Er begeistert mit Beethoven, spielt Bach und gab unlängst ein Konzert im Schloss Bellevue: Pianist Igor Levit unterhält mit seinen Darbietungen ein breites Publikum – derzeit im Internet. Denn die Corona-Pandemie zwingt auch ihn zur Improvisation.
Auf Einladung des Bundespräsidenten
Levit: Wunderkind wie Mozart?
Geboren wurde Levit am 10. März 1987 im russischen Gorki, dem heutigen Nischni Nowgorod. Bereits mit drei Jahren erhielt er von seiner Mutter Jelena - eine Opern-Korrepetitorin - Klavierunterricht. Mit vier Jahren gab er mit einer Ecossaise von Ludwig van Beethoven sein Debüt, als er sechs ist, spielte er sein erstes Konzert – ein Wunderkind?
Seine Karriere spricht jedenfalls für sich. Er lernte und lernt immernoch von den Besten. Nachdem seine Familie nach Deutschland umsiedelte als er acht Jahre alt war, bekam Levit 1999 Klavierunterricht beim schwedischen Musiker Hans Leygraf. Das mag ein Grund sein, warum er es als 13-Jähriger auf das Institut zur Frühförderung musikalisch Hochbegabter (IFF) der Hochschule für Musik, Theater und Medien in Hannover schaffte.
Igor Levit ist Musiker und Kritiker
Seitdem konzertiert Levit in den USA, Europa und Israel. Musik ist aber nicht die einzige Passion des Deutsch-Russen. Besonders in den sozialen Medien hält sich das Grünen-Mitglied nicht mit seiner politischen Meinung zurück – ungewöhnlich für einen Klassikmusiker. "So eine richtige linke Partei in Deutschland ... hm ... Das wär's …", findet Levit und äussert sich auch durchaus kritisch was die Musikbranche anbelangt.
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Levit und Müller-Westernhagen geben Echo zurück
2014 wurde Levit mit einem Echo Klassik ausgezeichnet. Aus Protest gegen die Auszeichnung der Rapper Farid Bang und Kollegah bei der Echoverleihung 2018 gab Levit den Preis zurück. Damit folgte er dem Beispiel des deutschen Rockstars Marius Müller-Westernhagen, der die Auszeichnung aus demselben Grund ablehnte.
Doch zurück zur Musik, denn auf die will der Pianist auch in Zeiten von Corona auf gar keinen Fall verzichten. Damit sein Publikum ihn trotzdem live erleben kann, gibt er Hauskonzerte auf Twitter. Dort kündigte er an, jeden Abend um 19 Uhr per Livestream zu spielen, wann immer es ihm möglich sei: "Bis wir uns alle wieder gemeinsam, real, nah beieinander versammeln und Kunst erleben können."
Bellevue-Konzert begeistert 20.000 Menschen
Das Experiment, dass er einfach mal ausprobieren wollte, fand am Donnerstag, den 2. April, seinen Höhepunkt. Levit spielte im leeren Schloss Bellevue Beethovens "Waldstein"-Klaviersonate. Vom Grossen Saal des Amtssitzes von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier aus streamte er das Konzert, das 2.500 Zuschauer in ganz Deutschland live verfolgten. Bereits eine Stunde später hatten sich weitere 20.000 Menschen die Aufnahme angesehen.
Einige von ihnen kommentierten die Darbietung auf Twitter: "Das heutige Hauskonzert war magisch" oder "Igor, das war ein ganz besonderes Geschenk heute. Danke dafür", lauteten nur zwei der unzähligen Kommentare.
Musikalisch überzeugte Levit im vornehmen Schloss genauso wie im heimischen Wohnzimmer. Nur modetechnisch passte sich der "Bundespianist" dieses Mal an. Statt Hoodie und orangenen Socken, schlug der Pianist im Schloss ganz elegant in Schwarz auf und an. (kms) © 1&1 Mail & Media/spot on news
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