Freddy Schenk
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In Deutschland sind mehr Menschen überschuldet, als man glauben würde. Dass man ihnen ihre Situation nicht unbedingt ansieht, davon erzählt der "Tatort: Restschuld" mit Max Ballauf (Klaus J. Behrendt, 2.v.l.) und Freddy Schenk (Dietmar Bär, 4.v.l.). Die Kölner Kommissare ermitteln in der Inkasso-Branche.
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Inkasso-Manager Fabian Pavlou, ein erfolgreicher Geldeintreiber, wurde überfallen und ist verschwunden. Am Tatort findet sich viel Blut des Opfers. Ob Pavlou noch am Leben ist, ob ihn die Entführer mitgenommen haben und - wenn ja - warum, müssen die Kölner Kommissare herausfinden. Als mögliche Täter kommen Pavlous verzweifelte Schuldner infrage.
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Drehbuchautorin Karlotta Ehrenberg ("Tatort: Marlon") kennt sich mit Schulden und Praktiken von Inkasso-Unternehmen aus. Die 1979 geborene Journalistin ist Autorin des 2022 erschienenen Sachbuchs "Ich mach mich fertig. Vom ewigen Schuften am persönlichen Glück". Auch für ihren neuen "Tatort" hat sie intensiv zum Thema Schulden recherchiert.
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Als überschuldet gelten Menschen, die ihren Zahlungsverpflichtungen aus dem aktuell vorhandenen oder zu erwartenden Einkommen nicht nachkommen können. 2024 waren dies in Deutschland laut "SchuldnerAtlas Deutschland" 5,56 Millionen Personen über 18 Jahre. Das entspricht 8,1 Prozent. Bei Männern liegt der Anteil bei 10,1 Prozent, bei Frauen bei 6,2 Prozent.
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Immerhin ging die Zahl der Überschuldeten gegenüber dem Vorjahr um 94.000 Fälle zurück. Fachleute glauben, dass dies an einer grösseren Vorsicht beim Geldausgeben aufgrund multipler Krisen liegt.
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Im "Tatort" begegnet die verarmte Musikerin Monika Lehnen (Tilla Kratochwil, l.) einer alten Freundin (Tanja Schleiff) - und lässt sich nichts anmerken. Viele Schuldner können nichts für ihre Situation. Sie sind aufgrund von Krankheit, beruflichen Fehlinvestitionen oder Bürgschaften in Not geraten. Drei solcher Geschichten erzählt der Film.
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David Gross (Vladimir Korneev, l.) ist der Ehemann des Opfers und bangt um seinen Lebensgefährten - den besten Mitarbeiter eines grossen Inkasso-Unternehmens. Darunter versteht man Dienstleister, die sich um den Einzug fälliger Forderungen kümmern - ein legales Gewerbe, vom Gesetzgeber klar geregelt, das man allerdings kritisieren kann.
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Inkasso-Unternehmen wollen und müssen mit ihrer Dienstleistung Geld verdienen. Es soll unter anderem von verzweifelten Schuldnern wie - im Film - Jost Lehnen (Roman Knizka) kommen. Drehbuchautorin Karlotta Ehrenberg kritisiert, dass Inkasso-Unternehmen Schuldner mit hohen Gebühren und drohendem Ton unter Druck setzen.
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Das Ehepaar Lehnen aus dem Schuldner-"Tatort" hat schon bessere Tage gesehen. Deshalb leben die beiden - noch - in einem grossen Haus. Weil sie krankheitsbedingt ihre Jobs nicht mehr ausüben können, sparen sie nun an Heizung, Essen und Freizeitaktivitäten. Sie gehen kaum noch vor die Tür - und sich gegenseitig auf die Nerven.
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Auch die Steuerfachangestellte und zweifache Mutter Stefanie Schreiter (Katharina Marie Schubert) hat unverschuldet grosse Geldsorgen. Deshalb ist die getrennt lebende Frau wieder bei ihrem - bösen - Vater eingezogen. Es geht unter anderem um die Demütigung von Schuldnern in diesem fein beobachteten "Tatort".
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Demütigend ist auch das Leben von Physiotherapeut Timo Eckhoff (Ben Münchow). Der junge Mann arbeitet rund um die Uhr - und ist dennoch pleite. Am Abend hat er in einem Luxushotel einen seiner reichen Privatkunden massiert. Doch der hatte diesmal kein Geld dabei. Für Timo, dem das Wasser bis zum Hals steht, eine Katastrophe.
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Private Überschuldung führt zu enormem Stress und kann Folgeerkrankungen wie Sucht oder Depression nach sich ziehen. In Ländern mit hoher individueller Verschuldung durchaus ein Faktor, wenn es darum geht, die Psychologie eines Landes zu verstehen. Während in Deutschland gut acht Prozent der Menschen überschuldet sind, liegt diese Zahl in den USA deutlich höher.
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Die private Gesamtverschuldung in den USA beträgt knapp 17 Billionen US-Dollar, was etwa 50.000 Dollar (rund 45.500 Euro) pro Kopf entspricht. Im Vergleich dazu liegt die Pro-Kopf-Verschuldung in Deutschland bei etwa 31.000 Euro. Man muss sich jedoch genauer anschauen, weshalb Menschen in unterschiedlichen Ländern verschuldet sind.
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Eine niedrige private Verschuldung ist nicht unbedingt ein Zeichen für wirtschaftliche Stärke. Oft spiegelt sie einen weniger entwickelten Kreditmarkt oder geringere Investitionen in Vermögenswerte wie Immobilien wider. So hat das wohlhabende Dänemark - wo viele Menschen in Immobilien investieren - eine der höchsten privaten Überschuldungsraten.
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Es kommt also darauf an, ob man sich zukunftsorientiert oder konsumorientiert verschuldet. Letzteres ist in den USA gefährlich verbreitet. Viele nehmen hohe Kredite für Autos und anderen Konsumgüter in Anspruch. Fast 40 Prozent der US-Bürger könnten in einem Notfall keine 400 Dollar aufbringen, ergab eine aktuelle Umfrage der US-Notenbank.
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Wie geht es nun in Köln weiter? Mit Fall 93, dem "Tatort: Colonius", wohl noch im ersten Quartal 2025. Im Film wird es - im wörtlichen Sinne - einiges zu sehen geben. Die Story führt die Kommissare in den 253 Meter hohen Fernsehturm ihrer Stadt, der seit 1999 nicht mehr öffentlich zugänglich ist. Fall 94 "Die Schöpfung" spielt danach an der Oper.