• Von Wassereinlagerungen bis hin zu Körperdruck nach der Geburt: Das Leben als Mutter hat es in sich.
  • Das und noch mehr thematisiert Moderatorin und Influencerin Evelyn Weigert in ihrem neuen Podcast "Hoppe Hoppe Scheitern".
  • Ehrliche Einblicke ins Elternleben: Wir haben mit ihr über ihre Schwangerschaften sowie den alltäglichen Elternwahnsinn gesprochen und erfahren, warum sie nach ihren Geburten "erschüttert" über ihren Körper war.
Ein Interview

Mehr Lifestyle-Themen finden Sie hier

Mehr Lifestyle-News

In Ihrem neuen Podcast "Hoppe Hoppe Scheitern" geht es darum, einen ehrlichen Einblick ins Mama-Sein zu gewähren. Gerade auf Social Media bekommt man aber eher eine perfekte Scheinwelt präsentiert: Warum versuchen so viele aus Ihrer Sicht, diese Fassade vom perfekten Familienleben aufrechtzuerhalten?

Evelyn Weigert: Ich glaube, ganz viele verstehen nicht, dass ein Konflikt, oder das An-seine-Grenzen-kommen oder die Überforderungen zu einem perfekten Familienbild dazu gehören. Alles andere ist doch Bullshit. Alles wird schön in Pastelltönen gehalten, alle lachen und liegen sich in den Armen und die Kinder schlafen durch: Das ist einfach ein riesengrosser Fake-Scheiss, der niemanden glücklich macht und niemandem hilft.

Für viele Frauen gibt es nichts Schöneres, als schwanger zu sein. Würden Sie sich auch zu dieser Gruppe zählen?

Ja und Nein. Beim ersten Kind habe ich es sehr genossen, schwanger zu sein und habe das regelrecht zelebriert. Alles war spannend und schön, ich habe ständig meinen Bauch eingeölt und hatte eine richtig gute Schwangerschaft und Betreuung. Aber ich hatte auch Symphysenschmerzen, extreme Wassereinlagerungen und ich bin zu einem richtigen Koloss geworden. Ich habe in jeder meiner Schwangerschaften 33 Kilo zugenommen und konnte mich zum Schluss fast gar nicht mehr bewegen. Trotzdem habe ich es voll genossen und abgefeiert.

Bei meiner zweiten Schwangerschaft litt ich unter schlimmer Übelkeit und gleichzeitig hatte ich noch ein kleines Kind, um das ich mich kümmern musste. Da konnte ich das Schwangersein nicht so geniessen, auch, weil ich keinen Raum hatte, mich auszuruhen und auf meine Bedürfnisse einzugehen.

Aber es ist auch eine Typ-Frage und da geht das "Gejudge" schon los und muss aufhören. Es ist ok, wenn eine Frau gerne schwanger ist und da voll drauf abgeht. Es ist aber genauso ok, wenn eine Frau sagt: "Ich bin froh, wenn der Bumms hier vorbei ist".

Hatten Sie vor Ihrer ersten Schwangerschaft ein – im Nachhinein gesehen - unrealistisches Bild vom Schwangersein?

Weil ich immer eine sehr schlanke Person war, dachte ich, ich werde so eine Schwangere, die von hinten gar nicht schwanger aussieht. Ich dachte, ich sehe aus wie vorher, mit einem kleinen Bauch (lacht). Am Ende war ich eine Wuchtbrumme vom anderen Stern. Auch mein Gesicht sah gar nicht mehr nach mir aus.

Weigert: "Ich finde Umstandsmode so unnachhaltig und scheisse"

Der Körper verändert sich in der Schwangerschaft massiv. Man nimmt unweigerlich zu, es kommt zu Wassereinlagerungen usw. Wie sehr mochten Sie Ihren schwangeren Körper?

Witzigerweise habe ich meinen schwangeren Körper gefeiert und ich fand es richtig geil. Ich war auch sehr selbstbewusst, was nach der Geburt ins komplette Gegenteil gekippt ist. Wenn die Babys draussen waren, war ich erschüttert darüber, wie mein Körper jetzt aussieht und ich musste mich extrem daran gewöhnen. Es gibt Frauen, die einen Monat nach der Geburt aussehen wie vorher und es gibt Menschen wie mich, die brauchen ein Jahr lang, um einigermassen da hinzukommen, wo sie mal waren. Wahrscheinlich wird alles nie wieder so aussehen, wie es einmal war. Sich daran zu gewöhnen, ist schwer und man darf das auch nicht verherrlichen. Man muss seinen Körper neu kennenlernen und akzeptieren und sich damit abfinden, jetzt in einem anderen Körper zu leben.

