Es gibt viele Dinge, die in meinem Leben an mir vorbeigegangen sind. Asterix-Comics gehören definitiv dazu. Band 35 ist nicht nur für eingefleischte Fans eine Art Neustart, sondern auch für mich als Anfänger eine Besonderheit. Mein erstes Mal mit Asterix, Obelix und den Galliern ist vor allem eins - sehr entspannt und unerwartet unterhaltsam.
"Asterix bei den Pikten" ist der erste neue Band seit 2009 und es ist der erste, der nicht aus der Feder von Zeichner Albert Uderzo stammt. Stattdessen übernehmen Autor Jean-Yves Ferri und Zeichner Didier Conrad das Ruder. Fans wissen das längst, Asterix-Novizen wie ich erhalten diese Informationen beim Aufschlagen des 6,50-Euro teuren Heftes. Dort wird gedankt, gewidmet und "viel Vergnügen" gewünscht. Letzteres wünsche ich mir auch.
Bleibt die Frage: Ohne Vorkenntnisse einen Asterix-Comic lesen und auch verstehen? Geht das überhaupt? Ja! Die Macher verpacken ihre Geschichten so, dass selbst eine Laie problemlos Teil des Abenteuers werden kann und dabei so richtig Spass hat. Momente der Unterhaltung gibt es viele - gelungenen Wortwitzen und satirischen Blicken auf nahezu alles sei Dank.
Die Geschichte ist schnell erzählt: Wir schreiben das Jahr 50 vor Christus. Die Gallier staunen nicht schlecht, als das Meer einen in Rock gekleideten Mann mit Tätowierung auf der Brust an Land spült. Identität: Unbekannt. Die Bemalung und eine Randnotiz lassen jedoch darauf schliessen, dass es sich um einen Pikten aus Kaledonien, dem heutigen Schottland, handeln muss.
"Asterix" erwähnt EU-Asylpolitik
Der stämmige Fremde sorgt für ordentlich Unruhe im Dorf, denn die Frauen geben alles, um dem rothaarigen Schönling zu imponieren. Eifersucht packt die Männer. Der Fremde nervt und muss abgeschoben werden. Doch wohin? Ein Elixier von Miraculix, dem Dorf-Zauberer, soll das Sprachproblem lösen. Der Versuch geht allerdings gründlich in die Hose. Es folgt ein Reiseabenteuer, das sich auf knapp 25 Comic-Seiten erstreckt. Gelangweilt habe ich mich dennoch nicht.
Das grosse Highlight: "Asterix und die Pikten" wird zwischendurch politisch. Majestix, Häuptling des Stammes, sagt: "Für uns Gallier ist Recht auf Asyl kein leeres Versprechen." Ein Mann wird ans Land gespült und die Rede ist von Asyl? Ganz klar: Der Comic greift so die derzeitige Debatte über die EU-Flüchtlingspolitik humorvoll auf - damit hätte ich als Laie nicht gerechnet.
Der neue "Asterix"-Band ist spannend und amüsant zugleich. Die Geschichten werden mitreissend und packend erzählt. Die Charaktere entwickeln im Verlauf der Geschichte ihren ganz eigenen Witz. Die zeichnerischen Übergänge der einzelnen Geschichten sind klar. Ferri und Conrad verzichten auf unnötige Details, die Erzählung und Bildsprache sind dynamisch und fesselnd.
Herzstück des Comics ist ganz klar der Humor - kein Wunder, dass "Asterix" so viele Fans hat. Der Witz ist vielschichtig und -seitig: Mit Slapstick, Wortwitz und Gags gewinnen die Franzosen ihre Leser für sich. Für mich als "Asterix"-Laie ein absolut gelungenes erstes Comic-Abenteuer.
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