Herbert Feuerstein war Chefredakteur, Reisereporter, Comedy-Autor, Schauspieler und Musiker. Aber in Erinnerung bleibt er vor allem als Prügelknabe von Harald Schmidt. Der heimste zwar die Lacher ein - aber es war Feuerstein, der die Fanpost bekam.
Herbert Feuerstein ist im Alter von 83 Jahren gestorben. Der Humorist starb am Dienstag in Erftstadt bei Köln, wie sein Haussender WDR am Mittwoch unter Berufung auf Feuersteins Ehefrau mitteilte.
Feuerstein hatte 20 Jahre lang als Journalist gearbeitet, wurde später als Autor, Entertainer und Kabarettist bekannt.
Feuerstein wurde 1937 im österreichischen Zell am See geboren. 20 Jahre lang war er Chefredakteur des deutschen Magazins "MAD". Dem Fernsehpublikum wurde er durch seine Zusammenarbeit mit dem WDR bekannt.
Der Humorist hatte nach eigener Aussage eine alles andere als spassige Jugend. Sein Vater war - und blieb - ein strammer Nazi, die Mutter wünschte sich immer bloss, dass er doch mal normal werden möge. Um dieser engen Welt zu entfliehen, begann er ein Musikstudium, das 1959 wegen Beleidigung des Hochschulpräsidenten mit seinem Rauswurf endete.
Der Liebe wegen verschlug es ihn nach New York, wo er als Korrespondent arbeitete. Zurück in der Alten Welt, wurde er 1973 Chefredakteur der deutschen Ausgabe der Satire-Zeitschrift "MAD" und steigerte die Auflage von 10.000 auf 400.000. Er gilt als Erfinder wegweisender Comic-Vokabeln wie "Hechel", "Ächz" und "Würg". So wirkte Feuerstein als "Entwickler höheren Blödsinns" lange still im Verborgenen.
Herbert Feuerstein: Kongenialer Partner von Harald Schmidt
Nebenbei begann er fürs Fernsehen zu schreiben und bekam in den 80ern seine erste WDR-Show - "Wild am Sonntag" (ARD) -, die allerdings noch kein Erfolg war. Darauf folgte 1990 die Ratesendung "Pssst ...". Herbert Feuerstein war Mitglied des Rateteams,
Es war eine Begegnung mit Folgen: Von 1990 bis 1994 führten die beiden erst im WDR Fernsehen, dann im Ersten durch die Satire- und Comedy-Sendung "Schmidteinander". Dort waren für den späteren Late-Night-Talker die Pointen und die Lacher reserviert. Feuerstein war der ewige Sidekick, der immer eins draufbekam.
Das Konzept der Show stammte von Herbert Feuerstein selbst. Dass Harald Schmidt es ignorierte, gehört zum Anekdotenschatz, den der feinsinnige, eigenwillige und sehr gebildete Österreicher selbst verbreitete.
Die Gegensätzlichkeit des Duos Schmidt/Feuerstein machte wohl einen grossen Teil seines Erfolgs aus. Hier der für seine Schlagfertigkeit und Bosheit gleichermassen bekannte Zyniker Schmidt, dort der verschmitzte Feuerstein, der sich stets in Bescheidenheit übte und versicherte, er sei selbst kein Fan von sich selbst: "Ich kann mich nicht sonderlich leiden."
Gleichwohl - oder gerade deshalb - bekam Feuerstein mehr Fanpost. Die Leute identifizierten sich mit dem Underdog. Ausserdem - so berichtete er einmal in einem dpa-Interview - profitierte er von Schmidts Trägheit: Schmidt wurde relativ schnell faul und liess mich alles schreiben, dadurch konnte ich die Inhalte an mich ziehen."
Ausserdem produzierte Feuerstein eine Reihe erfolgreicher eigener Fernsehsendungen wie "Feuersteins Reisen".
WDR-Intendant Tom Buhrow würdigt verstorbenen Herbert Feuerstein
"Heute sind wir traurig", wird WDR-Intendant Tom Buhrow in einer Pressemitteilung zitiert. Er bedankte sich bei Feuerstein posthum "nicht nur für 'Schmidteinander', eine Kult-Show, die Fernsehgeschichte geschrieben hat und vieles verändert hat. Sondern auch für seinen klugen Humor, seine herrliche Albernheit, den intelligent durchdachten Anarchismus und viele, viele höchst unterhaltsame Fernseh- und Hörfunkstunden. So oft hat er uns zum Lachen gebracht."
Zu seinem 70. und 75. Geburtstag widmete ihm der WDR jeweils eine eigene Sendung, erst mit Harald Schmidt, dann mit Bastian Pastewka. Ausgezeichnet wurde Herbert Feuerstein mit dem Grimme-Preis, einem Bambi und dem Comedy-Ehrenpreis.
Als Feuerstein 2017 seinen 80. Geburtstag feierte, wünschte ihm Schmidt "ewiges Leben". Das klang nett, war aber auch eine kleine Spitze des praktizierenden Katholiken gegen den "total gläubigen Atheisten", der Feuerstein war. Schmidts Begründung: "Strafe muss sein." (ank/dpa)
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