Die gängige Umstandsmode trägt nicht viel zum Selbstbewusstsein bei. Was sind Ihrer Meinung nach praktische und trotzdem schöne Schwangerschaftsklamotten. Was war Ihr Mode-Must-have?

Ich habe mir eine einzige Umstandsleggins gekauft und ansonsten auf Schwangerschaftsmode verzichtet. Ich habe einfach weite Kleider gekauft. Ich finde Umstandsmode so unnachhaltig und scheisse. Ausserdem war mir die ganze Zeit schrecklich heiss, also musste ich meine Jacken nicht zumachen (lacht). Ich habe einfach permanent geschwitzt, was ich auch jetzt noch tue. Ich habe das Gefühl, als Mutter hört man nie wieder auf zu schwitzen.

Der Körperdruck ist gnadenlos und Mütter sind erst recht nicht davor gefeit. Empfinden Sie diesen Druck, wieder in Form zu kommen, auch?

Es ist menschlich, sich zu vergleichen. Als wir beispielsweise vor Kurzem im Urlaub am Strand waren, waren da zwei andere Mamas, mit Babys im gleichen Alter wie meines. Diese Frauen sahen aus wie Models, während ich da sass, mit meinem Schwabbelbauch und meiner Cellulite. Da dachte ich schon: "Wieso sehen die so geil aus und mir sieht man es noch so an, dass ich gerade ein Baby bekommen habe?" Da habe ich mich ertappt, dass ich mich unwohl gefühlt habe. Ich habe das Gefühl, viele Frauen trauen sich gar nicht, ihre Gedanken auszusprechen, dabei ist das ganz normal, sich sowas zu denken. Aber man muss sich sagen: "Es ist dumm, was ich gerade denke und es ist ok, wie ich aussehe." Es ist schwer, sich nicht zu vergleichen. Aber es wird wieder anders werden, man muss nur lieb und fair zu sich selbst sein.

Lesen Sie auch: Warum Patricija Ionel kurz nach der Geburt ihres Sohnes schon wieder tanzen kann

Wünschen Sie sich, dass sich mehr Mütter mit einem realistischen After-Baby-Body im Netz präsentieren oder, dass der Fokus auf den Körper insgesamt abnimmt?

Natürlich wäre es geil, wenn nicht so viel Fokus auf dem Körper liegen würde. Er liegt aber darauf und das ist auch in Ordnung, denn es passiert so viel mit dem Körper. Es sollte nicht darum gehen, was perfekt und geil ist, sondern was normal und ok ist. Es gibt unterschiedliche Körper und jeder sieht nach einer Geburt anders aus und so wie jeder ist, ist er in Ordnung. Der Fokus sollte bei einem selbst liegen und nicht auf dem Vergleich mit anderen.

Weigert: "Ich liebe meinen Körper, aber nicht jeden Tag"

In dem Zusammenhang fallen oft Schlagwörter wie "Body Positivity" und Selbstliebe. Aber muss man denn seinen Körper lieben? Kann man ihn nicht nur ok finden?

Natürlich kann man seinen Körper auch einfach nur ok finden. Das Geile ist: Ich liebe meinen Körper, aber nicht jeden Tag. "Body Positivity" und Selbstliebe bedeuten nicht, dass man jeden Tag vor dem Spiegel steht und jubelt, nach dem Motto: "Boah, voll super, genauso hab' ich es mir immer gewünscht". Es kann auch heissen, dass man an manchen Tagen vor dem Spiegel steht und denkt: "Mist, habe ich mir anders vorgestellt." Sich trotzdem Respekt und Liebe entgegenzubringen und sich nicht zu hassen, das ist Selbstliebe für mich.

Die Schönheitsindustrie wüsste Rat in Form von Operationen, sogenannten "Mummy Makeovers". Könnten Sie sich Schönheitsoperationen für sich vorstellen?

