Fit, normal, nicht zu hübsch und nicht zu exotisch: Bei Männermodels ist der sympathische Typ von nebenan gefragt. Warum das so ist - und warum es Männer in der Modewelt trotzdem schwer haben.

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Yannis Nikolaou ist mit seiner Agentur Place Models schon seit 1999 in Hamburg vertreten und hat die Entwicklungen in der Branche beobachtet. Er weiss: Männermodels haben es in der hart umkämpften Modewelt in mancher Hinsicht leichter als ihre weiblichen Kolleginnen. Aber manchmal eben auch schwerer.

Zunächst die harten Fakten: Wenn ein Mann bei Ihnen als Model anfangen möchte – welche Masse muss er mitbringen?
Yannis Nikolaou: Er sollte optimalerweise 1,86 Meter gross sein. 1,84 Meter ist schon zu klein! Und grösser als 1,89 ist auch nicht gut.

Wieso nicht grösser?
Naja, die häufigsten Kunden sind immer noch die Kataloge. Und die präsentieren ihre Mode in Konfektionsgrösse 48 oder 50. Wenn ein Mann zu gross ist, passt er da ja nicht mehr rein. Man kann der schönste Mann auf Erden sein – aber wenn man zu gross ist, kriegt man einfach den Job nicht. Wichtig ist, was der Kunde braucht.

Welche Statur muss man mitbringen?
Nicht zu breit, nicht zu schlank. Auf Fashion Shows sieht man immer wieder so ganz dürre, komische Jungs. Das sind Eintagsfliegen. Wer dauerhaft Karriere als Fotomodel machen will, also zum Beispiel für Kampagnen von Hugo Boss oder Esprit, der sollte männlicher sein. Fit und stark, aber auch wieder nicht zu durchtrainiert. Und er sollte dem optischen Alter von etwa 23 bis 30 Jahren entsprechen.

Gibt es einen optischen Trend? Was ist derzeit gefragt?
Deutschland ist da ziemlich kommerziell und die Kunden gehen auf Nummer sicher. Daher will man einen sympathischen, familiären Typ, nicht zu exotisch, eher kein Bart, keine Tattoos. Am besten den Mann von Nebenan – nur eben ein bisschen fitter und schöner. Aber auch wieder nicht zu schön! Die Leute wollen sich ja gewissermassen mit den Models identifizieren. Besonders wichtig ist deswegen, dass er ein nettes Lächeln und eine positive Ausstrahlung hat. Wenn das nämlich fehlt, kann er das mit dem Modeln vergessen.

Ist das international anders?
Die Amerikaner sind ähnlich traditionell wie die Deutschen. Der coolere Markt ist eher in London: Hier sieht man viele Männermodels, die ein bisschen skinny sind, ein bisschen androgyner, viele mit Bart.

Der Mann von nebenan – das klingt recht normal. Haben es die Frauenmodels also schwerer?
Ja – das ist eine komplett andere Welt! Die Frauen haben es viel schwerer mit der Figur als die Männer. Bei ihnen machen zwei Kilo Gewicht oder zwei Zentimeter Hüftumfang schon enorm viel aus, bei den Männern sind zwei Kilo hin oder her egal. Ausserdem können Frauen extrem viel falsch machen was Haare, Make-Up oder Fingernägel und so etwas betrifft. Dann ist man schnell raus, wenn dem Kunden etwas nicht gefällt. Es gibt also prinzipiell sehr viel mehr Männer, die gut für Modeljobs geeignet sind.

Und trotzdem konnte man kürzlich unter anderem im Forbes-Magazin lesen, dass Männermodels so viel schlechter verdienen. Warum ist das so?
Zunächst mal gibt es sehr viele Männermodels für vergleichsweise wenige Jobangebote. Das fängt ja schon bei den Zeitschriften an: Es gibt zwei grosse Männermagazine in Deutschland. Und wie viele gibt es für Frauen? Die Kunden wissen das natürlich und können daher den Preis für die Modelle drücken. Da verdient dann eine Frau 5.000 Euro für eine Kampagne und ein Mann für die gleiche Arbeit 3.000. Das alles hat zur Folge, dass sich Männermodels auch schlechter einen Namen machen können in der Branche. Viele haben dann vielleicht gerade mal zwei oder drei Aufträge im Monat. Daher ist das Modeln oft ein Nebenjob, viele studieren nebenbei oder gehen zur Arbeit.

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