Professor Boerne in Lebensgefahr! Der Münsteraner Geiselnahme-Thriller vereinte endlich mal wieder den Slapstick mit gehörig Spannung.
Er wird doch nicht ... Er kann doch nicht ... Nein, dem Allmächtigen sei's gedankt! Professor Boerne, der Lieblings-Nerd der "Tatort"-Fans, ist nach einem feigen Gift-Attentat eines durchgedrehten Forscherkollegen denkbar knapp dem Tod von der Schippe gesprungen. Millionen Krimi-Fans dürften erleichtert aufgeatmet haben. Der Professor wird schliesslich noch gebraucht. Am liebsten für so gelungene Stücke wie die Folge "Feierstunde". Münster at its best.
Ergab die Story Sinn?
Ein privat und beruflich gebeutelter Forscher hatte sich in ein Rachefantasma hineingesteigert. Ausgerechnet Professor Boerne (
Im klaustrophobischen Ambiente einer urigen Gaststätte kam es zu einer packenden Geiselnahme - dem mit einem Häppchen vergifteten Boerne und seinen Unterstützern lief die Zeit davon. Thriller-Hochspannung und die in Münster übliche Situationskomik hielten die Macher (Buch: Elke Schuch; Regie: Lars Jessen) gekonnt im Gleichgewicht. So geht "Tatort"-Unterhaltung!
Wie überzeugend waren die Ermittler?
Das Drehbuch hat ihnen übel mitgespielt: Während Professor Boerne mit schweren Lähmungserscheiungen rang, schleppte Kommissar Thiel (Axel Prahl) einen lädierten Rücken durch die Gegend. Derart angeschlagen schwangen sich alle beide schier heldenhaft zur Hochform auf.
Auch die Co-Kommissarin Krusenstern (Friederike Kempter) und die hoch solidarische Boerne-Assistentin Silke Haller (Christine Urspruch) verdienten sich vollen Respekt.
Wie furchteinflössend war der Mörder?
Welch ein verpfuschtes Leben: In der Karriere ist Professor Götz als graue Labormaus gestrandet, seine Ehefrau kapitulierte vor ihrer schweren Nervenkrankheit, ehe es ihm vergönnt war, ein Heilmittel zu erforschen.
Alles in allem eine arme Wurst, dieser verzweifelte Geiselnehmer. Ganz im Gegensatz zu seiner Psychotherapeutin, die ihn zu der Wahnsinnstat angestachelt hatte. Oda Thormeyer verkörperte die bösartige Seelenklempnerin Dr. Corinna Adam herrlich doppelbödig.
Wie realistisch ging es zu?
Eine Frage, die man mit Blick auf die Münster-Krimis immer nur mit einem gequälten Lächeln abtun kann. Die Geschichten um die Antipoden Boerne und Thiel sind kaum der Wirklichkeit entlehnt und niemals der Plausibilität verpflichtet - wohl aber der Unterhaltung. Und über Langeweile brauchte sich diesmal keiner zu beklagen.
Den besten Auftritt ...
... hatte der Episodenhauptdarsteller, Peter Jordan. Den an seinem Schicksal verzweifelten Professor verkörperte der Schauspieler glaubhaft in allen Facetten. Im "Tatort" ist der gebürtige Dortmunder kein Unbekannter: Von 2008 bis 2012 spielte Jordan den Chef von Undercover-Mann Cenk Batu in den Sonntagskrimis aus Hamburg.
Darüber wird zu reden sein ...
"Ich dräng' mich nicht nach vorn, da hat man's in der Wissenschaft natürlich schwer", maulte ein Institutskollege bei Professor Boernes Umtrunk im Gasthof. Es sei alles so "oberflächlich geworden", wusste der Mann: "Wer am lautesten krakeelt, bekommt den dicksten Batzen Geld."
Volle Breitseite gegen die deutsche Wissenschaft. Sollte es wirklich gang und gäbe sein, dass Seilschaften und selbstherrliches Auftreten über die Vergabe von Fördermitteln entscheiden? © 1&1 Mail & Media/teleschau
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