Allein bei dem Begriff "Mummy Makeover" könnte ich kotzen. Das finde ich dermassen diskriminierend und beleidigend und es transportiert die total falsche Botschaft. Ich habe auch nach dem zweiten Kind darüber nachgedacht, den Busen straffen zu lassen. Genau das ist der Punkt: Es ist ok, darüber nachzudenken, weil es menschlich ist. Aber es kommt für mich vorerst nicht infrage. Ich bin so, wie ich bin und ich habe keine Lust, meinen zwei Mädchen so ein dämliches Körperbild mit auf den Weg zu geben. Was denken sich denn kleine Kinder von Müttern mit krass operiertem Körper? Ich habe keine Lust auf so ein verschobenes Bild. Wir reden von einer Operation unter Vollnarkose, die ein Risiko mit sich bringt. Es ist nicht "nur" eine Brust-OP.

Natürlich kann das jeder machen, wie er will. Ich verstehe Frauen, die sagen, sie brauchen das, um wieder zu sich selbst zu finden. Ich finde aber diese Verharmlosung dramatisch. Es ist nicht leicht, mit seinem neuen Körper klarzukommen. Unsere Gesellschaft muss einen Weg finden, damit dieses komplett beschissene Bild eines perfekten Körpers ad acta gelegt wird.

Mutter sein ist ein verdammt harter Job. Gerade Mütter gehen miteinander aber unheimlich hart ins Gericht, statt sich zu unterstützen – warum eigentlich?

Jeder hat sein eigenes Ideal davon, was perfektes Elternsein bedeutet. Das ist in Ordnung. Die Kunst liegt darin, andere Meinungen zu akzeptieren und sie nicht mit einem gehässigen Kommentar in den Dreck zu ziehen, sondern sich den Lebenshintergrund anzusehen und zu hinterfragen, warum Menschen so handeln. Man kann in den Austausch gehen, aber dieses Herablassende muss aufhören. Man kann Tipps geben, aber man muss auch erkennen, ob das Gegenüber das gerade annehmen kann, ob es einem gerade zusteht, seine Meinung zu äussern und der Tonfall spielt eine grosse Rolle.

Beim Thema Kindern denken viele sofort an die Mutter, idealerweise gibt es ja auch einen Vater. Wie sieht die Rollenverteilung bei Ihnen zu Hause aus?

Bei uns funktioniert das verhältnismässig gut. Wir sind beide selbstständig, teilen uns auf – auch mit den Nächten – und sind sehr fair zueinander. Wir ermöglichen uns unseren Beruf, auch, wenn der andere dadurch in den sauren Apfel beissen und zwei kleine Kinder allein wuppen muss. Wenn jemand einen klassischen Full-Time-Job hat, ist das bestimmt nicht einfach. Da darf man sich nicht unter Druck setzten. Jede Familie muss sich die eigene Situation ansehen und schauen, welche Lösungen sie finden kann, damit beide glücklich sind.

Wenn Eltern eines nicht haben, dann Zeit. Wie schaffen Sie sich Freiräume, für sich und als Paar?

Als Paar haben wir mit zwei so kleinen Kindern wenig Zeit für Date Nights. Ich bin eine Glucke und schaffe es nicht, mein Baby aus der Hand zu geben. Ich könnte so einen Abend gar nicht geniessen, weil ich nicht der Typ dafür bin. Wir versuchen, dass jeder für sich in Ruhe durchatmen kann, sich eine Stunde eine Auszeit nehmen kann. Meistens teilen wir uns aber radikal auf zwischen Kindern und Arbeit. Aber: Es wird nicht für immer so sein.

Sie sind selbst als Influencerin in den sozialen Netzwerken präsent. Wie finden Sie es, wenn auch die Kinder auf Social Media stattfinden, ohne Verpixeln und für jedermann erkennbar?

Bis zu einem gewissen Grad soll das jeder machen, wie er will. Aber eben nur bis zu einem gewissen Grad. Ich würde meine Kinder niemals im Netz zeigen. Es fühlt sich für mich und meinen Mann nicht richtig an.

In Ihrem Podcast berichten Sie von Stillproblemen, schlaflosen Nächten, kurzum: dem alltäglichen Elternwahnsinn. Was nervt Sie am Mutter-Sein am meisten?

Ich kann nichts mehr machen, ohne an meine Kinder zu denken. Ich habe immer ein schweres Herz, auch wenn ich nur kurz weg bin. Das ist schön, aber auch nervig, weil ich einfach gerne, wie ein wilder, freier Gaul über die Wiese galoppieren würde, ohne dabei an jemanden zu denken (lacht).

Evelyn Weigert spricht in ihrem neuen Podcast "Hoppe Hoppe Scheitern" ab 3. März 2022 mit ihren Gästen über den alltäglichen Elternwahnsinn.
JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.