Am 20. März erscheint "Doom Eternal" und versucht noch besser zu sein, als sein von der Kritik gefeierter Vorgänger. Warum das gelungen ist und was "Eternal" aktuell zu einem der besten Ego-Shooter auf dem Markt macht, verrät unser Test.
Nach vier Jahren Urlaub von der Hölle ist der "Doom Slayer" wieder zurück. Und "Doom Eternal" steht seinem Vorgänger in puncto Qualität in nichts nach. Im Gegenteil: Der Shooter schafft es sogar, das grandiose Franchise-Reboot von 2016 zu übertrumpfen. Zumindest was das Gameplay angeht.
Bei der Story bleibt Eternal alten Doom-Traditionen treu und dementsprechend flach. Die Heerscharen der Hölle haben die Erde überrannt und der Slayer macht sich auf den Weg, um Friedensverhandlungen per Raketenwerfer und Lasergewehr zu führen.
Der wortkarge Monster-Metzler hat es dabei besonders auf die ausserirdische Kahn Maykr und drei Dämonenpriester abgesehen, die Schuld an der Invasion auf dem inzwischen sehr lädierten blauen Planeten sind.
Komplexe Geschichte kommt nicht zum Vorschein
Oberflächlich betrachtet, gibt die Story von Doom Eternal nicht mehr her. Doch damit täte man dem Spiel unrecht. Denn in den einzelnen Levels lassen sich Hintergrundinformationen sammeln, die das Doom-Universum näher beleuchten.
Wer die Kodex-Einträge studiert, merkt schnell, dass die Spielwelt durchaus komplex ist und zahlreiche Storystränge in sich vereint. Nur verpasst es Eternal, diese Hintergründe ansprechend zu präsentieren. Dadurch dürfte die Geschichte wohl an den meisten Spielern spurlos vorbeigehen.
Dass im Spiel trotz mangelnder Erklärungen immer wieder Bezug auf Details aus der Doom-Welt genommen wird, macht es nicht besser. Wer einfach nur drauf losspielt, ist nach nur wenigen Minuten heillos verwirrt und wird der Geschichte höchstwahrscheinlich keine Beachtung mehr schenken.
Eternal verpasst zwar die Chance, sein Universum der breiten Masse näherzubringen, den Spielspass mindert das aber nicht. Denn was das Spiel bei der Story liegen lässt, holt es beim Gameplay mehr als wieder auf.
John Wick auf Steroiden bittet zum Tanz
Am Kernkonzept, das der Vorgänger von 2016 etablierte, hat sich dabei wenig geändert. Wir starten immer in einem mit Dämonen verseuchten Level, das es zu "befrieden" gilt. Quasi "Business as usual" für einen Doom Slayer. Man schiesst sich stets von einer Seite der Karte zur anderen. Dass das trotzdem nie langweilig wird, liegt an der Qualität der Kämpfe. In Sachen Intensität suchen die nämlich ihresgleichen
Eternal ist schnell, brutal und gnadenlos. Wer im Kampf zögert oder auch nur eine Sekunde zu lange nachdenkt, wird von den Dämonen schneller zum Wischmopp umfunktioniert, als er "Schrotflinte" brüllen kann. Selbst auf dem normalen Schwierigkeitsgrad.
Trotz der Hektik und des Chaos während der Schusswechsel fühlen sich die Ballereien in "Eternal" nicht plump an. Wer mit dem Gewehr nur stumpf auf die Gegner draufhält, leistet den Dämonen zügig Gesellschaft beim Kaffeekränzchen in der Hölle.
Die Kämpfe gestalten sich vielmehr wie ein Tanz, in dem jeder Fehlschritt den eigenen Tod bedeuten kann. Das ergibt sich aus der Gesamtheit der Mechaniken, die dem Spieler im Kampf zur Verfügung stehen.
- "Glory Kills": Wie im Vorgänger können angeschlagene Gegner mit einem einzigen Manöver getötet werden. Monster, die wir so besiegen, lassen immer Lebensenergie fallen.
- Kettensäge: Auch hier hat sich im Vergleich zu Doom 2016 nichts geändert. Wer keine Munition mehr für seine Schiessprügel hat, kann Nachschub aus seinen Gegnern heraussägen.
- Waffenmods: Die Waffen im Spiel verfügen wieder über alternative Feuermodi. Die Schrotflinte kann beispielsweise entweder vollautomatisch schiessen oder Haftbomben an Gegnern anbringen. Zwischen den Modifikationen lässt sich während des Kampfes schnell hin- und herschalten.
- Flammenwerfer: Gänzlich neu ist ein an der Rüstung des Doom Slayers montierter Flammenwerfer. Dämonen, die mit diesem angezündet werden, hinterlassen unter Beschuss und bei ihrem Ableben Rüstung.
- Granatwerfer: Auch einen Granatwerfer hat der Slayer nun stets zur Verfügung. Dieser feuert entweder eine Splittergranate ab, die verheerenden Schaden anrichtet, oder eine Eisgranate, die Gegner einfriert.
- Blutschlag: Mittels "Glory Kills" lässt sich ein mächtiger Nahkampfangriff aufladen, der kleinere Gegner sofort in ihre Einzelteile zerlegt. Stärkere Dämonen werden durch den Blutschlag schwer verwundet.
- Schwachpunkte: Viele Gegner sind nun an bestimmten Punkten verwundbar. So lassen sich dem "Mancubus" die Kanonen von seinen Händen oder der "Arachnotoron"-Spinne ihr Geschütz vom Rücken schiessen. Um das eigene Überleben zu sichern, ist es wichtig, diese Schwachpunkte gezielt anzugreifen. Die Gegner werden dadurch allerdings nicht wehrlos, sondern gehen zu anderen Angriffsmustern über.
