Manche Berufsgruppen haben an Ostern nie frei. Pfarrer zum Beispiel. Oder "Traumschiff"-Kapitäne. Und so muss Kapitän Max Parger aka Florian Silbereisen auch in diesem Jahr wieder für die traditionelle Oster-Folge in See stechen. Diesmal geht’s nach Thailand, mit an Bord sind natürlich wieder eine Menge Probleme. Und sogar die Realität schneit kurz herein.
"Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich liebe das Meer wie meine Seele, denn das Meer ist meine Seele, schrieb einst Heinrich Heine", begrüsst Kapitän Max Parger in der Osterfolge die Passagiere zum obligatorischen Folgen-End-Abendbrot und taucht dann in die Welt der Kalender-Sprüche ein: "So fühlen wir Seeleute und so fühlen vielleicht auch Sie. Man taucht in die Vergangenheit ein und gewinnt die Zukunft. Erkennt, dass das Band der Liebe, der Familie einzigartig ist, wie das der Freundschaft. Man wechselt die Richtung und segelt gemeinsam weiter, im Wissen, sich immer auf den anderen verlassen zu können."
Des Käpt'ns weise Worte sind nicht nur was für Sprüche-Postkarten am Kühlschrank oder für Leute, die Wandtattoos für eine tolle Einrichtungsidee halten. Nein, beim Kapitänsdinner fasst Parger immer auch zusammen, was denn so in den knapp 90 Minuten zuvor passiert ist. In welcher Vergangenheit wurde also die Zukunft gewonnen? Wessen Family-&-Friends-Band war so einzigartig? Welche Richtung wurde gewechselt und wer konnte sich diesmal immer auf den anderen verlassen?
"Das Traumschiff – Phuket"
- "Das Traumschiff – Phuket" läuft am Ostersonntag, 31. März um 20.15 Uhr im ZDF
- Ab dem 23. März um 10 Uhr kann die Folge in der ZDF-Mediathek gestreamt werden
Alle Probleme an Bord!
Um das zu beantworten, springen wir vom Kapitänsdinner zurück zum Boarding, und da weist Hoteldirektorin Hanna Liebhold (
Da wäre zum Beispiel das frisch verheiratete Paar Annika Ehler (
Vater Klaus kocht derweil am zweiten Krisenherd der Folge, denn er freundet sich mit Jonah Martensen (Mika Tritto) an, dessen Mutter einst bei einem Thailandurlaub verstarb. Zusammen mit seiner Tante Kerstin (Simone Thomalla) soll Jonah zur Verarbeitung der Tragödie nach Thailand reisen.
"So, jetzt fehlt nur noch eine Passagierin", stellt Liebhold fest, nachdem Papa Sturm an Bord verstaut ist, und für diese letzte Passagierin haben sich die Drehbuchautoren Arnd Mayer und Claudia Matschulla die Figur der Sophia Blum (Anna-Lena Schwing) aus der ehrenvollen Zunft der Beauty-Influencer ausgedacht. Ehe Blum 'Lidstrich' sagen kann, hat auch sie ein Problem: Durch einen unglücklichen Zusammenstoss zerstört Jura-Student Cedric Rust Rojan (Juan Barani) beinahe ihre Lebensgrundlage. Doch der weiche Teppich des Schiffsflurs fängt das heruntergefallene Handy sanft auf und rettet die Influencerin so vor einem sinnvollen Job.
"Das Traumschiff": Nehmen ist seliger als Geben
Der Topf ist also wieder einmal randvoll mit potenziellen Problemen und Problemchen, aber nicht randvoll genug. Also schmeisst auch die "Traumschiff"-Crew ihren Beitrag in den Problem-Topf. Denn neben dem klamaukigen, aber doch ganz netten Wettbewerb zwischen Kapitän Parger und Staff-Kapitän Martin Grimm (
Aber weil beim "Traumschiff" Nehmen seliger ist als Geben, nimmt man sich auch in dieser Folge wieder all der Probleme der anderen an – gerne auch ungefragt. "Frau Martensen, alles in Ordnung?", mischt sich etwa Hanna Liebhold ein, als Jonah Martensen einen minimalen Disput mit seiner Tante hat. Die wiederum öffnet sich sofort: "Er will einfach nicht über seine Mutter reden." Da hat die Hoteldirektorin eine doch sehr intuitive Erklärung: "Sie fehlt ihm eben."
Bei so viel Übergriffigkeit will auch Kapitän Parger nicht tatenlos daneben stehen und verteilt ungefragt Beziehungsratschläge. Als Annika Ehler gedankenversunken an der Reling lehnt, wittert Parger sofort ein Problem. Die Zoologin hat das Angebot, ein Jahr in Thailand in einer Elefantenstation zu arbeiten, weiss aber nicht, wie sie es ihrer Frau Melly sagen soll. Das riecht wie ein Dilemma, das nur von einem wie Käpt’n Parger zu lösen ist, und so wird Parger zum Schiffsseelsorger: "Vielleicht sprechen sie mit Ihrer Frau auf der Station, dann wirkt das Ganze nicht so abstrakt."
Realitätseinbruch beim "Traumschiff"
Dass all die Probleme und deren Lösungen ein bisschen an den Haaren herbeigezogen sind – geschenkt. Das gehörte eben schon immer zum "Traumschiff". Leider gehört aber auch zum "Traumschiff", dass das Ganze mitunter ein bisschen lieblos umgesetzt ist. So macht sich Oliver Sander in einer Szene heimlich am Medizinschrank zu schaffen, und weil man wohl keine andere Lösung fand, dem Zuschauer zu zeigen, dass er sich daraus ein Fläschchen Schlaftropfen mopst, schreibt man eben auf das Fläschchen "Schlaftropfen" – kennt man ja so aus jeder Apotheke.
Lesen Sie auch
Anders, aber ähnlich schludrig geht man im Drehbuch mit der Realität an einer anderen Stelle um. Da dreht Influencerin Blum ein kleines Filmchen und erzählt der Kamera: "So, ich bin hier heute in der wunderschönen Altstadt von Phuket, und in diesem Kolonialhaus wird Naturkosmetik hergestellt. Das bedeutet: keine Pestizide, kein Mikroplastik und alles superumweltfreundlich verpackt." Ja, kein Mikroplastik und superumweltfreundlich verpackt. Natürlich hätte Blum dabei auch erwähnen können, dass Plastikmüll gerade in Thailand ein riesiges Problem ist, aber beim "Traumschiff" wird die Realität eben gerne wortwörtlich umschifft.
Oder doch nicht? Tatsächlich hält der Leiter der Elefantenstation Benjamin Suresh (Riccardo Simonetti) vor Ort ein paar Sekunden lang einen Vortrag über den dramatischen Rückgang der Elefantenpopulation in Thailand. Das ist für "Traumschiff"-Verhältnisse fast schon eine Realitätsrevolution. Die Zeit drumherum füllt auch die Oster-Episode wieder mit schönen Landschaftsaufnahmen, Herzschmerz, einem Auftritt von TV-Koch Nelson Müller, einem zusammengeschusterten Kriminalfall, turbulenten Überraschungen und überraschenden Turbulenzen – und all das zusammen ergibt dann eine ganz normale "Traumschiff"-Folge.
Verwendete Quellen
- spiegel.de: "Verschmutzung in Thailand – Plastikhölle im Paradies"
- Heinrich-Böll-Stiftung: "Thailands Plastikmüll-Dilemma"
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.