Der neueste "Tatort" aus Stuttgart - "Der Mann, der lügt" - war für die Zuschauer wirklich mal etwas anderes. Nicht die Ermittler nahmen das Publikum an die Hand und führten es durch den Film, sondern der Tatverdächtige selbst, der sich am Ende sogar noch als unschuldig herausstellt und dessen Leben nach den Vorkommnissen vollkommen ruiniert ist. Ein "Tatort", auch noch zum zehnjährigen Jubiläum des Stuttgarter Ermittlerteams, über den in ein paar Tagen und Wochen höchstwahrscheinlich immer noch geredet wird.
Warum entschieden sich die Macher für diesen Perspektivwechsel?
Das Drehbuch stammt aus den Federn von Martin Eigler, gleichzeitig auch der Regisseur, und Sönke Lars Neuwöhner, die schon häufiger in "Tatort"-Produktionen gemeinsame Sache machten. "Wir trugen uns schön länger mit der Idee, einen sozusagen umgekehrten 'Tatort' zu erzählen", erklärt Neuwöhner. Man sei daran interessiert gewesen, wie sich der Blick auf die uns vertrauten Kommissare verändere, wenn sie als Gegenspieler erscheinen. Eigler ergänzt: "Da wir aus der Perspektive des Verdächtigen erzählen, wird das Auftauchen der Ermittler als bedrohlich und beunruhigend wahrgenommen." Gleichzeitig wisse man aber aus mehr als 20 Filmen, dass Lannert (
Gefällt den Kommissaren "Der Mann, der lügt"?
Weder Richy Müller noch
Gibt es solche speziellen Verhörräume wirklich?
Kurz vor dem Finale führen die Kommissare Jakob Gregorowicz in einen hochmodernen Vernehmungsraum. Sogar Stuhl und Tisch sind hier fixiert, damit die Beschuldigten damit kein Unheil anrichten können. Ist das in der Realität auch so? Ja, in der Tat: In solchen speziell eingerichteten Vernehmungsräumen sind ausserdem sämtliche Gegenstände verboten, die als Hieb- oder Stichwaffe genutzt werden können. Die Sitzposition ist (anders als im Film) eigentlich so zu wählen, dass der Befragte keinen Blick auf ein Fenster hat, damit er nicht abgelenkt werden kann. Weitere Grundsätze von Experten: 1,5 bis 2 Meter zwischen Beschuldigtem und dem direkt gegenübersitzenden Polizisten, der die Vernehmung leitet. Ausserdem darf keine Barriere dazwischen sein. Ein weiterer Ermittler sitzt ausserhalb des Gesichtsfeldes – fast alles so, wie auch im neuesten "Tatort".
Müssen Häftlinge in Untersuchungshaft Anstaltskleidung tragen?
Nein, hier unterlief den Machern offenbar ein Fehler. Jakob Gregorowicz muss nach dem ergangenen Haftbefehl in der JVA zunächst seine Kleidung abgeben und wird mit Anstaltskleidung ausgestattet. In der Realität wäre dies nicht so: In der Untersuchungshaft haben die Gefangenen nämlich bestimmte Privilegien, die sie von sogenannten Strafhäftlingen – also nach einem Gerichtsverfahren verurteilte Gefangene – unterscheidet. Unter anderem dürfen sie in Baden-Württemberg gemäss §10 JVollzGB ihre eigene Kleidung tragen, in anderen Bundesländern gelten ähnliche, entsprechende Regelungen der jeweiligen Justizvollzugsgesetze.
Zehn Jahre Bootz und Lannert beim "Tatort" - was ist geblieben?
Es ist tatsächlich schon zehn Jahre her, als Richy Müller als Thorsten Lannert und Felix Klare als Sebastian Bootz in Stuttgart zum ersten Mal gemeinsam auf Verbrecherjagd gingen. Seitdem folgten 22 weitere Einsätze, die bislang von 15 unterschiedlichen Regisseuren inszeniert wurden. Die Macher blieben sich immer treu und veränderten wenig an den Protagonisten. So trägt Bootz seit Anfang an die gleiche braune und abgegriffene Lederjacke, Lannert steigt seit 2008 in seinen charakteristischen braunen Porsche 911 Targa aus dem Jahre 1975. (dr) © 1&1 Mail & Media/spot on news
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