Im "Tatort" wurde diesmal die Familie eines Steuerfahnders ermordet, nur die kleine Tochter überlebte traumatisiert. Rache eines Steuersünders wurde schnell als Motiv vermutet. Gibt es solche Racheakte wirklich? Wie arbeitetet die Steuerfahndung und was ist das überhaupt?
Was ist die Steuerfahndung?
Die Steuerfahndung ist ein Teil der Finanzbehörden. Die dortigen Steuerfahndungsstellen sollen Steuerstraftaten, Steuerordnungswidrigkeiten und auch bislang unbekannte Steuerfälle ermitteln. "Die Steuerfahndung ist, sehr untechnisch gesprochen, eine 'kleine Staatsanwaltschaft' im Finanzamt", erklärt Isabel Klocke, Leiterin der Abteilung Steuerrecht und Steuerpolitik vom Bund der Steuerzahler.
Die Steuerfahndung ist nur für die Steuerangelegenheiten der Bundesländer zuständig, um die Steuern des Bundes kümmert sich die Zollfahndung.
Wie ist der Normalfall?
Im Normalfall macht man eine Steuererklärung, gibt diese beim Finanzamt ab und ein Sachbearbeiter prüft dann die Erklärung. Gibt es Unklarheiten, fragt der Sachbearbeiter noch einmal nach (in der Regel schriftlich), dann können gegebenenfalls Unterlagen nachgereicht werden. Am Ende gibt es einen Steuerbescheid.
Ist man mit diesem nicht einverstanden, können Steuerzahler Einspruch bei der Einspruchsstelle einlegen. "Das ist das übliche Verfahren bei den allermeisten Steuererklärungen, weil das Finanzamt ja erst einmal davon ausgeht, dass niemand dabei vorsätzlich schummelt", erklärt Klocke.
Wann wird die Steuerfahndung aktiv?
Wenn das Finanzamt den Verdacht hat, dass jemand etwas vorsätzlich falsch einträgt und damit eine Steuerhinterziehung und damit eine Straftat begeht oder versucht, kann das Finanzamt die Strafbehörden einschalten.
"Das kann im Finanzamt selbst die Steuerfahndung sein, aber auch direkt die Staatsanwaltschaft. In der Regel bleibt es aber erst einmal im Finanzamt und kommt an die Stellen für Straf- und Busssachen", erläutert Steuerexpertin Klocke.
Wie arbeitet die Steuerfahndung?
Zunächst einmal prüft die Steuerfahndung, ob an dem anfänglichen Verdacht überhaupt etwas dran ist.
Wie es dann weitergeht, hängt ganz vom Einzelfall ab, sagt Klocke: "Es kann bei nicht ganz klaren Fällen sein, dass erst einmal nur ein Anhörungsbogen kommt. Um mögliche Vertuschung zu verhindern, kann es aber durchaus sein, dass die Steuerfahndung direkt vor der Tür steht. Bei einer Hausdurchsuchung, gerade, wenn es um Wohnräume geht, müssen aber entsprechende Beschlüsse vorliegen."
Gibt es bei Steuerhinterziehung Unterschiede zwischen den Ländern?
Dazu erklärt Thomas Eigenthaler, Bundesvorsitzender der Deutschen Steuergewerkschaft: "Steuerhinterziehung findet überall in der Republik statt. In manchen Ländern gibt es aber verstärkt 'typische' Fälle. So ist in Rheinland-Pfalz die Nähe zu Luxemburg ein grösseres Problem als zum Beispiel in den neuen Bundesländern."
Gibt es tatsächlich Racheakte an Steuerfahndern?
Im "Tatort" vom 21. August wurde hinter dem Mord an der Frau und dem Sohn eines Steuerfahnders ein Racheakt vermutet. Doch gibt es Rache an Steuerfahndern wirklich?
"Am 1. September 2014 wurde in Schleswig-Holstein ein Abteilungsleiter des Finanzamtes von einem Steuerberater ermordet. Gott sei Dank gibt es nur wenige Fälle echter Gewalt. Was immer wieder vorkommt, sind verbale Drohungen und Beleidigungen. Wenn diese strafrechtlichen Gehalt haben, kommt es zu Anzeigen. Andererseits sind es Finanzbeamte gewöhnt, in einem harten Umfeld zu arbeiten. Wenn man mit Gewaltbereitschaft rechnet, wird der Fahnder zwingend die Polizei zu seinem Schutz hinzuziehen", erklärt Thomas Eigenthaler.
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