- "Dash": In Eternal ist der Doom Slayer zudem beweglicher als je zuvor. Neben dem Doppelsprung verfügt er jetzt auch über einen "Dash". Das Ausweichmanöver, bei dem der Spieler sich extrem schnell über eine kurze Distanz bewegt, lässt sich zweimal hintereinander ausführen.
Im Kampf muss der Spieler alle diese Optionen im Kopf behalten und je nach Situation blitzschnell abwägen, wie er auf seine Feinde regieren soll.
Eine Arachnotron-Spinne greift an? Schnell die Waffenmod des Sturmgewehrs von den Mini-Raketen auf den Präzisionsaufsatz wechseln, um den Dämon mit einem gezielten Schuss seines Geschützes zu berauben.
Die Gesundheit ist niedrig? Mittels des Dash manövrieren wir zu einem neuen Gegner, um ihn für einen Glory Kill vorzubereiten. Doch der aktuell ausgerüstete Raketenwerfer könnte den Dämon eventuell sofort zerfetzen und dadurch wertvolle Lebenspunkte verloren gehen lassen. Besser auf eine nicht ganz so starke Waffe wechseln. Doch für die ist die Munition alle! Also schnell mit der Kettensäge neue beschaffen.
Solche und ähnliche Entscheidungen muss man als Spieler am laufenden Band und in Sekundenschnelle treffen. Das macht die Kämpfe in Doom Eternal zu einem Erlebnis, bei dem einem kaum Zeit zum Durchatmen bleibt.
Gerade in den ersten Stunden ist man teilweise fast davon überfordert, sich so rasant auf die Umgebung einzustellen.
Doch wenn man nach einiger Zeit seinen Doom Slayer voll im Griff hat, fühlt man sich als Spieler wie John Wick auf Steroiden. Der grandiose Metal-Soundtrack und das sehr gute Treffer-Feedback, das deutliche Spuren an den Gegnern hinterlässt, tragen ihr Übriges zu diesem Gefühl bei.
Komfortable Upgrade-Jagd und eine unnötige Neuerung
Um die Motivation aufrechtzuerhalten, gibt es in Doom Eternal auch zahlreiche Upgrades zum Freischalten. So lassen sich für die meisten Waffen mehrere der bereits erwähnten Modifikationen finden und aufwerten. Auch die Rüstung des Slayers und seine Grundwerte (Lebensenergie, Rüstung und Munition) werden im Laufe des Spiels immer wieder verbessert.
Die bereits aus dem "Doom" von 2016 bekannten Runen haben es zudem auch wieder ins Spiel geschafft. Drei davon lassen sich gleichzeitig ausrüsten, was dem Spieler Vorteile wie einen Geschwindigkeitsschub nach einem Glory Kill verleiht.
Ausserdem gibt es auch noch verschiedene Sammelobjekte und Geheimnisse. Dazu gehören Cheatcodes, mit denen man bereits abgeschlossene Level unter veränderten Bedingungen, zum Beispiel unendlich viele Leben, erneut bestreiten kann.
Für Schatzsucher besonders praktisch ist, dass zum Ende jedes Levels nun eine Schnellreisefunktion freigeschaltet wird. Damit kann man in die einzelnen Bereiche der Karte zurückkehren und dort verpasste Geheimnisse nachträglich aufsammeln.
Die Jagd nach diesen verborgenen Schätzen soll für etwas Abwechslung von den Kämpfen sorgen. Selbes gilt für die Sprungpassagen, die in Doom Eternal neu eingeführt werden. In diesen springen wir mithilfe des "Dash" über ein Meer aus Lava von Plattform zu Plattform oder hangeln uns an Felswänden entlang.
Die "Jump and Run"-Einlagen sind ganz nett, nötig wären sie aber nicht gewesen. An einigen Stellen können sie sogar richtig frustrieren, weil man mangels Übersicht immer wieder in den Abgrund stürzt.
Ein Ego-Shooter wie es ihn noch nie gab
Technisch gab es an Doom Eternal während unseres Tests wenig auszusetzen. Das Spiel lief durchweg butterweich ohne zu ruckeln oder Einbrüche der "Frames pro Second" (FPS). Zwei Bugs sind uns aber doch aufgefallen. Der erste, bei dem in einem Level Gegner im Boden stecken blieben, wirkte sich nicht negativ auf unser Spielerlebnis aus.
Der zweite, deutlich schwerwiegendere Fehler hingegen schon: Nach einem Absturz von Doom Eternal liess sich nicht mehr auf den Kampagnen-Speicherstand zugreifen. Statt nach dem Ladeprozess ins Spiel zu springen, stürzte das Programm einfach immer wieder ab. Selbst ein Neustart, die Überprüfung der Spieldateien und ein Update unseres Grafiktreibers konnte den Fehler nicht beheben. Bereits absolvierte Level liessen sich hingegen problemlos laden. Deshalb liegt die Vermutung nahe, dass unser Spielstand durch den Absturz beschädigt wurde.
Wer Shooter im Allgemeinen oder die Doom-Reihe im Speziellen mag, sollte sich davon nicht abschrecken lassen. Lediglich die verschenkte Geschichte und die manchmal etwas nervigen Sprungpassagen trüben den Gesamteindruck des Spiels ein klein wenig. Abseits davon ist es Eternal gelungen, die DNA des 2016 erschienenen Vorgängers einzufangen und sie an den richtigen Stellen mit frischen Ideen zu verbessern.
Doom Eternal ist ein grandioser Ego-Shooter, der ein so mitreissendes und fesselndes Kampfgefühl erzeugt, wie es kein anderer aktueller Title vermag.
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