Promis oder Politiker - die fiesen Puppen aus der britischen Show "Spitting Image" verschonten niemanden. Gnadenlos persiflierten sie in den 1980ern berühmte Perönlichkeiten - nicht einmal die Royals waren sicher. Nun soll die Show wieder aufgelegt werden - Inspiration bietet das aktuelle Zeitgeschehen ja mehr als genug.
Nicht mal die königliche Familie war vor ihr sicher. Von 1984 bis 1996 machte sich die britische Puppensatire "Spitting Image" über so ziemlich alles und jeden lustig. Premierministerin Margaret Thatcher, britische Abgeordnete, US-Präsident Ronald Reagan, Popstars, Fussballer und sogar Königin
Einer der "Spitting Image"-Erfinder, Roger Law, ist als ausführender Produzent und Leiter des Kreativteams an Bord. Er verwies auf das politische Klima. "Es ist ziemlich chaotisch da draussen", sagte der 78-Jährige der britischen Zeitung "Guardian".
Law ist offenkundig unglücklich über das, was er täglich in den Nachrichten sieht. Mit "Spitting Image" will er seinem Ärger Luft machen. "Was mich betrifft, ist das besser, als den Fernseher anzuschreien, oder?", meinte der Satiriker. "Also dachte ich: Versuchen wir es mal."
Donald Trump, Wladimir Putin - und Greta Thunberg als Wetter-Fee
Wie in der ursprünglichen Serie sollen die Themen und Figuren der Sendung brandaktuell sein. Erste Bilder der neuen Puppen zeigen US-Präsident
Trump sei eine besondere Herausforderung für die Kreativabteilung, betonte Law. "Ich habe einige Satiriker sagen hören, dass er nicht parodierbar ist, weil er selbst schon eine Parodie ist", sagte der 78-Jährige.
"Naja, mit Puppen kann man sehr, sehr viel weiter gehen, denn die Schauspieler würden das nicht für dich machen." Seine Trump-Figur, versicherte Law, sei "ein absolutes Monster".
Ein Latex-Doppelgänger des britischen Premierministers wurde bisher nicht gezeigt.
Auch Liverpool-Coach Jürgen Klopp könnte es treffen. Law verriet, wen er ausserdem in den neuen Folgen aufs Korn nehmen will: Johnsons Berater Dominic Cummings, Rapper Kanye West und dessen Frau Kim Kardashian. Die Klimaaktivistin
"Hurra Deutschland" hatte "Spitting Image" zum Vorbild
Um das aktuelle Tagesgeschehen abzubilden, sollen die Drehbücher und sogar die Puppen erst kurz vor der Ausstrahlung jeder Episode entstehen. Die Aktualität war - neben dem bissigen Humor - auch damals einer der Erfolgsfaktoren der Serie.
Nach dem Sendestart 1984 dauerte es nicht lange, bis "Spitting Image" nicht nur auf der Insel, sondern auch in den USA ein Publikumserfolg wurde. Die Satire räumte zahlreiche Preise ab, erhielt zwei Emmy Awards und mehrere BAFTA-Auszeichnungen.
Als Phil Collins und seine Band Genesis 1986 das Musikvideo zu ihrer Hitsingle "Land Of Confusion" mit "Spitting Image"-Figuren inszenierten, verhalfen sie den Latexpuppen im MTV-Zeitalter zu noch mehr Popularität.
Das Format wurde in anderen Ländern kopiert. Nach britischem Vorbild produzierte der WDR von 1989 bis 1991 "Hurra Deutschland". Statt Thatcher und Reagan verulkte die Sendung den damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl oder Aussenminister Hans-Dietrich Genscher.
Eine deutlich harmlosere Neuauflage, die von einer Dieter-Bohlen-Puppe moderiert wurde, verschwand 2003 schnell wieder von deutschen TV-Bildschirm.
Das britische Original wurde Mitte der 90er nach rund 130 Folgen in Folge sinkender Einschaltquoten eingestellt. In Zeiten von Donald Trump, Boris Johnson, Brexit und Megxit ist die Zeit jetzt offenbar reif für das Comeback.
Die neuen Folgen sollen zunächst exklusiv bei Britbox zu sehen sein, einem gemeinsamen Streamingdienst der Sender BBC und ITV, der in Deutschland nicht verfügbar ist.
Genau wie in den 80er und 90er Jahren dürfte auch in der Neuauflage von "Spitting Image" kaum ein Prominenter verschont bleiben. Nach dem Ende der alten Serie erschien noch zu VHS-Zeiten eine Videokassette mit den besten Sketchen der TV-Serie. Der Titel lautete "Is Nothing Sacred?" - auf deutsch: "Ist gar nichts heilig?" Für die Macher von "Spitting Image" lautet die Antwort auch im Jahr 2020: Nein. © dpa
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