- Der neue "Tatort" aus Hamburg spielt in einem Nobelinternat.
- Die Geschichte um den verschwundenen Sohn eines Despoten wurde von persönlichen Erlebnissen inspiriert – und der Schulzeit eines echten Diktators.
Wo liegt Orinaca?
Das Land, aus dem der Präsidentensohn Juan Mendez stammt, existiert nicht wirklich. Allerdings weckt der Name Assoziationen mit echten südamerikanischen Ländern. Der Orinoco ist der zweitgrösste Fluss in Südamerika, streckenweise bildet er im Norden des Kontinents die Grenze zwischen Venezuela und Kolumbien. In beiden Ländern ist die Amtssprache Spanisch, was auch Juans Bodyguard Carlos spricht.
Wegen seiner Missachtung des gewählten Parlaments wird Venezuelas Staatspräsident Nicolás Maduro von mehreren westlichen Demokratien nicht als Staatsoberhaupt anerkannt, Venezuela gilt zunehmend als (Militär-)Diktatur. Der Hamburger Schauspieler José Barros legte sich für seine Rolle des Carlos extra einen venezolanischen Akzent zu: "Das hat Monate gedauert, obwohl ich perfekt Spanisch spreche, denn meine Eltern stammen aus Chile."
Gibt es das Internat Rosenhag wirklich?
Das Nobelinternat im "Tatort" ist fiktiv. Gedreht wurde allerdings in einer echten Schule: Das Internat Solling, in einer parkähnlichen Landschaft bei Holzminden in Niedersachsen gelegen, ist ein echtes Gymnasium.
"Unsere rund 200 Internatsschüler", so die Webseite, "kommen vor allem aus dem Norden, dem Westen und der Mitte Deutschlands, aber auch aus Spanien, Brasilien, Kolumbien und Mexiko, China, Russland, Kasachstan und der Ukraine. Rund 50 Jugendliche aus Holzminden und Umgebung besuchen das Gymnasium als externe Schüler." Das Schulgeld für das Jahr 2021/22 beträgt 3.150 Euro im Monat für Internatsschüler, 700 Euro für Externe.
Drehbuchautor Jochen Bitzer und auch Regisseur Christoph Stark haben ihr Abitur gemeinsam als Externe an einem Mädcheninternat abgelegt. Für den "Tatort" recherchierte Bitzer zudem an einem Internat am Chiemsee, das von vielen Kindern wohlhabender Eltern besucht wird: "Die Bedingungen, die wir im Film darstellen, entsprechen der Realität", so der Autor über seinen Film. "Im Grunde sind es beeindruckende pädagogische Konzepte. Jeder sollte Zugang zu einer solchen Schule erhalten." Einen ähnlichen Satz lässt er am Ende des "Tatort" auch Kommissar Falke sagen. Es sei ihm und Regisseur Stark auch wichtig gewesen, "keinen zynischen Blick auf die Schule" zu werfen, "in dem Sinne, dass alle Schüler, die auf ein Internat gehen, kleine Arschlöcher sind, nur weil sie reiche Eltern haben".
Der echte Diktator hinter dem im "Tatort"
Die Idee zu dem Stoff bekam Autor Jochen Bitzer durch eine Zeitungsmeldung über den nordkoreanischen Diktator
Ein Sitznachbar erzählte dem Schweizer "Tages-Anzeiger", Kim Jong Un habe sich ihm anvertraut. Mehrere Mitschüler und Nachbarn der Tante berichteten ausserdem, Basketball sei Kim Jong Uns grosse Leidenschaft gewesen. Von Mädchen habe er sich hingegen regelrecht ferngehalten, erzählte eine Mitschülerin. Weil er kaum Deutsch sprach, so der "Tages-Anzeiger" 2011, sei er in der Klasse aber nicht gut aufgenommen worden. Bis zuletzt sei er steif und unnahbar geblieben und habe wenig gelacht.
Im Jahr 2012 verglich ein französischer Anthropologe für die Schweizer "SonntagsZeitung" alte Klassenfotos mit einem aktuellen Bild Kim Jong Uns und kam zu dem Schluss, dass es sich bei dem Kind tatsächlich um den späteren nordkoreanischen Diktator handle.
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