Für jeden Film oder jede Serie, die sich nur ansatzweise mit dem Weltuntergang beschäftigt, ist es eine der essenziellen Fragen: Was bin ich bereit zu opfern, um die Menschheit zu retten? Die bequeme Antwort in den meisten Fällen ist, dass der Held sich edelmütig, melancholisch-lächelnd in den Vulkan stürzt oder sich alleine einer Armee stellt, um seinen Lieben die Flucht zu ermöglichen.

Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht von Felix Reek dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Die Antwort der ersten Staffel von "The Last of Us" war unbequemer: Die 14-jährige Ellie (Bella Ramsey) ist immun gegen eine Pilzmutation, die Menschen weltweit in Zombies verwandelt. Mit ihrer Hilfe kann ein Gegenmittel entwickelt werden doch den Eingriff wird sie nicht überleben.

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Ihr Ziehvater Joel (Pedro Pascal) kann das nicht akzeptieren, stürmt das Krankenhaus der Untergrundorganisation "Fireflies", tötet alle darin und flieht mit ihr. Er nimmt also das Ende der Menschheit in Kauf, um ein einzelnes Leben zu retten. Am Ende der ersten Staffel der Serie verschweigt er Ellie, was er getan hat und belügt sie: Die Ärzte hätten sich beim Heilmittel geirrt. Genau hier steigt die Fortsetzung von "The Last of Us" (ab 14. April auf Sky/Wow, jeden Montag eine Folge) wieder ein.

"The Last of Us": Die Welt, wie wir sie kannten, gibt es nicht mehr

Ellie ist mittlerweile eine spätpubertäre 19-Jährige und tut, was Menschen in diesem Alter eben so machen. Sie sitzt in der Garage, hört laut Nirvana, ist störrisch und poliert ihre Waffensammlung. Wir befinden uns schliesslich immer noch in der Postapokalypse. Der Kontakt zu Joel ist schwierig, hier treffen zwei Menschen aufeinander, denen es schwerfällt, miteinander zu kommunizieren.

Die beiden sind in der Stadt Jackson angekommen, einer Zuflucht der Menschen vor den Pilz-Kreaturen, die die Welt überrannt haben. Hier startet auch der zweite Teil der gleichnamigen, kultisch verehrten Videospiel-Reihe, auf der "The Last of Us" basiert, und wer die kennt, weiss, was nun folgt.

Ohne an dieser Stelle mehr zu verraten: So einen drastischen Serien-Moment, der die Weichen der Serie neu stellt, wird es in diesem Jahr wohl kaum wieder geben. Auch beim Erscheinen des Games 2020 sorgte dieser Plot-Twist bei Fans für Unmut, die Serien-Adaption bleibt der Vorlage treu.

Die erste Staffel von "The Last of Us" lebte vor allem von der Beziehung zwischen Ellie und Joel, herausragend dargestellt von Bella Ramsey und Pedro Pascal. Die Genre-üblichen Zombie-Angriffe gerieten vollkommen in den Hintergrund. Das ungleiche Duo zeigte, dass Menschlichkeit und Liebe auch dann möglich sind, wenn von der Welt, wie wir sie kannten, nichts mehr übrig geblieben ist.

In der zweiten Staffel von "The Last of Us" erweitert sich das Bild. Ellies beste Freundin Dina (Isabella Merced) bekommt mehr Raum. Schnell ist klar, dass zwischen den beiden jungen Frauen mehr ist als nur Freundschaft. Zusammen gehen sie auf einen Rachefeldzug, der die Serienwelt von "The Last of Us" noch einmal erweitert. In Seattle bekriegen sich eine paramilitärische Einheit und eine Sekte namens "Scars" auf grausame Art und Weise.

Was Rache aus Menschen macht

Die Verlagerung der Aufmerksamkeit auf das neue Duo geht natürlich das Risiko ein, eine etablierte Leinwand-Chemie, von der andere Serienproduktionen nur träumen können, gegen etwas Neues auszutauschen. Das ist ein Wagnis, funktioniert aber erstaunlich gut.

Durch den Ortswechsel und das energetische Spiel von Isabela Merced als Dina entwickelt "The Last of Us" einen ganz anderen Ton als die erste Staffel.

Zwischen all diesen von Verlusten gezeichneten Menschen kommt eine Spur von Leichtigkeit auf, wenngleich in homöopathischen Dosen. In erster Linie ist die Fortführung von "The Last of Us" eine Studie darüber, was Rache auslöst und was es mit denen macht, die sie ausüben oder Opfer davon werden.

Trotzdem ist die zweite Staffel der Serie nicht so zwingend wie die viel gelobten ersten Folgen. Das liegt vor allem daran, dass sie sich oft so anfühlt, als sei sie nur Auftakt für das, was noch kommt. Schliesslich wurde – und das prägt die Staffel merklich – diesmal nur die erste Hälfte des zweiten Videospiels verfilmt.

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Viele neue Charaktere werden eingeführt, ohne ihren Hintergrund ausreichend zu erklären, was es teilweise erschwert, ihre jeweilige Motivation nachzuvollziehen. Sei es Isaac (Jeffrey Wright), der Anführer der Miliz, oder Abby (Kaitlyn Dever), die neue Gegenspielerin von Elli. Von denen werden Fans der Serie in der dritten Staffel sicher noch mehr erfahren. Hoffentlich dauert es diesmal nicht wieder zwei Jahre, bis "The Last of Us" weitergeht.