• Der tragische Fall aus den USA bestürzt auch in Deutschland die Filmwelt.
  • Bei dem Dreh eines Western hatte Hollywoodstar Alec Baldwin eine Kamerafrau tödlich mit einem Schuss verletzt.
  • Ein Waffenmeister, der an deutschen Filmsets arbeitet, und ein Ausbilder für Waffensachkunde erklären die Abläufe in Deutschland.

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Man kannte ihn als Donald Trump Parodie in der Sendung "Saturday Night Live", als Darsteller in "Mission Impossible" oder als Synchronsprecher in Serien wie "Die Simpsons" oder "Spongebob". Seit dem 21. Oktober ist Hollywoodstar Alec Baldwin jedoch mit einem traurigen Schicksal in aller Munde.

Am Filmset eines Western hatte der 63-Jährige bei der Probe einer Szene Kamerafrau Halyna Hutchins erschossen. Regisseur Joel Souza wurde ebenfalls verletzt, konnte das Krankenhaus aber zeitnah wieder verlassen. Die Waffe soll versehentlich mit scharfer Munition geladen gewesen sein.

Nachlässigkeit im Umgang mit Waffen

Noch laufen die Ermittlungen der Behörden im US-Bundesstaat New Mexico, es gibt aber bereits Hinweise, dass am Set eine gewisse Nachlässigkeit im Umgang mit Waffen geherrscht habe und Sicherheitsvorkehrungen nicht strikt befolgt wurden. Weitere scharfe Munition soll sich am Set befunden haben.

Könnte sich ein vergleichbarer Vorfall auch in Deutschland ereignen? "Nein, an deutschen Filmsets wird keine scharfe Munition verwendet", sagt Oliver Rasch. Der gelernte Büchsenmacher arbeitet seit 20 Jahren in der Filmbranche – betreute etwa zahlreiche Drehs der Krimiserie "Tatort".

Sicherheitsvorkehrungen im Blick

"Ungeladene Gas-/Schreckschusswaffen werden teilweise durch die Schauspieler am Filmset betreut und beaufsichtigt, bei Waffen mit Platzpatronen bin ich dafür zuständig", sagt Rasch. Aufbewahrung, Sicherheitsüberprüfung und das Befüllen der Waffe mit Platzpatronen ist dann seine Aufgabe.

Auch andere Sicherheitsvorkehrungen hat er im Blick: "Am Set trägt das Kamerateam Brillen und Gehörschutz, die Schauspieler bekommen einen Innenohr-Schutz", sagt der Waffenmeister. Auch dafür, dass die Kamera ausreichend geschützt wird, das nachbarschaftliche Umfeld über die Schussabgaben informiert ist und der Schauspieler ein Waffentraining absolviert hat, wird gesorgt.

Schüsse nur mit Platzpatronen

"Teilweise werde ich auch schon beim Schreiben des Drehbuchs hinzugezogen und Schussszenen in Abstimmung mit mir geplant", sagt Rasch. In der Waffe befinde sich stets nur Munition für die geplante Szene, allerdings keine scharfe Munition. "Nach der abgefilmten Szene geht die Waffe direkt an mich zurück, ich überprüfe und sichere sie", sagt Rasch.

Bei Schüssen mit Platzpatronen fliege kein Projektil aus der Waffe, zu sehen sei lediglich Qualm, Dampf und Mündungsfeuer. "Der Ton wird später nachbearbeitet", erklärt der Experte. Unfälle mit Schusswaffen hat er in seiner Zeit am Filmset noch nicht erlebt. "Wenn etwas passiert, dann liegt das an mangelnder Kompetenz der betreuenden Waffenexperten", ist sich Rasch sicher.

Tödlicher Schuss bei "Rust": Keine scharfe Munition am Set

Dann könne es vorkommen, dass Gas- und Platzpatronen verwechselt würden oder an den Lauf von Pistolen unprofessionell Teile gebaut würden, die sich beim Schuss lösten. "Wenn keine Experten am Werk sind, steigt das Risiko für Unfälle. Das ist aber auch bei Stunts oder dem Einsatz von Pyrotechnik so", betont Rasch.

Auch Peter Brisi, Ausbilder für Waffensachkunde, hält einen tödlichen Schuss an deutschen Filmsets für nahezu ausgeschlossen, wenn Experten am Werk sind. "Scharfe Munition taucht am Set nicht auf", erinnert Brisi.

Nachbearbeitung Bild für Bild

Es handle sich meist um täuschend echt nachgebaute Waffen. "Die Waffen sind in der Regel aus Kunstharz hergestellt, an die nicht wesentliche Teile von echten Schusswaffen angebaut werden", erklärt Brisi.

Um eine realistische Handhabung zu erzeugen, würde die Waffen dann beschwert. "Sie sind überhaupt nicht mit Patronen geladen", sagt er. In manchen Fällen würden die Bilder noch nachbearbeitet, um Knall und Schuss noch realistischer wirken zu lassen.

Umgebaute scharfe Waffen

Je nach Filmszene kämen unterschiedliche Waffen zum Einsatz: "Während zum Beispiel in Kampfszenen Gummiwaffen verwendet werden, um Verletzungen zu vermeiden, kommen in Kriegsfilmen umgebaute scharfe Waffen zum Einsatz", weiss Brisi. Einen solchen Umbau dürfe nur jemand mit Waffenbearbeitungserlaubnis vornehmen.

"Manche Waffen sind so umgebaut, dass ihre Mechanik auch mit Platzpatronen funktioniert, es aber wie bei scharfen Waffen aussieht", sagt Brisi. Um die Mechanik einer Waffe in Kraft zu setzen, etwa den Verschluss der Waffe nach hinten zu bewegen, sei ein gewisses Mass an Druck notwendig.

Gefahr liegt im Umgang mit Waffen

"Dafür ist unter anderem der Lauf der Waffe verengt, eine Platzpatrone übt normalerweise nicht genug Druck aus", erklärt der Waffenexperte. Am Filmset seien Waffen so umgebaut, dass auch der schwache Druck von Platzpatronen ausreiche, um die Mechanik optisch in Gang zu bringen.

"Je nachdem, was für Aufnahmen benötigt werden, kommen unterschiedliche Filmwaffen zum Einsatz. Braucht man keine Detailaufnahmen, kommen Gas-/Schreckschuss zum Einsatz", sagt Brisi. Auch er meint: "Die Gefahr liegt immer im Umgang mit der Waffe." Waffenmeister am Filmset müssten eine Waffensachkundeprüfung absolviert haben. "Auch, wenn es an deutschen Filmsets keine scharfe Munition gibt – auch Platzpatronen können ernsthafte Verletzungen erzeugen", warnt er.

Über die Experten:
Oliver Rasch ist Büchsenmacher und Waffenmeister. Er ist Inhaber der Firma "Action & Control" und arbeitet seit 20 Jahren an Filmsets.
Peter Brisi ist Dozent für Waffensachkunde und bildet im Umgang mit Munition und Waffen aus. Dazu zählt etwa die Waffensachkundeausbildung von Waffenträgern im Geldtransport, von Sportschützen oder Mitarbeitern im Wach- und Sicherheitsdienst. Er ist Ausbilder für Schiessleiter im Sicherheitsgewerbe und führt auch Verteidigungsschiessen durch.
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