• Twitch ist vor allem bekannt als Plattform, auf der Gamer live ihren Videospielverlauf übertragen.
  • Ein massives Datenleck könnte den zu Amazon gehörenden Dienst vor schwerwiegende Probleme stellen.
  • Denn bei dem Datendiebstahl wurden nicht nur Gehaltslisten von Streamern veröffentlicht, sondern auch die Quellcodes der Plattform

Mehr Digitalthemen finden Sie hier

Die Streaming-Plattform Twitch ist Opfer eines grossen Datendiebstahls geworden. Ein Unbekannter veröffentlichte im Netz ein Datenpaket, das nach seinen Angaben den gesamten Programmiercode des Dienstes enthält.

Die Amazon-Tochterfirma bestätigte am Mittwoch einen unerlaubten Datenzugriff, äusserte sich aber zunächst nicht zur Echtheit der Inhalte. Man arbeite unter Hochdruck daran, das Ausmass zu verstehen, teilte Twitch bei Twitter mit.

Laut einer offiziellen Mitteilung der Plattform geht das Unternehmen aktuell nicht davon aus, dass sensible Kundendaten, wie Passwörter oder Kreditkarteninformationen, preisgegeben wurden. Nutzer, die ein Konto bei Twitch besitzen, sollten dennoch vorsichtshalber ihr Passwort ändern und möglichst auch die Zwei-Faktoren-Authentifizierung aktivieren.

Twitch wird vor allem von Gamern dafür genutzt, den Verlauf von Videospielen live zu übertragen. Die Plattform brachte eigene Stars hervor, die viele Zuschauer haben.

Twitch-Hack: Einnahmen berühmter Streamer veröffentlicht

Zu den veröffentlichten Daten gehören auch Listen mit den angeblichen Einkünften der Twitch-Streamer. So soll zum Beispiel der umstrittene deutsche Streamer Marcel "MontanaBlack88" Eris zwischen August 2019 und Oktober 2021 rund 2,3 Millionen US-Dollar verdient haben.

Absoluter Topverdiener der Plattform soll den Daten zufolge der Kanal "Critical Role" sein. Auf diesem werden Partien des beliebten "Pen-&-Paper"-Rollenspiels "Dungeons and Dragons" live gestreamt. Damit sollen die an dem Kanal beteiligten Personen im selben Zeitraum rund 9,6 Millionen US-Dollar eingenommen haben.

Die veröffentlichten Daten zeigten unter anderem ein grosses Einkommensgefälle zwischen den prominentesten Twitch-Streamern, die demnach zum Teil Hunderttausende Dollar verdienen, und weniger populären Nutzern. Mehrere Streamer bestätigten bei Twitter, dass die geleakten Informationen zu ihren Einkünften korrekt seien.

In den sozialen Medien zeigten sich aber auch viele Streamer wütend über das Datenleck und erhoben Vorwürfe gegenüber Twitch. Der berühmt berüchtigte Streamer Félix "xQc" Lengyel forderte Twitch etwa auf Twitter auf, sich zu dem Hack zu äussern.

Weitere Twitch-Hacks könnten folgen

Vor allem könnte aber die Entblössung der kompletten technischen Plattform gefährliche Folgen haben. "Da auch Quelltexte geleakt wurden, ist davon auszugehen, dass diese nun von weiteren Cyberkriminellen nach weiteren Schwachstellen durchsucht werden", sagte Rüdiger Trost von der IT-Sicherheitsfirma F-Secure. "Es ist zu erwarten, dass wahrscheinlich weitere Hacks der Plattform folgen werden", warnte er deshalb.

Der veröffentlichte Programmiercode enthielt auch Hinweise auf einen noch unveröffentlichten Konkurrenz-Dienst für die populäre Spieleplattform Steam und sogar interne Software-Werkzeuge, mit denen bei Twitch Hacker-Angriffe simuliert werden. "Jeff Bezos hat 970 Millionen Dollar dafür bezahlt", schrieb die Person hinter dem Leak auf der Plattform 4Chan mit einem Seitenhieb gegen den Amazon-Chef. "Bei uns gibt es das kostenlos."

Das Blog "Platformer" befragte nach dem Leak frühere Twitch-Entwickler. Sie berichteten unter anderem, dass es bei der Plattform intern kaum Vorkehrungen gegen das Herunterladen grosser Mengen Software-Code durch Mitarbeiter gegeben habe. Obwohl Amazon, das für starke IT-Sicherheit bekannt ist, Twitch bereits 2014 gekauft habe, sei die Plattform noch mit ihren eigenen Sicherheitsvorkehrungen betrieben worden, hiess es auch. (dpa/thp)

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.