Chemnitz - Mit einer grossen Show am Marx-Monument eröffnet Chemnitz am Samstag (18. Januar) das Jahr als Kulturhauptstadt Europas. Dazu werden in der Stadt neben prominenten Gästen Zehntausende Besucher erwartet. Auch Rechtsextreme wollen die überregionale Aufmerksamkeit für ihre Zwecke nutzen und haben einen Aufzug geplant. Der stösst auf Widerspruch.
Was wird zur Eröffnung geboten?
Die grosse Eröffnungsshow steigt am Samstagabend am Marx-Monument - dem wohl bekanntesten Wahrzeichen von Chemnitz, das zu DDR-Zeiten Karl-Marx-Stadt hiess. Die im Volksmund "Nischel" genannte, 40 Tonnen schwere Büste wurde einst vom russischen Bildhauer Lew Kerbel geschaffen.
Schon am Nachmittag gibt es auf drei Bühnen in der Stadt verschiedene Programme sowie eine "Küche der Nationen". Dort können Besucher den Angaben zufolge die kulinarische Vielfalt der Stadt entdecken. Derweil stellen sich etwa 60 Kulturhauptstadtprojekte in der Stadthalle vor.
Um 16.00 Uhr ist ein Festakt im Opernhaus geplant. Ausklingen soll der Eröffnungstag mit verschiedenen Partys in mehreren Clubs.
Welche Künstler kommen nach Chemnitz?
Zum genauen Programm der Eröffnungsshow hüllen sich die Verantwortlichen weitgehend in Schweigen. Doch einige Namen wurden nun genannt: die Musiker Bosse, Fritz Kalkbrenner und Paula Carolina.
Es seien vor allem Künstler beteiligt, "die eine gesellschaftlich starke Haltung für Kunst und Demokratie, für Wertschätzung und Respekt einnehmen", sagte Programmgeschäftsführer Stefan Schmidtke. Genau das sei die Geschichte, die die Kulturhauptstadt erzählen wolle: "Wie die Chemnitzerinnen und Chemnitzer ihre Zivilgesellschaft gestalten durch Kunst und Kultur."
Schon am Nachmittag sind auf den Innenstadtbühnen der Schauspieler Alexander Scheer und der Regisseur Andreas Dresen gemeinsam als Sänger samt Band zu erleben. Ausserdem treten der argentinische Bandoneon-Musiker Omar Massa, die Popsängerin Dilla sowie die "Tanzenden Nachbarn" - ein Chemnitzer Tanzprojekt für Menschen über 60 - auf.
Bei einer Aktion unter dem Titel "Mitziehen" wollen zudem 120 Freiwillige in mehreren Teams eine historische Dampflokomotive durch die Innenstadt ziehen. Dies soll für kollektives Anpacken stehen, aber auch auf die Industriegeschichte von Chemnitz verweisen. Auch soll es einen Rave in der Innenstadt geben.
Was passiert beim Festakt?
Zum Festakt im Opernhaus werden rund 700 geladene Gäste aus Politik, Kultur, Wirtschaft und Gesellschaft erwartet. Dazu gehören Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundeskulturstaatsministerin Claudia Roth (Bündnis 90/Grüne), Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) sowie der EU-Kommissar für Kultur, Glenn Micallef. Dort soll der Melina-Mercouri-Preis an die Stadt übergeben werden. Er wird von der EU-Kommission verliehen und ist mit 1,5 Millionen Euro dotiert.
Wie viele Besucher werden zur Eröffnung insgesamt erwartet?
Die Verantwortlichen rechnen mit 70.000 bis 100.000 Besuchern.
Werden die Veranstaltungen im Fernsehen übertragen?
Wer nicht direkt vor Ort dabei ist, kann einige Veranstaltungen im Rundfunk verfolgen. So will der MDR den Festakt live übertragen und hat am Abend eine Sendung zur Eröffnungsshow im Programm. 3sat will ebenfalls live von der Gala am Karl-Marx-Kopf senden.
Wie komme ich zur Eröffnung?
Der Einlass zur Eröffnungsshow beginnt ab 17.00 Uhr, es gibt Sicherheitskontrollen an den Eingängen. Platz ist den Angaben zufolge für etwa 20.000 Menschen. In der Innenstadt sind wegen der Veranstaltungen etliche Strassen gesperrt. Die Stadt empfiehlt Besuchern, kostenfreie Park-&-Ride-Parkplätze zu nutzen und per Strassenbahn oder Bus in die Stadt zu fahren. Zudem gibt es zusätzliche Züge von und nach Chemnitz. Das Areal am Marx-Monument ist gut zehn Minuten zu Fuss vom Hauptbahnhof entfernt.
Stimmt es, dass am Eröffnungstag Rechtsextreme in der Stadt demonstrieren?
Nach Angaben der Stadt sind am Eröffnungstag mehrere Demonstrationen angemeldet. Dazu zählt eine Kundgebung samt Aufzug der rechtsextremen Freien Sachsen, die mit bis zu 2.000 Teilnehmern rechnen. Derweil ruft der Deutsche Gewerkschaftsbund unter dem Titel "Wir sind mehr! Wir sind viele!" ebenfalls zu einer Demo auf, um den "Nazi-Aufmarsch" zu verhindern. Dazu sind bis zu 5.000 Teilnehmer angemeldet. © Deutsche Presse-Agentur
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.