Oper ist öde? Mitnichten! Viele Stücke sind äusserst grausam und brutal. Mord, Intrigen, Inzest, grausame Furien und Selbstmordattentäter: Die Opern, die wir Ihnen hier vorstellen, sind nichts für schwache Gemüter - und halten der Story jedes Hollywood-Blockbusters stand.
"Jenufa" von Leoš Janáček:
Dreiecksgeschichte eines Mädchens und ihrer zwei Halbbrüder
In dieser Oper geht es um Inzest, verlorene Ehre und Kindsmord. Jenufa ist schwanger von ihrem Halbbruder Steva, einem Lebemann. Eine Heirat wäre die einzige Rettung, um Schimpf und Schande zu entgehen. Die Stiefmutter verbietet das jedoch, nicht ahnend, dass Jenufa schwanger ist. Steva soll erst ein Jahr der Prüfung hinter sich bringen. Auch Laca, der andere Halbbruder, liebt Jenufa. Rasend vor Eifersucht zerschneidet er ihr die Wange.
Die Stiefmutter versteckt Jenufa, die heimlich ihr Kind zur Welt. Jetzt brennt die Stiefmutter darauf, dass Steva und Jenufa heiraten, damit die Ehre wieder hergestellt ist. Nun, da Jenufa entstellt ist, will er sie aber nicht mehr. Laca würde Jenufa dafür heiraten - aber nur ohne Kind. Die Stiefmutter behauptet, das Neugeborene sei tot und begeht daraufhin eine grausige Tat: Sie ertränkt das Kind heimlich im eisigen Wasser.
Obwohl Laca ihr Gewalt angetan hat, verzeiht Jenufa ihm. Sie heiraten. Am Tag der Hochzeit findet ein Schäferjunge den Leichnam des Kindes. Jenufa erkennt, dass der Tote ihr Sohn ist. Die Stiefmutter bekennt sich vor versammelter Hochzeitsgesellschaft zu ihrer schrecklichen Tat. Sie wird abgeführt. Die grausame Geschichte hat erstaunlicherweise ein versöhnliches Ende: Laca und Jenufa können die schlimmen Erlebnisse nicht auseinanderbringen und sie beginnen ein neues Leben.
"Lucrezia Borgia" von Gaetano Donizetti:
Sohn verliebt sich in die Mutter - sie vergiftet ihn gleich zweimal
Der junge Soldat Gennaro feiert mit seinen Freunden Karneval in Venedig. Er kennt weder seinen Vater noch seine Mutter. Spät in der Nacht schläft er in einer Ecke ein. Als er erwacht, steht eine zauberhafte, maskierte Frau vor ihm, in die er sich sofort verliebt. Auch sie liebt ihn - denn er ist ihr Sohn. Die Freunde erkennen in der schönen Unbekannten Lucrezia Borgia. Ihre Familie und sie sind als besonders grausam verrufen. Sie selbst hält sich für ungerecht verurteilt und sehnt sich nach Liebe und Mitleid. Stattdessen schlägt ihr von Gennaros Freunden Hass entgegen.
Lucrezia Mann Don Alfonso spioniert seiner Frau nach und hält Gennaro für deren Geliebten. Er will ihn ermorden. In jugendlichem Leichtsinn schändet Gennaro im Beisein der Freunde das Wappen der Familie Borgia - er zertrümmert das "B", sodass "Orgia" übrig bleibt. Das kommt Don Alfonso gelegen. Er lässt ihn verhaften und berichtet seiner Frau von der frevelhaften Tat. Jetzt zeigt sie ihre dunkle Seite: Sie ist derart empört, dass sie den Tod des Übeltäters fordert. Entsetzt muss sie später erkennen, dass es sich um ihren Sohn handelt. Sie behält ihr Geheimnis trotzdem für sich und wird von Don Alfonso gezwungen, Gennaro vergifteten Wein zu reichen. Später rettet sie ihn jedoch mit Gegengift und fleht ihn an, aus der Stadt zu fliehen.
Dummerweise hält sich Gennaro nicht daran und geht stattdessen mit seinen Freunden auf ein Fest. Lucrezia betätigt sich erneut als Giftmischerin. Sie will sich an Gennaros Freunden rächen, weil sie sie in Venedig beleidigt hatten. So trinkt auch Gennaro erneut vergifteten Wein. Als ihr das klar wird, gesteht sie ihm endlich, dass sie seine Mutter ist und will ihm wieder Gegengift geben. Er verweigert, weil nicht genug davon vorhanden ist, um alle Freunde zu retten. Gennaro stirbt in den Armen der Mutter. Das ist zu viel für Lucrezia: Die gebrochene Frau sinkt schliesslich selbst leblos zu Boden.
"Samson et Dalila" von Camille Saint-Saëns:
Hintergangener Liebhaber wird zum Selbstmordattentäter
Die Handlung der Oper basiert auf dem Alten Testament. Sie hat eine abgewandelte Fassung der Geschichte um Samson zum Inhalt. Das Volk der Hebräer ist in die Knechtschaft der Philister geraten, weil es sich von Gott abgewandt hatte. Samson ist der Hoffnungsträger der versklavten Hebräer. Er ist übermenschlich stark und erringt einige Erfolge gegen die Philister.
