mitglieder und 3.000 Wohnungen.
Die auch Wohnungsgenossenschaft oder Bauverein genannte Personengruppe ist laut dem Gabler Wirtschaftslexikon erst einmal nur ein kooperatives Unternehmen, das seinen Mitgliedern "eine wohnungs- und immobilienwirtschaftliche Besserstellung" ermöglichen soll.
Eine BG baut und vermietet Wohnraum in Selbstverwaltung und nach dem Solidaritätsprinzip. Ihre Mitglieder sollen langfristig mit guten und sicheren Wohnungen versorgt werden, es besteht kein Interesse an kurzfristigen Gewinnen. Entsprechend dieser Ausrichtung und der Altersstruktur der Bevölkerung sind Baugenossenschaften angesichts der Knappheit an bezahlbarem Wohnraum ungebrochen populär; dabei wird generationenübergreifendes Wohnen und der Gemeinschaftsaspekt, wie das die fiktive "Oase Ostfildern" anstrebt, immer beliebter.
Laut dem Deutschen Genossenschafts- und Raiffeisenverband e.V. gibt es in Deutschland derzeit rund 2.000 Wohnungsgenossenschaften mit circa 2,2 Mio. Wohnungen für mehr als fünf Millionen Menschen.
Wie gefährlich ist Osteoporose? (Achtung, Spoiler)
Im "Tatort" ist früh klar, dass die Tote an einem Genickbruch starb, später stellt sich heraus, dass es während einer Massage dazu kam. Das ist rein theoretisch durchaus möglich: Die Frau hatte, erfahren wir, ungewöhnlich starke Osteoporose, also Knochenschwund.
Dabei wird Knochengewebe abgebaut und die Dichte nimmt ab: Stellt man sich das Knocheninnere wie einen Schwamm vor, werden die Löcher immer grösser. Die Knochen werden dadurch leichter und können laut der Techniker Krankenkasse "auch ohne besondere Gewalteinwirkung brechen". Massagen gehören wegen der Schmerzen und damit einhergehenden Muskelverspannungen durchaus zu einer möglichen Therapieform, es ist allerdings anzunehmen, dass ein Therapeut dann entsprechend vorsichtig vorgeht.
Allerdings ist Osteoporose zu Beginn nicht unbedingt schmerzhaft - und auch ein Genickbruch muss nicht immer tödlich enden: Erst einmal handelt es dabei nur um einen Bruch der Halswirbelsäule. Es gibt auch leichte Fälle, die heilbar sind und ohne Folgen bleiben. Dann werden die Wirbel mit einem Halskragen gestützt, bis der Bruch verheilt ist. Bei schweren Fällen wird der gebrochenen Wirbel mithilfe eines unter der Haut angebrachten metallenen Stützsystems stabilisiert.
Wer sind Häberle und Pfleiderer?
Die drei Mitglieder der Stuttgarter Comedygruppe "Eure Mütter", die schon 2017 in Daniel Bickermanns und Dietrich Brüggemanns "Tatort: Stau" zu sehen waren, haben in dieser Folge wieder einen Gastauftritt. Gegen Ende stellen sich zwei von ihnen in einer Werbeagentur als "Herr Häberle" und "Herr Pfleiderer" vor.
Das ist ein Wink vor allem an Alt-Schwaben: Die Namen gehören einem Komikerduo, als das die Stuttgarter Willy Reichert und Oscar Heiler ab 1931 erst im Stuttgarter Schauspielhaus auftraten und später durch Radio und Fernsehen zumindest in Baden-Württemberg weltberühmt wurden.
Ihre Auftritte waren bis in die siebziger Jahre im Fernsehen zu sehen und bestanden aus Gesprächen von Häberle (Oscar Heiler) und Pfleiderer (Willy Reichert) über schwäbische Eigenheiten ebenso wie das Weltgeschehen - letzteres aber immer ebenfalls aus schwäbischer Perspektive, und immer im Dialekt. Pfleiderer war dabei eher das "Käpsele", ein gewiefter, strassenschlauer Schwabe, dem Häberle die Sachlage aus seiner angeblich gebildeteren, weltläufigeren Erfahrung heraus erklärt.
Ihre grössten Auftritte hatten sie ab 1933 in Stuttgarts Friedrichsbautheater, das heute die baden-württembergische Staatsbank L-Bank mit einem neuen Varietétheater beherbergt; neben dem Gebäude erinnert eine Statue an Häberle und Pfleiderer.
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