1,82 Meter gross und 90 Kilo Kampfgewicht: Als "Alpha Female" sorgt die Berlinerin Jazzy Gabert im Wrestling-Ring für Furore. Nun steht sie kurz davor, mit der WWE - der populärsten Wrestling-Liga der Welt - den Deal ihres Lebens abzuschliessen.

Ein Interview
von Andreas Maciejewski

Jazzy, du hast vor Kurzem in der WWE bei dem Frauenturnier "Mae Young Classic" dein Debüt gefeiert. Die Fans haben dort die WWE lautstark aufgefordert, dich unter Vertrag zu nehmen. Wie hast du die Situation erlebt?

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Jazzy Gabert: Es war total aussergewöhnlich. Ich war zehn Tage für das Turnier in den USA und das waren die Tage meines Lebens. Das hätte ich nicht erwartet.

Was war daran so besonders?

Seit 2001 stehe ich im Ring und träume davon, in der WWE zu arbeiten. Eigentlich träume ich davon, seit ich ein kleines Kind war. Endlich dieses Ziel erreicht zu haben, ist einfach ein Oh-mein-Gott-Moment.

Dann ins "Performance Center" [Anm. d. Red.: das Trainingszentrum der WWE in Orlando, Florida] zu kommen, von dem man schon so viel gehört hat. Da dachte ich mir: Ich muss mich erstmal kneifen.

Ausserdem waren viele Leute da, die ich noch von früher aus meiner Zeit in Japan kannte. Es war einfach schön, sie wiederzusehen.

Dann kam noch das Wrestling dazu. Toll zu sehen, wie viel Herz und Leidenschaft in die "Mae Young Classic" reingesteckt wurden. Es war das erste Mal, dass die WWE den Frauen aus dem Independent-Wrestlingbereich solch eine Plattform gegeben hat.

Das war unglaublich und ich werde das für immer in meinem Herzen tragen.

Bei Aufzeichnungen für die WWE-Entwicklungsliga NXT hast du inzwischen auch ein Match bestritten. Hast du bei der WWE bereits einen Vertrag unterschrieben?

Ich würde eine Karriere in der WWE lieben. Ich denke auch, dass ich bereit dafür bin.

Also unterschrieben ist nichts?

Warten wir es ab.

Trotzdem bist du die erste deutsche Wrestlerin, die je in der WWE angetreten ist. Was bedeutet dir das?

Das ist natürlich eine grosse Ehre. Ich habe hart dafür gearbeitet. Ich weiss, dass es viele deutsche Fans gibt, die das kaum erwarten können. Unser Land und unsere Fahne werde ich jedenfalls gut repräsentieren.

Was hältst du von der Frauendivision in der WWE?

In welche Richtung die WWE derzeit mit den Frauen geht, ist offen. Schauen wir uns mal an, wer im Kader ist. Da haben wir eine Nia Jax, die nun mal nicht so dem typischen Frauenbild entspricht. Dazu zählt auch Tamina.

Ausserdem gibt es auch Gespräche mit Ronda Rousey [Anm. d. Red.: der ehemalige Frauen-Champion im Bantamgewicht in der Mixed-Martial-Arts-Liga UFC]. Die Zukunft des Frauenwrestlings ist gerade richtig spannend.

Du bist ja selbst als MMA-Kämpferin aktiv. Rousey ist wohl die populärste Frau in diesem Sport. Vor Kurzem hast du sie persönlich getroffen. War das euer erstes Treffen?

Ja. Ich wollte sie schon immer mal treffen und habe ihre Biographie gelesen. Für mich ist sie ein grosses Vorbild. Ich bin aber nicht so tief drinnen im MMA-Sport, in erster Linie zählt für mich das Wrestling.

Rousey trainiert derzeit auch für ihr Debüt in der WWE. Habt ihr darüber gesprochen?

Wir haben nicht über unseren Sport geredet. Eher über ganz alltägliche Sachen. Das ist ja unsere Arbeit. Und einfach nur 24 Stunden über unsere Arbeit zu reden, ist auch nicht so prickelnd.

Was muss passieren, dass Wrestling in Deutschland wieder so populär wird wie in den Glanzzeiten in den 80ern und 90ern?

Es wäre schön, wenn die Medien wieder mehr darüber berichten würden. Ausserdem wissen viele Leute gar nicht, dass Wrestling noch im deutschen Fernsehen läuft. Wir müssten einfach wieder präsenter sein.

Ich versuche wirklich mein Bestes, indem ich in Fernsehshows gehe. Ich bin in den sozialen Medien sehr aktiv. Wir müssen einfach weitermachen.

Unsere Hallen sind recht gut gefüllt. Im November kommt die WWE wieder nach Deutschland und die Leute zeigen grosses Interesse daran. Wir sind auf einem guten Weg.

Wenn du Fremden erzählst, dass du Wrestlerin bist - wie reagieren die Leute darauf?

2001 klangen viele Reaktionen eher so: Was, du machst Schlammcatchen? Das war sehr negativ. Mittlerweile hat sich das sehr gut entwickelt. Wenn ich heutzutage sage, dass ich Wrestlerin bin, ist das anders.

Einmal habe ich - wie meine Figur "Alpha Female" – in der Öffentlichkeit als Frisur einen Mohawk getragen. Dann kam eine Frau auf mich zu und fragte: "Ich muss unbedingt wissen, was Sie beruflich machen und darf ich kurz raten?" Ich meinte: "Klar." Und sie dann: "Sie sind bestimmt Wrestlerin. Das sieht man Ihnen an."

Heute nehmen das viele positiv auf. Das freut mich auch, schliesslich habe ich mein Leben lang daran gearbeitet. Wrestling ist kein Beruf, vor dem man sich verstecken muss. Im Gegenteil: Man kann sehr stolz darauf sein.

Weil du gerade deinen Mohawk angesprochen hast: In der WWE gibt es ja auch einen Wrestler, der einen trägt: Sheamus. Wäre das was, du und er in einem Mixed-Tag-Team?

(lacht) Natürlich. Warum denn nicht?

Dann müsstest du aber erst seinen derzeitigen Tag-Team-Partner verdrängen, den Schweizer Cesaro …

Ein Tag-Team zu dritt würde auch funktionieren.

Aber bis Cesaro ein Mohawk wächst. Das dauert wohl ein bisschen …

Zur Not rasieren wir uns alle die Haare ab.

Wenn du in der WWE gegen eine Wrestlerin der Gegenwart und eine der Vergangenheit antreten könntest, in einem sogenannten Triple-Threat-Match: Welche Gegnerinnen würdest du dir wünschen?

Ich liebe Beth Phoenix. Deswegen muss sie auf jeden Fall in dem Kampf dabei sein. Und Lita zu ihren besten Zeiten. Aber du willst noch eine Wrestlerin von heute haben, oder?

Genau. Machen wir einfach ein Fatal-4-Way-Match daraus.

Dann nehme ich noch Sasha Banks dazu. Sie ist einfach so unglaublich toll.

Und wer würde dieses Match gewinnen?

Ja ich natürlich. (lacht)

Das WWE-Frauenturnier "Mae Young Classic" startet am 28. August auf dem Pay-TV-Sender "WWE Network". Jazzy Gabert trifft hier in der ersten Runde auf die US-Amerikanerin Abbey Laith.
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