Dalila ist eine wunderschöne Tempeldirne der Philister. Sie hasst Samson und spielt ein böses Spiel mit ihm: Sie macht ihn liebestoll und will ihm auf diese Weise das Geheimnis seiner Stärke entlocken - um sich dann an ihm zu rächen. Obwohl er ihrem Zauber verfallen ist, muss Dalila viermal alle Register ziehen, bis sie endlich erfährt, dass seine Haare ihm die gigantischen Kräfte geben. Sie schneidet ihm in einer Liebesnacht die Haare ab. Samson ist somit bezwungen, wird in Ketten gelegt und muss Sklavenarbeit verrichten.
Die Philister feiern ein orgiastisches Fest und huldigen einem ihrer Götter, Dagon. Zur Belustigung wird Samson herbeigeschafft. Die Philister verhöhnen den Gott Israels, Samson soll Dagon huldigen. Das ist zu viel: Samson wird zum Selbstmordattentäter. Er bittet Gott, ihm noch ein einziges Mal seine Kraft zurückzugeben. Sein Wunsch geht in Erfüllung, er drückt die Säulen des Gebäudes auseinander, der Tempel stürzt ein und die Trümmer erschlagen die Anwesenden.
"Turandot" von Giacomo Puccini:
Bösartige Prinzessin lässt Freier reihenweise ermorden
Auch in dieser Oper geht es um eine bösartige Frau. Zwei Bedingungen muss ein Mann erfüllen, wenn er die chinesische Prinzessin Turandot heiraten will: Er muss adelig sein und drei Rätsel lösen. Was zunächst recht harmlos klingt, ist in Wahrheit ein mörderisches Spiel. Denn kann der Heiratswillige die Rätsel nicht knacken, wird ihm der Kopf abgeschlagen. Der Platz des himmlischen Friedens ist bereits voll von aufgespiessten Schädeln, gerade musste wieder ein Mann sein Leben lassen. Kalaf, ein unbekannter Prinz, will die schreckliche Prinzessin verfluchen. Als er sie sieht, verliebt er sich aber hoffnungslos in sie. So wird er zum nächsten Bewerber. Keiner traut ihm den Erfolg zu, jeder sieht seinen Kopf als nächstes rollen. Ein Vormittag reicht Kalaf jedoch aus, um die Lösung der Rätsel zu finden.
Jetzt zeigt sich, dass Turandot nicht nur hart ist, sondern auch noch eine Spielverderberin. Sie weigert sich, den Prinzen zu heiraten. Ihr Vater hat genug und will sie zwingen. In Kalaf ist jetzt aber der Ehrgeiz erwacht. Auf diese Weise will er die Prinzessin nicht haben. Er schlägt ihr einen Kuhhandel vor: Wenn sie bis zum Morgengrauen seinen Namen herausfindet, dann ist sie von ihrer Pflicht entbunden und kann über sein Leben entscheiden.
Turandot gibt ihrem Volk die Anweisung, bei Todesstrafe nicht zu schlafen, sondern nach dem Namen des Unbekannten zu suchen.
Die Sklavin Liù liebt Kalaf. Weil sie im Gespräch mit dem Prinzen gesehen wurde, wird sie festgenommen. Sie fürchtet, unter Folter Kalafs Namen zu verraten. So entreisst sie einem Soldaten sein Schwert und ersticht sich.
Beim nächsten Treffen sind Kalaf und Turandot allein. Er küsst sie gegen ihren Widerstand - und siehe da, plötzlich merkt auch sie, dass sie ihn liebt und dass sie bisher etwas versäumt hat im Leben. Jetzt wird ihr auch plötzlich klar, wie der Prinz heissen muss: "Amor" (Liebe).
"Peter Grimes" von Benjamin Britten:
Ein Eigenbrötler misshandelt Kinder
Peter Grimes ist Fischer und ein Einzelgänger. Im Dorf ist er sehr unbeliebt. Bei der Arbeit ist Peters Lehrling gestorben. Alle glauben, dass Peter ihn umgebracht hat. Er wird vor Gericht aber freigesprochen. Obwohl der Richter ihm rät, keinen weiteren Lehrjungen aufzunehmen, holt Peter erneut einen Jungen aus dem Waisenhaus zu sich, weil er die Arbeit alleine nicht schafft.
Die Lehrerin Ellen Orford liebt Peter. Mit Schrecken entdeckt sie eine Wunde am Hals des neuen Lehrlings John. Offensichtlich hat Peter den Jungen geschlagen. Es kommt zum Streit zwischen Ellen und Peter. Er greift jetzt auch sie an. Die empörten Dorfbewohner laufen zu Peters Haus und wollen ihn zur Rechenschaft ziehen.
Angesichts der drohenden Meute flieht Peter mit dem Jungen, der eine Klippe herunterstürzt und dabei ums Leben kommt. Die Dorfbewohner sehen das zwar nicht, glauben aller dennoch, Peter hätte auch dieses Kind getötet. Der wird zusehends wahnsinnig und folgt zum Schluss dem Rat seines einzigen Freundes Kapitän Balstrode, auf dem Meer den Tod zu suchen.
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