- Der stellvertretende Digitalminister der Ukraine hat sich an Sony, Microsoft und den Steam-Betreiber Valve gewendet.
- Er fordert einen Verkaufsstopp des Ego-Shooters "Atomic Heart".
- Die Umsätze des stark mit Russland verflochtenen Entwicklers Mundfish könnten den Krieg gegen die Ukraine mitfinanzieren.
Erstklassige Grafik, Elemente, die mitunter an den Klassiker "Bioshock" erinnert, und grösstenteils positive Wertungen von Usern und Fachmedien machen den jüngst veröffentlichten Ego-Shooter "Atomic Heart" für viele Gamer interessant. Doch aufgrund seiner vermeintlichen Glorifizierung einer sowjetischen Supermacht in einer alternativen Zeitlinie und den starken Verflechtungen des Entwicklers Mundfish mit Russland ist eine Kontroverse um den Titeln entbrannt, die nun eine neue völlig neue Dimension bekommt: Der stellvertretende Digitalminister Alexander Bornyakov appellierte an Sony, Microsoft, Valve und Epic, den Verkauf von "Atomic Heart" in ihren digitales Stores einzustellen.
Sensible User-Daten könnten an den russischen Staat weitergegeben werden und Einnahmen in den Angriffskrieg gegen die Ukraine fliessen, so der Vorwurf. "Wir fordern auch, die Verbreitung dieses Spiels in anderen Ländern aufgrund seiner Toxizität" zu stoppen", so Bornyakov.
Verschwörungstheorien oder berechtigte Kritik?
Zuvor hatte bereits "Eurogamer" berichtet, dass die Investmentfirma Gem Capital an dem Projekt beteiligt ist. Deren Chef, Anatoly Paliy, arbeitete in der Vergangenheit für den staatlich kontrollierten russischen Energiekonzern Gazprom. Zu den Investoren von "Atomic Heart" zählen zudem die chinesische Firma Tencent und Gaijin Entertainment. Letztgenanntes Unternehmen, bekannt als Publisher von "War Thunder", wurde bereits 2021 die indirekte Finanzierung prorussischer Separatisten im Donbass vorgeworfen. Der Publisher hatte einen YouTube Kanal gesponsort, der über die völkerrechtlich nicht anerkannte Volksrepublik Lugansk berichtete.
Den in einem Medienbericht geäusserten Verdacht, Daten könnten an russische Behörden weitergegeben werden, bezeichnen die Entwickler als falsch: Die veraltete Datenschutzerklärung sei entfernt worden, ebenso wie die brisante Passage.
Doch wie steht es um die russischen Wurzeln des Spiels? Offiziell gegründet wurde Mundfish 2017 in Zypern. CEO Robert Bagratuni und Art Director Artem Galeev waren zuvor bei Firmen in Moskau tätig. In einer Studio-Vorstellung auf YouTube wird die russische Hauptstadt auch explizit als Firmenstandort genannt.
Ein weiterer Vorwurf: Weibliche Roboter-Zwillinge, denen der Spieler recht früh in der Story von "Atomic Heart" begegnet, sollen eine bewusste Ähnlichkeit mit der ehemaligen ukrainischen Ministerpräsidentin Julija Tymoschenko haben. Die Roboter tragen eine stilisierte Frisur und haben keine erkennbaren Gesichtszüge.
Komponist meldet sich zu Wort
Der Entwickler selbst äusserte sich bereits im Januar zur eigenen politischen Positionierung. Man sei "unbestreitbar eine Pro-Friedensorganisation" und "gegen Gewalt gegen Menschen" heisst es in einem Statement, ohne allerdings explizit den Krieg gegen die Ukraine zu nennen.
Eindeutiger agiert der Komponist des Soundtracks von "Atomic Heart": Mick Gordon, auch bekannt für den Score des "Doom"-Remakes, teilte am Valentinstag via Twitter mit, dass er sein Honorar an das ukrainische Rote Kreuz spenden werde. Er fände es zudem wichtig, "die Handlungen einer Regierung von den Handlungen der einzelnen Bürger zu trennen". Zudem betonte Gordon, der First-Person-Shooter sei "ein wirklich internationales Projekt, zu dem 130 Entwickler aus mehr als zehn verschiedenen Ländern beigetragen haben". © 1&1 Mail & Media/teleschau
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