• "Warum" handelt vom Mord an einem jungen IT-Spezialisten, erzählt aber vor allem von der Trauer seiner Eltern und einer Fassungslosigkeit über den Tod, die auch die Ermittler nicht kalt lässt.
  • Diese emotionale Intensität ist typisch für die Arbeit des Regisseurs und Drehbuchautors Max Färberböck.
  • Eine ganz besondere Herausforderung gab es für einen Schauspieler, der sonst eher als Surfer und Yoga-Experte bekannt ist.

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Der 71-jährige Max Färberböck hat das "Tatort"-Team Voss und Ringelhahn (gespielt von Fabian Hinrichs und Dagmar Manzel) erfunden. "Warum" ist der vierte Fall, den er inszeniert und für den er das Drehbuch geschrieben hat, für die beiden Hauptkommissare ist es bereits der achte gemeinsame Fall.

In einem Interview für den Bayerischen Rundfunk beschreibt Färberböck die Arbeit der Darsteller als eine intensive Wahrheitssuche: "Die Intensität, mit der sie nach ihren Rollen suchen, gleicht der Arbeit von 'echten' Kommissaren, Journalisten oder Schriftstellern, wenn sie nach einer Wahrheit forschen, die, egal wie gemein oder brutal sie auch sein mag, an die Oberfläche muss."

"Warum" zeigt die Folgen der Intensität: "Als Kommissare im 'Tatort' Franken irren sie sich, verlieren die Kontrolle, stehen sich bei und wissen, was es heisst, nicht mehr zu können und doch zu bleiben. In diesem Fall erwischt es Felix Voss, der in seinen Ermittlungen über alle ethischen Grenzen hinaus einen Menschen so demütigt und konfrontiert, dass er an das Ende seines Polizeilebens gerät."

"Tatort: Warum": Intensive Vorbereitung vor Drehbeginn

In den "Tatorten" aus Franken steht die Psyche der Beteiligten im Vordergrund, besonders in den Fällen von Färberböck. Das zeigt sich auch in "Warum". Als Regisseur setzt er dabei auf eine intensive Vorbereitung der Schauspieler auf ihre Rollen. Götz Otto, der den Speditionsleiter Karl-Heinz Weinhardt spielt, beschreibt ihn in einem Statement als einen "Filmemacher der alten Schule".

"Wir haben uns vor Drehbeginn mehrmals getroffen, um für Weinhardt eine ganz eigene Tonalität zu entwickeln", erzählt er weiter. "Auch im Ensemble haben wir vorher geprobt. Ein Geschenk. So hat man die Möglichkeit, vor der Drehzeit gemeinsam mit den anderen und vor allem dem Regisseur seine Figuren zu entwickeln, ohne dass man den Zeitdruck eines Drehtages hat."

Co-Autorin Catharina Schuchmann: Lukas Kellers Eltern als "Herzstück" des Films

Catharina Schuchmann arbeitet seit fast 20 Jahren eng mit Max Färberböck zusammen, anfangs als Schauspielerin. Bei allen Franken-"Tatorten" war sie Co-Autorin: "Im Fall von 'Warum' war es uns wichtig, dass es einmal nicht in erster Linie um den Täter geht, sondern dass die Opfer (denn ein Toter bedeutet ja meistens mehrere Opfer, wenn man die Menschen mitdenkt, die trauernd zurückbleiben) im Fokus des Films stehen. Und das Schlimmste, das man sich vorstellen kann, bleibt eben der Tod eines Kindes. So wurden die Eltern von Lukas das Herzstück dieses Films."

Ein Drehbuch ohne Max Färberböck kann sie sich nicht vorstellen: "Absolut gar nicht. Max ist der Autor und ich bin die Co-Autorin. Ich unterschätze meinen Anteil an den Büchern nicht und bin ganz sicher, wirklich bei der Arbeit helfen zu können, aber ich weiss auch immer, wer die kreativ treibende Kraft ist und das bin nicht ich."

Sohn der Drehbuchautorin als Schauspieler im "Tatort: Warum" zu sehen

Das sympathische Mordopfer Lukas Keller wird überzeugend von Caspar Schuchmann gespielt – dem Sohn der Drehbuchautorin. "Seit zwei Jahren beschäftigt Caspar sich intensiv mit Schauspiel und sammelt so viele Erfahrungen wie möglich", erzählt Catharina Schuchmann. "Für die Rolle des Lukas gab es ein Casting, woraufhin Redaktion und Produktion seine Besetzung befürwortet haben. Für mich ganz klar eine grosse Freude. Während Caspar gespielt hat, war ich dann aber nicht am Set."

Der 32-Jährige steht noch am Anfang seiner Schauspielkarriere. Auch im Franken-"Tatort: Die Nacht gehört dir" hatte er bereits eine kleine Nebenrolle: In der Folge (März 2020), die ebenfalls vom Autorenduo Färberböck und Schuchmann stammt, spielt er den Assistenten von Dr. Frank (Götz Schubert), dem Vorgesetzten des Mordopfers Babs Sprenger (Anna Tenta).

Ralf Bauer als Obdachloser

Schauspieler Ralf Bauer hat sich besonders gründlich vorbereitet. Der 55-Jährige wurde 1995 mit der Surfer-Serie "Gegen den Wind" bekannt, hat inzwischen mehrere Yoga-DVDs veröffentlicht und 2015 an der Show "Let's Dance" teilgenommen.

Das Angebot von Färberböck, in "Warum" einen Obdachlosen zu spielen, hat ihn offenbar überrascht: "Ich war sehr erfreut darüber, da ich ansonsten doch eher mit anderen Rollen, anderen Charakteren mein Geld verdiene", erklärt er in einem Statement. "Das Hineinversetzen in einen Menschen, der alles verloren hat, sein Geld, seine Macht, seinen Status und zuletzt auch seine Würde, war eine Herausforderung, der ich mich gerne gestellt habe."

Ungesundes Essen, wenig Schlaf: Intensive Vorbereitung auf den "Tatort"

Die Rolle des obdachlosen mordverdächtigen Dieter Hammert ist klein, aber für die Handlung zentral, und Ralf Bauer nahm die Verantwortung sehr ernst: "Auch die äusserliche Veränderung wurde abgefragt. Max hat mich sehr gut geleitet. Zur Vorbereitung habe ich mich gehen lassen: kein Yoga, wenig Schlaf, unregelmässiges, auch ungesundes Essen – entgegen meiner Gewohnheit und Überzeugung. Beim Spielen wie beim Yoga-Üben gilt es, nicht nur die äussere Figur einzunehmen. Der Charakter ist wichtig, warum ein Mensch wie agiert oder reagiert."

Neben seiner Leidenschaft für Yoga habe ihm auch sein Einsatz für Tibet bei der Vorbereitung geholfen, weil er bei der Arbeit mit Flüchtlingsprojekten "viel Armut und Elend gesehen" habe: "Durch Auseinandersetzung mit der tibetischen Philosophie, durch Begegnungen mit tibetischen Flüchtlingen, durch die vielen Wochen mit tibetischen Mönchen habe ich keine Probleme damit. Für die Rolle konnte ich diese Erfahrungen des Perspektivwechsels aus mir selbst herauskramen und in den Charakter einfliessen lassen", sagt Bauer.

Verwendete Quellen:

  • br.de: Das "Gründungsteam" von Tatort Franken: Redakteurin, Regisseur und Autor, Co-Autorin, Produzentin
  • br.de: "Tatort Franken: Warum": Statement Götz Otto
  • br.de: "Tatort Franken: Warum": Statement Ralf Bauer
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