- Die Familie Modica und das Dortmunder Team ist in Teil 1 durch die italienische Mafia schwer geschädigt worden.
- Die Münchner Kommissare hatten auf die Rachegefühle von Tochter Sofia gebaut, die eine vertrackte Rolle einnahm.
- Die Hintergründe zum Ende der Doppelfolge anlässlich des 50. "Tatort"-Geburtstags.
"Tatort: In der Familie": Wer ist die junge Darstellerin der Sofia?
Im zweiten Teil des Familiendramas steht diesmal die 17-jährige Sofia Modica im Mittelpunkt, die sich nicht nur zwischen ihren Eltern und der Mafia, sondern letztendlich zwischen ihrem Vater und ihrer Mutter entscheiden muss.
Gespielt wird die schwierige Rolle von der 2002 in Tübingen geborenen Emma Preisendanz, einem Naturtalent ohne klassische Schauspielausbildung, die als Siebenjährige von einer Nachbarin entdeckt wurde: Die Schauspieldozentin Inga Helfrich wohnte im selben Haus und schlug das "richtig aufgeweckte Kind" vor, als sie von einem Casting für die Serie "Ein Haus voller Töchter" erfuhr.
Inzwischen lebt Emma Preisendanz in München und spielte in einigen kleineren Kino- und Fernsehrollen, zuletzt 2018 in einer Episode von "Soko München".
Um das Abitur nachzuholen, hatte sie sich eigentlich eine Schauspielpause genommen. Der Reiz, in einem "Tatort" mitzumachen, war dann aber doch zu gross. Vom berühmten Filmemacher Dominik Graf, der im ersten Teil Regie führte, hatte Emma Preisendanz noch nie gehört: "Ich bin nicht so in deutscher Filmgeschichte drin. Jugendliche meines Alters gucken lieber amerikanische Filme", erzählte sie dem "Reutlinger Generalanzeiger."
Zwar habe sie beim Dreh für die zweite Folge gemerkt, "dass ich noch wahnsinnig viel lernen muss". Konkrete Pläne, eine Schauspielschule zu besuchen, habe sie derzeit aber nicht. Ein Studium der Tiermedizin reizt sie mehr, um ihren Traum von einer grossen Farm auf dem Land zu erfüllen: "Dort will ich in der Natur leben, mein eigenes Essen anpflanzen, mich um Pferde und Strassenhunde kümmern, denen man übel mitgespielt hat."
Welche Rolle spielt die italienische Mafia in München?
Laut des bayerischen Landeskriminalamts (LKA) bildet München neben Nürnberg und dem Allgäu einen Schwerpunkt für Mafiageschäfte im Freistaat. Das LKA ging 2018 von rund 135 Mitgliedern aus, 80 davon gehören zur ’Ndrangheta. Die italienische Mafia spielt aber bei der organisierten Kriminalität in Deutschland eine verhältnismässig kleine Rolle. Im Dezember 2018 gab es eine bundesweite Grossrazzia gegen einen Clan, der wie die Mafiosi im "Tatort" aus der kalabrischen Hochburg San Luca stammt.
Die Methoden ähneln tatsächlichen denen, die im "Tatort" gezeigt wurden: Gastwirte werden dazu gezwungen, überteuerte Pizzakartons, Tomaten oder Weine zu kaufen. Es geht darum, illegal erwirtschaftetes Geld durch legale Investitionen zu waschen. Es gebe in Deutschland "die klassischen Mafia-Geschäfte wie Kokain- und Waffenhandel oder Steuerhinterziehung" erklärte der Vorsitzende des Berliner Vereins "Mafia? Nein, Danke!", Sandro Mattioli, dem Deutschlandfunk. "Wir haben aber auch legale Geschäfte: Investitionen in Immobilien, Investitionen in Flächen, in Unternehmen, Gastronomie, Hotellerie."
Der Verein wurde 2007 von Gastronomen gegründet, die dem Einfluss der Mafia in ihrer italienischen Heimat entgehen wollten und in Deutschland auf ähnliche Probleme stiessen.
Wie geht es mit Kommissarin Dalay weiter?
Der erste Teil von "In der Familie" war der letzte Auftritt von
Im vergangenen Juli fanden in Köln die Dreharbeiten für den ersten Fall mit ihrer Nachfolgerin Stefanie Reinsperger statt, die Kommissarin Rosa Herzog spielt. Deren Spezialität: Sie kann Mikroexpressionen lesen - also beim Gegenüber flüchtige Mimik und Körpersprache präzise deuten. "Heile Welt" soll in der ersten Hälfte 2021 ausgestrahlt werden.
Hat sich der Aufwand für den Jubiläums-"Tatort" gelohnt?
Unbedingt, nimmt man die Reaktionen auf den ersten Teil als Gradmesser. Am vergangenen Sonntag sahen über 9,5 Millionen Zuschauer "In der Familie". Das entspricht einem Marktanteil von 27,1 Prozent und machte den "Tatort" wieder einmal zum reichweitenstärksten Film des Tages, auch wenn die Münsteraner "Tatort"-Folgen mit höheren Zahlen aufwarten können.
Anders als bei diesen war aber die TV-Kritik ziemlich einhelliger Meinung: Nicht nur unsere Redaktion nannte die Doppelfolge den "Tatort des Jahres". Die "Bild" zum Beispiel befahl: "Anschauen!", der "Spiegel" sprach von einem "Meisterwerk", die "Süddeutsche Zeitung" nannte die Folge einen "gross und klassisch angelegten, extrem spannenden Krimi".
Ist die Geburtstagsparty jetzt vorbei?
Wer weiterfeiern will, kann nicht nur die Doppelfolge, sondern unter anderem auch den allerersten "Tatort: Taxi nach Leipzig" von 1970 in der ARD-Mediathek des Ersten anschauen, wo die Reihe zum Jubiläum einen eigenen Auftritt bekam: Mit sämtlichen verfügbaren Folgen, die im Ersten und den Dritten Programmen gesendet werden und Extras wie Drehberichten. Seit dem Sommer hat der "Tatort" auch einen Instagram-Kanal.
Es werde Zeit, so der WDR-Programmdirektor Jörg Schönenborn anlässlich des Jubiläums, die Schwelle zum nicht-linearen Fernsehen zu überschreiten: "Es wird eine Herausforderung sein, das letzte Lagerfeuer in diese Welt mitzunehmen", und zwar nicht nur, indem man die Folgen online bereitstelle: "Wir werden unseren Zuschauer*innen originäre und ergänzende 'Tatort‘-Programme bieten."
Dazu gehört zum Beispiel die Mockumentary "How to Tatort", in der die Schauspieler Fritzi Bauer, Luise Wolfram und Dar Salim beweisen müssen, dass sie das Zeug zum neuen Bremer "Tatort"-Team besitzen, das im Frühjahr 2021 an den Start geht.
Eine geradezu nostalgische Hommage ist dagegen die Briefmarke, die die Deutsche Post herausgegeben hat: Seit dem 2. November kann man das Fadenkreuz auf Briefe kleben. Die Sondermarke gehört zur Reihe "Deutsche Fernsehlegenden", in der bisher unter anderem der "Beat Club", "Dinner for One" und "Das Millionenspiel" erschienen. Entworfen hat die Marke der Bonner Designer Thomas Steinacker, der bereits im letzten Jahr die Ehrenmarke zu Ludwig van Beethovens 250. Geburtstag gestalten durfte.
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.