Der Zombie-Hit "The Last of Us" lebte bisher von der Chemie seiner Hauptdarsteller Pedro Pascal und Bella Ramsey. Doch nach dieser Folge der zweiten Staffel ist alles anders. Vorsicht, Spoiler!
Virale Serien-Momente sind heute eher selten. Zu viele Neuveröffentlichungen kämpfen gleichzeitig um die Gunst der Zuschauerinnen und Zuschauer, kaum einer sieht dasselbe zeitgleich.
Wenn es dann wirklich einmal kollektiv einschlägt, muss etwas sehr Dramatisches passiert sein. Wie in der "Red Wedding" in der dritten Staffel von "Game of Thrones" zum Beispiel, als die Serienmacher gleich mehrere Hauptcharaktere blutig dahinmeuchelten.
Jetzt ist das wieder passiert. Am Montag strahlte HBO (in Deutschland Sky/Wow) Folge zwei der zweiten Staffel der viel gelobten Serie "The Last of Us" aus. Das Internet drehte in kürzester Zeit durch. "Das war wirklich eine der besten Folgen, die es je im Fernsehen gab. Das Drehbuch, die Dialoge, die Action, die sich aufbauende Spannung, das Gefühl der Gefahr, das die ganze Folge über schwebte, die Action und natürlich die unglaublichen schauspielerischen Leistungen“, schrieb ein Zuschauer in den sozialen Medien. Andere waren einfach nur geschockt.
Das Ende von "The Last of Us", wie es Zuschauer kannten
In der zweiten Folge der Serie, "Durch das Tal", forderten die Macher von "The Last of Us" das Publikum maximal heraus. Bisher lebte das apokalyptische Format von seinen beiden Hauptdarstellern Joel (
Die erste Staffel endete mit der Ermordung des gesamten Personals eines Krankenhauses durch Joel. Er wollte Ellie vor einer OP retten, die zwar eine Heilung von der Pilz-Epidemie bringen könnte, sie aber töten würde.
Joel entscheidet sich für sie und gegen die Menschheit. Abbys (Kaitlyn Dever) Vater war einer der Ärzte, und sie will Rache. Zusammen mit einer Gruppe schwer bewaffneter Widerstandskämpfer hat sie sich in der Nähe von Jacksonville, dem Zufluchtsort von Joel und Ellie, versteckt.
Das erste Zusammentreffen erfolgt zufällig. Joel ist mit Dina (Isabela Merced), der Freundin von Ellie, auf Patrouille und trifft auf Abby, die nach einem Zombie-Angriff von ihrer Gruppe getrennt wurde. Joel rettet ihr das Leben und sie bietet beiden an, in ihrem Versteck Unterschlupf zu suchen. Wer hier noch Hoffnung hatte, Joel könnte jetzt verschont werden, wird eines Besseren belehrt: Der wohl grösste Serienschocker des Jahres nimmt seinen Lauf. Abby offenbart, dass Joel ihren Vater ermordet hat.
Sie nimmt ihn gefangen und greift sich einen Golfschläger. Und prügelt immer wieder auf Joel ein. Die Kamera wandert dabei von einem ihrer Mitstreiter zum nächsten, deren Gesichtsausdrücke wechseln zwischen Genugtuung und Abscheu.
Die Szene ist dabei so grausam, wie es nur möglich ist. Die dumpfen Schläge, die Schmerzensschreie, hier dreht sich alles, was sonst Film- und Serienkonvention ist. Der Aggressor ist kein Mann, sondern eine junge Frau. Der Held wehrt sich nicht. Am Ende kommt auch noch Ellie hinzu, die versucht, Joel zu retten. Sie wird gefangen genommen und muss zusehen, wie er stirbt.
Immer wieder schreit sie, dass er aufstehen soll. So wie das eben Helden machen, egal wie gross die Verletzungen, wie stark die Schmerzen sind. Joel liegt nur da, mit seinem blutig deformierten Gesicht, und starrt ins Leere. Am Ende rammt ihm Abby den mittlerweile zerbrochenen Golfschläger in den Hals. Das Ende von "The Last of Us", so wie es Zuschauer bis dahin kannten.
Der unbequeme Weg
Den Rest zerlegt die zweite Folge auch noch. Parallel zu den Ereignissen in der Lodge stürmen neue und schlauere Pilz-Zombies Jacksonville und liefern den Hintergrund für eindrucksvolle Schlachtszenen, die viele Zuschauerinnen und Zuschauer erneut an "Game of Thrones" erinnern.
Infizierte, die die Mauern stürmen und über alles herfallen, was menschlich ist. Ein Riesen-Zombie, der Joels Bruder Tommy (Gabriel Luna) verfolgt und einfach nicht sterben will. Am Ende ist von der Stadt nicht viel übrig und ein grosser Teil der Bewohner wurde getötet. Ellie zieht los, um Rache für Joel zu nehmen. An die Stelle von Joel tritt ihre beste Freundin Dina als Partnerin für die nächsten Folgen.
Das alles ist nah an der Spielvorlage von "The Last of Us" und sorgte bereits 2020 für einen Aufruhr. Zwar ist in der Spielvorlage Tommy der Begleiter von Joel in der Lodge; der Schock in der Serienadaption ist mindestens genauso gross. Viele hatten gehofft, die Macher von "The Last of Us" würden sich vom Original lösen oder Joels Tod zumindest bis zum Ende der Staffel hinauszögern.
Erst recht, weil Pedro Pascal gerade einer der angesagtesten Männer in Hollywood ist. Sich dagegen zu entscheiden, ist so radikal wie konsequent. Viel zu oft gehen Serien heute den bequemen Weg und wiederholen das immer Gleiche viel zu lange. "The Last of Us" betont mit dieser Folge seine Aussergewöhnlichkeit und geht einen konsequent eigenen Weg. Mit Erfolg: Endlich reden wieder alle über eine Serie.