Irene Böhm
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Dunkle Eiche und eine bleierne Landschwere umgaben die Stuttgarter Ermittler Lannert (Richy Müller, links) und Bootz (Felix Klare) im "Tatort: Lass sie gehen". Der Fall spielte vorwiegend auf der Schwäbischen Alb. Wo wurde gedreht, wer waren die dialektsicheren Schauspieler und welche anderen Landkrimis der Kultreihe sollte man kennen?
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Die junge Hanna Riedle wird ermordet aufgefunden. Sie war neu in Stuttgart, zugezogen von der Schwäbischen Alb. Die Ermittler verfolgen Spuren in Hannas alte Heimat. Offenbar waren dort viele sauer auf sie: Emma Riedle (Irene Böhm), die jüngere Schwester, ihre Mutter, der Ex-Freund. Allesamt mögliche Tatverdächtige?
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Das Dorf Waldingen, wie es im "Tatort" heisst, gibt es nicht wirklich. Die Menschen dort hätten sich wahrscheinlich bedankt für die düstere Darstellung ihres Dorfes - in dem sich irgendwann ein Mob aufmacht, weil man Hannas Mörder zu kennen glaubt. Gedreht wurde vor allem in Münsingen-Bichisheim, gelegen zwischen Reutlingen und Ehingen an der Donau.
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Besonders viel Landflair bekommt Lannert (Richy Müller) mit, der sich in der Gaststätte der Eltern der Toten einmietet. Deren Dialekt sprechende, gläubige Mutter wird - sehr stark - von Theaterstar Julika Jenkins gespielt. Die ist allerdings keine Schwäbin, sondern 1971 in Heidelberg geboren und auch dort aufgewachsen. Jenkins Vater ist Waliser.
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Moritz Führmann, der den Vater des Opfers spielt, musste sich für seine Alb-Rolle wohl ebenfalls Dialekt antrainieren. Der Ehemann der ehemaligen Dortmunder "Tatort"-Ermittlerin Anna Schudt wurde in Kassel geboren und später in Leipzig ausgebildet. Seit vielen Jahren lebt er mit seiner Frau und drei Kindern in Düsseldorf.
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Der Ex-Freund der Toten, Martin Gmähle, wird von Sebastian Fritz gespielt. Immerhin er ist ein waschechter Schwabe! Fritz wurde 1986 in Backnang, 30 Kilometer nördlich von Stuttgart, geboren. Er lebt in München und gehört seit 2020 zum neuen Ensemble der Münchner Lach- und Schiessgesellschaft.
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Der verdruckste Marek Gorsky ist der Aussenseiter im Dorf und wird von der Bevölkerung bald als Top-Tatverdächtiger auserkoren. Timocyn Ziegler spielt ihn, der 1986 in Eggenfelden, Niederbayern, zur Welt kam. Im "Polizeiruf 110: Paranoia", Verena Altenbergers letztem Fall, spielte er 2023 eine Hauptrolle als Rettungssanitäter.
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Auch die 20-jährige Irene Böhm - sie verkörpert die kleine Schwester der Toten - ist keine Schwäbin, sondern wuchs in der Region Berlin auf. Man kennt sie aus "Babylon Berlin". Seit 2017 verkörpert sie in der Rolle der Toni Ritter die Schwester der Protagonistin Charlotte Ritter, gespielt von Liv Lisa Fries.
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Ist der "Tatort: Lass sie gehen" nun also gemein zur Landbevölkerung auf der Schwäbischen Alb? Ja und nein. Natürlich wird die Enge des Dorfes thematisiert, in dem alle Lebenswege vorbestimmt scheinen. Dazu zeichnet der Film das Landleben in bevorzugt dunklen Farben.
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Allerdings sind die Land-Charaktere im Film von Drehbuchautor Norbert Baumgarten ("Gesicht der Erinnerung") und Top-Regisseur Andreas Kleinert ("Lieber Thomas") sehr differenziert gezeichnet. Eine starke Szene ist zum Beispiel der trauernde Vater, der seinen Schmerz zu Punkrock-Pogo in der eigenen Gaststätte nach Ladenschluss bekämpft.
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Auch in der Stadt ist nicht alles gut, schliesslich wurde Hanna ja dort ermordet. Regisseur Andreas Kleinert zeichnet die wenigen Stuttgart-Szenen trotzdem in deutlich helleren Farben - und das Finale vor einer sehr modernen Kulisse. Gedreht wurde in der futuristisch-schönen Stadtbibliothek Stuttgart.
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Wie geht es in Stuttgart weiter? Die nächste Folge "Tatort: Verblendung" kommt voraussichtlich im Frühjahr 2025 und erzählt von einer Geiselnahme in einem Kino. Auf dem Drehstartbild sieht man Regisseur Rudi Gaul (2.v.r.) mit den Schauspielern Felix Klare, Richy Müller und Kameramann Stefan Sommer (r.).
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Der Klassiker aller Land-Bashing-"Tatorte" ist der Odenthal-Fall "Tatort: Tod im Häcksler" von 1991. Im Film mit den jungen Schauspielern Ben Becker und Ulrike Folkerts wütet ein tumber pfälzischer Land-Mob so arg, dass sich die Politik einschaltete. Der Film verschwand für lange Zeit im Giftschrank der ARD - und durfte nicht mehr gezeigt werden.
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Im November 2019 trafen sich die deutlich älter gewordenen Ben Becker und Ulrike Folkerts nach 28 Jahren in der Pfalz wieder. Beim "Tatort: Die Pfalz von oben" achtete man sehr darauf, die Landbevölkerung nicht zu verunglimpfen. Ein idyllischer Land-"Tatort" ist die Folge über korrupte Bullen und ihre Lebensträume allerdings nicht.
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Einer der jüngsten Land-"Tatorte" war die Freiburger Folge "Unten im Tal" vom Februar 2023 mit den Ermittlern Tobler (Eva Löbau) und Berg (Hans-Jochen Wagner). Auch da ging es um eine "Provinzhölle", in der eine junge Frau zu Tode kam. Interessanterweise war das Zentrum der Geschichte ebenfalls eine elterliche Gaststätte, in der sich das Dorf traf.
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Eigentlich erstaunlich im ländlichen Bayern, dass die Münchner Kommissare Leitmayr und Batic (Udo Wachtveitl, links, und Miroslav Nemec) so selten ausserhalb der Stadt ermittelten. Im starken "Tatort: Freies Land" über die Reichsbürgerszene, die ein Dorf übernommen hatte, taten sie dies im Juni 2018. Ein beklemmender Landfilm - trotz Sommer-Atmo.
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Der starke "Tatort: Goldbach" war im Herbst 2017 Fall eins der Freiburg-Ermittler Tobler und Berg. Der Krimi thematisierte ebenfalls das Stadt-Land-Gefühl. Es ging um eine Gemeinschaft von Städter-Eltern, die sich auf dem Land ein neues Lebensideal in Gemeinschaft aufbauen wollten (v.l.: Shenja Lacher, Godehard Giese, Felix Knopp, Eva Löbau).