Am 14. Oktober hat Felix Baumgartner mit seinem Sprung aus der Stratosphäre Geschichte geschrieben. Uno-Generalsekretär Ban Ki-moon nennt ihn den "mutigsten Mann der Welt". Viel wurde über den Extremsportler berichtet, der als Erster im freien Fall die Schallmauer durchbrochen hat. Doch diese zehn Dinge über Baumgartner und das Stratos-Projekt wissen Sie wahrscheinlich noch nicht.
1. Der hohe Preis der Mission
Weil Red Bull keine Zahlen über die Kosten des Projekts herausrücken wollte, überboten sich Experten mit ihren Schätzungen. Die Stratos-Mission kostete laut
Beim in alle Welt übertragenen Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker liege er bei rund 450 Millionen Euro, da schalteten 150 Millionen Haushalte ein. Hochgerechnet auf den Baumgartner-Sprung ergibt das bei 1,8 Milliarden eingeschalteten TV-Geräten und eine Milliarde Verbindungen zur Live-Übertragung im Internet einen Werbewert von acht Milliarden Euro für die "Mission Stratos".
2. Totgesagte leben länger
Vor seinem Sprung segnete Baumgartner seine eigene Todesmeldung ab. Red Bull hatte Pressemitteilungen vorbereitet für den Fall, dass Baumgartner den Sprung nicht überleben sollte. "Die Nasa hat Katastrophenpläne, und genauso musste ich das machen", sagte Baumgartner dem "Spiegel". "Es ist ziemlich bizarr, wenn man einen solchen Text lesen und abnicken muss." Im Extremfall wären die Kameras abgeschaltet worden.
3. Es hat "bumm" gemacht
Nicht nur gab es einen Knall, als Baumgartner die Schallmauer durchbrach, es hat ihn auch jemand auf Band. Es existiert ein Video, auf dem der Knall zu hören ist. Das war allerdings ein Zufall: Von der Erde aus konnte man den Überschallknall nur hören, wenn man in einem bestimmten Winkel darunter stand und sich Baumgartner schon innerhalb der Troposphäre befand, wo es wieder Luft gibt. Baumgartner selbst sagt, er habe nichts gespürt.
4. Das mysteriöse Tattoo
Baumgartners Markenzeichen, das er auch als Tattoo auf dem Rücken trägt, ist die Nummer 502. Darunter ist er seit 1998 bei der amerikanischen B.A.S.E. Association registriert. Das Akronym steht für Building (Gebäude), Antenna (Antenne), Span (Brücke) und Earth (Klippen). Nur wer von allen vier Objekten gesprungen ist, darf eine solche Registrierungsnummer beantragen.
5. Ein Rekord steht auf der Kippe
Baumgartners Visierheizung machte schon beim Aufstieg Probleme. Auf einer Höhe von etwa 20.000 Metern meldete er, dass sie ausgefallen sei. Kurzerhand schaltete man die Funkverbindung mit Mission Control und Mentor Joe Kittinger auf geheim, um sich zu beraten. Der Rekordversuch stand kurz vor dem Abbruch, Baumgartner versuchte jedoch, die Visierheizung von der Stromversorgung in der Kapsel zu trennen und an sein Chest-Pack anzuschliessen, das separat via Batterien mit Strom versorgt wurde – was funktionierte. "Der grösste Albtraum war ein Visier, das vereist und wo man nicht mehr rausschauen kann. Felix musste etwas sehen und sich an der Erde orientieren, um sich zu stabilisieren", erklärt Kittinger.
6. Die Angst vor Vögeln
Der für die Stratos-Mission verwendete Ballon war 0,02 Millimeter dünn – vor allem deshalb, weil er sonst rasch zu schwer geworden wäre, um die angepeilte Höhe zu erreichen. Tatsächlich war das Material aber so empfindlich, dass es die Helfer nur mit Baumwollhandschuhen anfassen durften. Die natürliche Fettschicht der Haut hätte sonst den Ballon verletzt. Für Vögel war der Ballon laut dem technischen Leiter Art Thompson schlicht zu gross: Sie hatten Angst davor und kamen ihm daher nicht zu nahe. Hätte jedoch einer – aus welchem Grund auch immer – auf den Ballon gepinkelt, hätte das böse Folgen haben können.
7. Pupsen zum Wohle aller
Ein paar Tage vor dem Start wurde Baumgartners Ernährung umgestellt. Alles, was blähen könnte, war streng verboten. Bei geringem Aussendruck dehnen sich nämlich auch die Gase im Körper aus - im Ohr, im Darm und und in den Nebenhöhlen. Im Normalfall löst sich das Problem von selbst: Man rülpst oder furzt. Würde man das nicht tun, bestünde laut Jonathan Clark, dem medizinischen Leiter des Projekts, tatsächlich die Gefahr eines "intestinalen Barotraumas", einer Darmexplosion. Baumgartners letzte Mahlzeit vor dem Sprung war deshalb nur noch ein Erdbeer-Smoothie, den er nachts um kurz nach zwei Uhr zu sich nahm, weil er nicht mehr schlafen konnte. Danach fuhr zum Flughafen, stieg noch einmal allein und in zivil in die Kapsel und ging im Stillen ein weiteres Mal die wichtigsten Abläufe durch.
8. Sponsor wider Willen
Baumgartners Zusammenarbeit mit Red Bull brauchte mehrere Anläufe. Ab 1988 unterstützte der damals noch recht kleine Getränkehersteller den Heeressportverein, in dem Baumgartner Mitglied war. Als Einzelsportler sponsert ihn Red Bull erst seit 1997 – nach mehrmaliger Anfrage und seinem Sieg bei der Basejump-Weltmeisterschaft.
9. Es lebe die Familie
Felix Baumgartner ist in einer sehr konservativen Familie gross geworden. Baumgartners Lebenstraum war schon seit seiner Kindheit das Fliegen, sein Vater hielt jedoch von Sport im Allgemeinen recht wenig und sperrte sich dagegen. Viel besser konnte man sich da mit den Berufswünschen des Bruders Gerald anfreunden: Dieser wurde Koch.
10. Es kann (nicht) nur einen geben
In Österreich gibt es einen Essiggurkenhersteller namens Felix. Der wirbt schon seit Jahren mit dem Spruch "Sie müssen nicht Felix heissen, um Felix zu lieben". Mittlerweile prangt österreichweit auf Werbeplakaten für Chili-Gurken zudem: "Mutig? Zum Glück gibt’s Felix." Inwieweit Baumgartner nun die Verkaufszahlen des Lebensmittelherstellers ankurbelt, lässt sich wohl nur schwer ausmachen.
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