Ein Mann fürs Extreme: Nicholas Ofczarek (44) ist nicht nur auf der Burgtheaterbühne ein Gigant. Der imposante Österreicher machte nun auch den neuen Frankfurter "Tatort" zum abgründigen Ereignis.

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Josef-Kainz-Medaille, Wiener Schauspielerring, 3sat-Theaterpreis, Johann-Nestroy-Ring, Gertrud-Eysoldt-Ring: Dem Schauspieler Nicholas Ofczarek mangelt es nicht an Anerkennung. Seit 1994 gehört der Österreicher zu den gefeierten Aushängeschildern des Wiener Burgtheaters.

"Ich war die meiste Zeit am Theater", konstatiert der imposante Charakterkopf im Interview. "Erst in den letzten Jahren mache ich erheblich mehr Film und Fernsehen." Auch in Deutschland. Und auch im "Tatort". Das ist ein Segen.

Er wütet und droht, vögelt und mordet

Was dieser Ausnahmedarsteller aus einer Rolle rausholen kann, zeigte sich jetzt im Frankfurter "Tatort: Die Geschichte vom bösen Friederich". Ofczarek schillert in dem morbiden Lehrstück über das Böse als Psychopath. Der Theaterschauspieler mit der Vorliebe fürs Extreme geht förmlich auf in der Dämonenrolle: Er wütet und droht, vögelt und mordet, charmiert und manipuliert.

Seit dem Kieler Frauenmörder Kai Korthals, gespielt von Lars Eidinger, hat kein "Tatort"-Mörder so viel Furcht und Schrecken verbreitet wie Ofczareks Alexander Nolte.

Wer die sarkastischen Ösi-Serien "Braunschlag" und "Altes Geld" kennt, wer Ofczarek als korrupten Kiezbullen in den ZDF-Thrillern "Unter Feinden" und "Zum Sterben zu früh" gesehen hat, den überrascht dieser Gänsehautauftritt freilich nicht. Auch in der international koproduzierten und dabei etwas blutleer geratenen Krimiserie "The Team" war der gebürtige Wiener als litauischer Menschenhändler die Hauptattraktion.

"Wir führen eine Ehe und reden meist über andere Dinge"

Verheiratet ist Nicholas Ofczarek mit Tamara Metelka, die seit 2013 eine der renommiertesten Schauspielschulen der Welt leitet: das Max-Reinhardt-Seminar in Wien. Heisst das, dass bei ihnen daheim von morgens bis abends über Schauspiel diskutiert wird? "Überhaupt nicht", wiegelt der Theaterstar ab.

"Aber wir führen eine Ehe und reden meist über andere Dinge. Zurzeit sehr viel über Politik. Auch über Machtpolitik in den Institutionen, in denen wir arbeiten."

Natürlich gebe es bei ihnen auch leichtere Themen. "Und natürlich geht es um Kindererziehung ..."

"Es tut schon sehr weh, wenn man keinen Erfolg hat"

Ofczarek und Metelka haben eine inzwischen volljährige Tochter. Interessiert die sich auch für Schauspielerei? "Ich fürchte ja", stöhnt der Papa, der vor den Schattenseiten warnt: "Es ist ein sehr schöner, aber auch anstrengender Beruf. Vor allem aber ist er grausam. Man braucht sehr viel Glück, und es geht keineswegs gerecht zu."

Weiter meint er: "Man ist sein eigenes Produkt. Da tut es schon sehr weh, wenn man kritisiert wird oder keinen Erfolg hat. All das möchte man seinen Kindern natürlich ersparen."

Nicholas Ofczarek: Theater als "Horte der Diktatur"

Er selbst werde immer Theaterschauspieler bleiben, betont der Sohn der Opernsänger Roberta und Klaus Ofczarek. Aller Mühsal und allen Frustrationen zum Trotz: "Das Theater ist einer der letzten Horte der Diktatur", kalauert der 44-Jährige. "Es ist ja teilweise Wahnsinn, was da abgeht."

Ein Gigant ist Ofczarek nicht nur auf der Bühne, sondern auch im Film, wo ihm die vergleichsweise grössere Freiheit gefällt. Fehlen eigentlich nur noch die passenden Filmpreise. Aber die werden kommen. Vielleicht schon zum jüngsten Ausnahme-"Tatort" aus Frankfurt.

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