Provokante Fotos zu einem sensiblen Thema: Fotograf Norbert Baksa setzte ein Model in seiner Bilderstrecke "Der Migrant" als Flüchtling in Szene. Seine Rechnung geht auf, die Bilder verbreiten sich rasend schnell im Netz. Wichtig ist dem Ungarn vor allem seine Botschaft.

Mehr Lifestyle-News

"Normalerweise lehne ich es ab, mich mit politischen Themen zu beschäftigen. Doch diese Situation betrifft jede Person in Ungarn", sagte uns Fotograf Norbert Baksa zu seinen gewagten Aufnahmen. "Ich hoffe, dass die Menschen realisieren, dass die Situation sehr komplex ist. Viele ergreifen klare Pro- oder Contra-Standpunkte, die auf unvollständigen oder verzerrten Informationen beruhen, meist verbreitet durch die Medien. Genau das wollten wir darstellen."

Baksa beschreibt seine Motive so: "Man sieht eine leidende Frau, die gleichzeitig wunderschön ist und trotz ihrer Situation einige tolle, qualitativ hochwertige Dinge besitzt." Dass im Internet nun manche Menschen seine Bilder nutzen, um zu zeigen, dass viele Flüchtlinge wohlhabend sein sollen, lässt ihn ratlos zurück. "Diese Menschen versuchen gar nicht erst, die Botschaft meiner Bilder zu verstehen."

Baksa ist sich natürlich bewusst, wie sensibel das Flüchtlingsthema ist: "Wir haben versucht, gewisse Grenzen nicht zu überschreiten und den Glauben und die Überzeugungen von Menschen nicht zu verletzen." Sein Ziel sei es, wie oft bei Künstlern, mit den Werken zum Denken anzuregen. Der Fotograf aus Ungarn betont, dass er selbst in einem Land wohne, das sehr stark von der Flüchtlingskrise betroffen ist. "Das sollten viele Menschen aus der ganzen Welt bedenken, bevor sie mich im Internet als dumm beschimpfen."

Den Titel der Foto-Serie ("Der Migrant") hat Baksa bewusst in deutscher Sprache formuliert. Denn: "Deutschland ist die führende Macht der EU und die meisten Flüchtlinge wollen dort leben." Ebenso bewusst habe man Motive gewählt, die auf verschiedene Weise interpretierbar sind - "um zu zeigen, dass man Immigranten unterschiedlich betrachten kann. Manche Menschen sehen Familien und hilfsbedürftige Kinder, andere erkennen gewalttätige Menschen oder gar Terroristen, die unsere Gesellschaft bedrohen." Diese unterschiedlichen Ansichten möchte er anprangern. Die Botschaft: "Niemand sollte es sich so leicht machen und eine zu klare Meinung zu diesem Thema beziehen."

Baksa freut sich über die grosse Aufmerksamkeit für seine Bilder. "Wir wollen der Gesellschaft und auch den Medien den Spiegel vorhalten. Die Fotos zeigen unterschiedliche Aspekte der Flüchtlingsthematik. Ich kann nur hoffen, dass die extremen Meinungen und die vorschnellen Urteile weniger werden. Das wollen wir erreichen."

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.