"Super Mario" hüpft in eine neue Ära: Nach dem kommerziell äusserst erfolgreichen Coup mit "Pokémon Go" veröffentlicht Nintendo erstmals ein Spiel mit seinem Kult-Klempner auf dem Smartphone. Von den klassischen Mario-Spielen unterscheidet sich "Super Mario Run" aber grundlegend.
Plötzlich bin ich wieder zehn Jahre alt. Es kommt mir vor wie gestern, als ich zu Beginn der 90er-Jahre "Super Mario Bros." auf dem NES (Nintendo Entertainment System) gespielt habe. Stundenlang hüpfe ich über Schluchten, springe Goombas auf den Kopf und versuche Prinzessin Peach zu retten. Heute, rund 25 Jahre später, mache ich das wieder.
Am 15. Dezember brachte Nintendo "Super Mario Run" heraus. Erstmals hüpft und klettert der kultige Klempner auch auf dem Smartphone. Vorerst aber nur auf iOS-Geräten, eine Version für Android soll 2017 folgen.
Drei Level kann man umsonst spielen. Um die restlichen 21 und verschiedene Spielmodi freizuschalten, sind 9,99 Euro fällig. Ein happiger Preis für ein Smartphone-Game, dennoch wesentlich billiger als Mario-Spiele für die aktuelle Handheld-Konsole Nintendo 3DS.
"Super Mario Run": Kritik am Online-Zwang
Ein grosser Kritikpunkt: Man muss zu Beginn und zum Ende eines Levels online sein, um "Super Mario Run" zocken zu können. Das stösst vielen Fans sauer auf. Kurze Spielchen an Orten mit schlechtem Empfang wie in der U-Bahn sind damit nahezu unmöglich.
Wenn das Spiel aber funktioniert, macht es richtig Spass. Nintendo wirft mir gleich zu Beginn eine kuschlig-warme Nostalgie-Decke über. Die comichafte, bunte Optik versetzt mich sofort wieder zurück in die 90er-Jahre. Die Mario-typischen Sounds dudeln aus dem Smartphone, wenn auch in leicht veränderter Fassung. Und ich treffe viele alte Bekannte wieder: die doofen Goombas, die watschelnden Schildkröten und wieder einmal muss ich die wehrlose Prinzessin Peach aus den Fängen von Bösewicht Bowser retten. Von Emanzipation keine Spur. Auch das hat sich seit den 90ern nicht geändert.
Dennoch unterscheidet sich das Smartphone-Spiel stark von seinen Vorgängern. Das liegt vor allem an der Steuerung. Mario läuft automatisch nach rechts. Nur zum Springen tippt man auf den Bildschirm. Je länger man drückt, desto höher springt Mario. Auch Sprungkombos und andere Special Moves sind möglich.
Ist das Super Mario oder Sonic?
Damit erinnert "Super Mario Run" weniger an die Klassiker wie "Super Mario Bros." oder "Super Mario Land", sondern ironischerweise an Spiele mit dem Igel Sonic. Die Spielfigur war in den 90ern Aushängeschild des Videospieleherstellers Sega und somit Gegenpol und grösster Konkurrent von Nintendos Mario.
Mit der Smartphone-Steuerung bei "Super Mario Run" hat Nintendo jedoch die richtige Entscheidung getroffen. Im "App Store" gibt es zahlreiche andere sogenannte "Jump 'n' Run"-Games, die auf ein Steuerkreuz auf dem Touchscreen setzen. Doch je kleiner das Handy, desto fummeliger die Bedienung. Dieses Problem hat "Super Mario Run" nicht. Die Steuerung ist genauso simpel wie gelungen.
Dadurch wird das Spiel aber nicht weniger hektisch. Im Gegenteil: Ich ertappe mich immer wieder, wie ich auf meinem Stuhl mit dem Körper mitgehe, quasi mit Mario über Abhänge springe. Der Klempner rast ständig nach rechts, auf Klippen, auf Münzen oder auf Gegner zu. Zum Verschnaufen komme ich kaum, schliesslich läuft im Hintergrund auch die Zeit ab.
Fazit zu "Super Mario Run"
"Super Mario Run" macht Laune. Es liefert zwar ein anderes Spielgefühl als seine Vorgänger auf GameBoy und Co., doch Nintendo schafft es, die Seele des "Jump 'n' Run"-Games auf das Smartphone zu importieren.
In meinem Fall trifft auch der Nostalgiehammer zielsicher einen Nerv. "Super Mario Run" hat mich angefixt, die "Super Mario"-Titel nachzuholen, die ich den letzten 25 Jahren verpasst habe.
Und das, obwohl ich nicht mehr zehn Jahre alt bin.
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