Im Frankfurter "Tatort" kommt bei der Entführung eines Golfspielers eine der Tatpersonen im Wald ums Leben. Warum sie eine Hundemaske trägt, wo das neue Büro der Kommissare Janneke und Brix liegt, und was die kommende "Tatort"-Saison sonst noch zu bieten hat – ein Überblick.

Eine Kritik
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Entdeckt jeder Förster eine Leiche im Wald?

Zu Beginn von "Wer zögert, ist tot" wird in einem Waldstück eine Leiche gefunden. "Wussten Sie eigentlich", fragt der Gerichtsmediziner den Kommissar, "dass jeder Förster in seiner Laufbahn auf mindestens eine Leiche im Wald stösst?" Zwar gibt es dazu keine Statistiken, aber Rainer Städing vom Bund deutscher Forstleute bestätigte uns, dass diese Behauptung "tatsächlich einen wahren Kern" habe: Er selbst habe während seiner 20-jährigen Laufbahn mit gleich drei Leichen zu tun gehabt.

Zwei waren Selbstmörder, einen davon habe er als Revierförder am Stadtrand von Braunschweig selbst gefunden: "In einem recht unzugänglichen Waldteil nahe der Stadt hatte sich jemand umgebracht und lag da bereits ein bis zwei Wochen."

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Die dritte Leiche könnte direkt Stoff für einen "Tatort" hergeben: "Auch in die Zeit fiel die tote Pfarrersfrau, die in einem von mir betreuten Waldstück tot aufgefunden wurde. Die Unglückliche wurde mutmasslich von ihrem Ehemann getötet, der dafür jedenfalls verurteilt wurde."
Für einen Förster ist so ein Fund natürlich nicht besonders spassig: "Die Stelle ist dann auch für mehrere Jahre belastet, wenn man dort vorbeikommt."

Werden bellenden Hunden tatsächlich die Stimmbänder entfernt?

Im "Tatort" ärgert sich Katzenbesitzer Konrad Seibold über das Gebell des Nachbarshundes und droht der Besitzerin: 2017 seien in den USA zwei lauten tibetischen Mastiffs die Stimmbänder entfernt worden. Tatsächlich gab es einen Aufsehen erregenden Fall im amerikanischen Oregon, über den auch überregionale Medien von der "Washington Post" bis zur "FAZ" berichteten.

Ein benachbartes Ehepaar von zwei Züchtern und Farmbesitzern hatten jahrelang gegen das Gebell der Hunde geklagt. Die Angeklagten argumentierten, sie bräuchten die Wachhunde, um ihre Schafe und Hühner zu schützen. Nachdem Geldstrafen nichts änderten, entschied ein Gericht, es handle sich beim Anwesen nicht um eine Farm, und die Halter der beiden Mastiffs müssten die Stimmbänder der Mastiffs teilweise entfernen lassen.

Die Prozedur, im Englischen auch "debarking" ("entbellen") genannt, ist in Deutschland und den meisten EU-Staaten verboten. Auch in den USA ist sie umstritten, in einigen Staaten verboten und wird sowohl von Tierschutzorganisationen als auch von vielen Tierärzten als nicht artgerecht und grausam abgelehnt.

Warum tragen die Entführer Hundemasken?

Konrad Seibolds Sohn Frederick wird zu Beginn des Films von vier Personen angegriffen, die groteske Hundemasken tragen – damit setzt Regisseurin und Drehbuchautorin Petra Lüchow gleich zu Beginn den Ton der eher schwarzhumorigen "Tatort"-Episode.

Die Masken unterstreichen ausserdem einen Gegensatz, der sich durch die Geschichte zieht: "Tiere spielen in diesem Tatort eine Rolle", erklärt die Filmemacherin, "der Hund als treuer Begleiter, die verschiedenen Hunderassen, meistens hierarchisch stark untergeordnet, die Katze als eigensinniges Wesen, das mehr seine eigenen Wege geht. Konrad Seibold identifiziert sich als tragischer Narzisst nur eher mit der Katze, fordert aber trotzdem eher Gefolgschaft. Insofern könnte man sagen, drückt sich sein Widerspruch hier aus."

Wo arbeiten die Frankfurter Kommissare nach dem Umzug?

Seit dem ersten Fall des Teams Janneke und Brix 2013 war das ehemalige Neckermann-Areal an der Hanauer Landstrasse der Drehort für das Frankfurter "Tatort"-Polizeipräsidium. Doch schon die letzten Folgen waren von Umzugsarbeiten durchzogen.

Mit dem Fall "Wer zögert, ist tot" befindet sich das Büro der Kommissare an einem neuen Ort: "Da das ehemalige Neckermann-Gebäude verkauft wurde, mussten wir die Fläche schneller räumen als erwartet", erzählt Betina Schepp, die Leiterin Requisite des Hessischen Rundfunks, in den Presseinformationen. "Glücklicherweise war in unserem Lager in Nieder-Erlenbach eine Halle frei - ein echter Glücksfall."

Denn als sich herausstellte, dass das Lager dreharbeitstauglich ist, also die nötigen Bedingungen für ein Filmset erfüllt, wurde entschieden, aus der Not- eine Dauerlösung zu machen und hier künftig alle Szenen zu drehen, die im Polizeipräsidium spielen - das spart auch Mietkosten.

Wie geht es mit dem "Tatort" weiter?

"Wer zögert, ist tot" beendet die alljährliche Sommerpause, aber erst einmal gibt es gleich eine neue Unterbrechung: Am kommenden Sonntag läuft eine neue Folge "Polizeiruf 110" – die als DDR-Pendant zum "Tatort" gestartete Serie feiert in diesem Jahr ihren 50. Geburtstag. Dann blockiert eine Sondersendung zum Wahlkampf den Sendeplatz.

Erst am Sonntag, den 19. September, geht es mit einer neuen "Tatort"-Folge weiter: Die Kölner Kommissare Ballauf und Schenk untersuchen in "Der Reiz des Bösen" den Mord an der Ehefrau eines Gewaltverbrechers. Sie hatte ihren Mann über ein Brieffreundschafts-Portal für Gefängnisinsassen kennengelernt und noch während seiner Haft geheiratet.

Dann ist wieder Wahlpause – aber am 3. Oktober gibt es ein besonderes Highlight: Im Kieler "Tatort: Borowski und der gute Mensch" kehrt Lars Eidinger als Frauenmörder Kai Korthals zurück. Fans des Münsteraner "Tatort" müssen übrigens ganz stark sein: Mit Thiel und Boerne geht es erst im ersten Halbjahr 2022 weiter. Ihr 40. Fall "Des Teufels langer Atem" wurde gerade abgedreht.

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