Der Titel des neuen "Tatorts" aus Dresden bezieht sich auf eine Schlafstörung. Was aber hat es mit Parasomnie genau auf sich? Wir klären diese und drei weitere Fragen zur aktuellen Folge der legendären Krimiserie im Ersten.
In "Parasomnia" brauchen die Kommissarinnen Gorniak (Karin Hanczewski) und Winkler (
"Tatort" aus Dresden: Was ist Parasomnie?
Im "Tatort" wacht die 14-jährige Talia nachts auf und sieht unheimliche Gestalten. Unter Parasomnien versteht man laut der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) allgemein "Phänomene, die während des Schlafes auftreten", die häufigste Form sind Albträume. Talia aber scheint unter einer schwereren, sehr seltenen Form einer Parasomnie zu leiden, der REM-Schlaf-Verhaltensstörung.
Sie tritt während des REM-Schlafes auf, der "leichteren" der beiden Schlafphasen, in der Puls und Blutdruck ansteigen und hinter geschlossenen Lidern schnelle Augenbewegungen stattfinden. Im Gegensatz zur ähnlichen Nachtangst (Pavor Nocturnus) können sich Betroffene hier an ihre sehr lebhaften Träume erinnern, "bei besonders intensiven Träumen mit viel Bewegung und Aggression kann es dazu kommen, dass die Person das Bett verlässt. Da sie den Traum vor Augen hat, kann es zu gefährlichen Fremd- oder Eigenverletzungen kommen."
Warum durfte es im Sozialismus keine Serienmörder geben?
Er sei so etwas wie ein "Profiler der Stasi" gewesen, erklärt Werner Grass den Ermittlern Gorniak und Schnabel, als die sich auf die Suche nach ungeklärten Vermisstenfällen während der DDR-Zeit machen. Seine Spezialkommission habe von der Volkspolizei jene Verbrechensfälle übernommen, "die es im Sozialismus gar nicht hätte geben dürfen": Psychopathen, Lustmörder, Raubmorde zum Beispiel.
Dahinter steckt die Vorstellung, dass in einer "sozialistischen Menschengemeinschaft" das Verbrechen keinen Platz hat. Aus diesem Grund gibt es, so die Bundeszentrale für politische Bildung, für die DDR auch "keine ernstzunehmenden Kriminalstatistiken, da die Regierung aus ideologischen Gründen nicht an einer wahrheitsgetreuen Berichterstattung interessiert war".
Aus demselben Grund passte auch der Krimi eigentlich nicht ins Unterhaltungsprogramm des DDR-Fernsehens. Immer stand der Aufklärungsgedanke im Vordergrund: Die Fälle wurden "eher juristisch als kriminalistisch aufbereitet und propagandistisch ausgerichtet. Kritisiert wurde stets der Klassencharakter der bürgerlichen Justiz."
Die Reihe "Der Staatsanwalt hat das Wort" zeigte "erstmals DDR-Verbrechen, die sich meist auf 'kleinere' Delikte beschränkten." Sie war die langlebigste Krimiserie der DDR und schilderte von 1965 bis 1991 "das Vorfeld der kriminellen Handlung. Der Zuschauer sollte mit den neuen Gesetzesbüchern vertraut gemacht werden."
Was hat es mit dem Spukschloss auf sich?
Das alte Haus, in dem Talia und ihr Vater wohnen und das so gut in einen Gruselfilm passt, ist in Wirklichkeit ein Schloss mit einer ungewöhnlichen Geschichte: Gedreht wurde im Schloss Pinnewitz, rund 40 Kilometer nordwestlich von Dresden. Es hat im Keller einen Kerker und angeblich einen 250 Jahre alten Hausgeist, einen Edelmann, der einst für das Tafelsilber zuständig war und sich erhängt haben soll.
1278 als Herrensitz errichtet, wurde es 1945 enteignet. 2013 kaufte es die damals 31 Jahre alte Dresdner Architektin Mandy Auerswald für 40.000 Euro, um sich ihren Traum von einem Schloss auf dem Land zu erfüllen. Die Sanierung erwies sich jedoch als noch kostspieliger und aufwändiger als erwartet, zwischendurch jobbte Auerswald als Model, um den Umbau in ein Kunst- und Kulturzentrum mit Wohnmöglichkeit zu finanzieren. 2019 zitierte die "Sächsische Zeitung" allerdings eine traurige Schlossbesitzerin, die an einen Verkauf denkt: "Wenn ein gutes Angebot kommt, werde ich es wohl annehmen."
Längst hat sie einen gemeinnützigen Verein gegründet und sucht Spender. So war etwa eine Woche vor der Ausstrahlung von "Parasomnia" auf der Facebook-Seite von "Schloss Pinnewitz e.V." ein verzweifelter Aufruf zu lesen: "Schluss mit Eimertetris bei jedem Schauer! ... Wir fühlen uns machtlos. Seit Jahren flicken wir das Dach mehrfach jährlich, es stehen aktuell 64 Eimer unterm Dach. Sammeln unermüdlich und wollen weiterhin viel in Eigenleistung umsetzen."
Wer ist die Darstellerin der Talia?
Die anspruchsvolle Rolle der Talia Schröder wird von der 20-jährigen Hannah Schiller gespielt. Sie habe schon als Neunjährige gewusst, dass sie Schauspielerin werden will, hat die Bonnerin der "Mittelbayerischen Zeitung" erzählt. Eine professionelle Schauspielausbildung hat sie noch nicht, drehte aber bereits mit elf ihre erste Fernsehkomödie, "Die Mütter-Mafia" (2013), und war während der Schulzeit Mitglied des Kinder- und Jugendchores der Oper Bonn, wo sie auch 2019 noch auf der Bühne stand.
Durchgehende Rollen hatte sie in den Fernsehserien "Phönixsee" und "München Grill", weitere Auftritte unter anderem in Christian Ulmens "Jerks", in der "Lindenstrasse" und "Der Lehrer".
Wie ihre Filmfigur Talia malt und zeichnet Hannah Schiller "sehr viel", hat sie der ARD im Interview zu "Parasomnia" erzählt: "Für den 'Tatort' habe ich deshalb all ihre Zeichnungen und Bilder selbst gemalt, was mir nicht nur grossen Spass gemacht hat, sondern auch eine tolle Möglichkeit war, mich in die Rolle tiefer einzufinden und den Film mitzugestalten."
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